Selbst wenn mit einer Gehirnerschütterung nicht zu spaßen ist, sollten Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel nach spätestens einer Woche verschwinden. Falls Patienten nach einer Gehirnerschütterung länger an den typischen Anzeichen leiden, ist von einem postkommotionellen Syndrom auszugehen.
Bei dem postkommotionellen Syndrom handelt es sich um das Auftreten mehrerer länger andauernder Symptome, für die eine Gehirnerschütterung verantwortlich ist. Die Bezeichnung besteht aus den lateinischen Begriffen „post“ (nach) und „commotio“ (Gehirnerschütterung), sodass bereits der Name Vermutungen auf die Entstehung des Leidens zulässt.
Eine Gehirnerschütterung (Commotio cerebri) tritt auf, wenn das Gehirn gegen die Schädelinnenwand aufprallt. Gründe dafür sind beispielsweise Stürze, Stöße oder Schläge auf den Kopf. Das Hirn, das sonst geschützt in einer Flüssigkeit schwimmt, prallt gegen den harten Knochen, sodass es zu einer Schwellung kommt. Typische Symptome, die in diesem Fall auftreten, sind:
Die Anzeichen treten nicht immer direkt nach einem Sturz oder Unfall auf. Manchmal dauert es mehrere Stunden, bis sich die ersten Symptome zeigen. Schwindel oder Kopfschmerzen werden am nächsten Tag häufig nicht ernst genommen, sodass man den Gang zum Arzt aufschiebt. Dieses Verhalten ist jedoch keineswegs zu empfehlen. Einerseits können hinter den Krankheitsanzeichen schwerwiegendere Erkrankungen wie beispielsweise eine Hirnblutung stecken. Andererseits begünstigt eine nicht behandelte Gehirnerschütterung die Entstehung des postkommotionellen Syndroms enorm. In diesem Fall leiden Patienten mehrere Wochen bis Monate unter Beschwerden wie starken Kopfschmerzen, Schwindel oder Müdigkeit.
Die Symptome, die ein postkommotionelles Syndrom verursacht, zeigen sich innerhalb von vier Wochen nach dem Unfall. Obwohl Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Schwindel normalerweise abklingen müssten, leiden die Patienten weiterhin unter den Symptomen. Eine Substanzschädigung des Gehirns kann der Arzt allerdings nicht feststellen. Die Symptome sind vom Einzelfall abhängig und lassen sich nur subjektiv bewerten. Laut Definition des Syndroms kann es zu folgenden Krankheitsanzeichen kommen:
Weil die genannten Symptome Auswirkungen auf das Leben der Patienten haben, haben Betroffene oftmals zusätzlich mit psychischen Problemen zu kämpfen. Im Normalfall geht die Symptomatik innerhalb der ersten drei Monate zurück. Es gibt allerdings vereinzelte Fälle, bei denen Patienten Symptome über Wochen, Monate oder gar Jahre gezeigt haben.
Das postkommotionelle Syndrom gilt bisher als wenig erforscht. Darum gibt es derzeit noch keine spezifische Therapie. Wichtig ist, die Hoffnung der Patienten zu stärken. Ärzte vermitteln den Betroffenen, dass die Beschwerden nicht ungewöhnlich sind und die Krankheit normalerweise innerhalb weniger Wochen verschwindet. Studien haben gezeigt, dass eine positive Grundeinstellung zu einer Besserung und schnelleren Heilung des Syndroms führt.
Darüber hinaus ist es wichtig, die einzelnen Symptome der Patienten zu behandeln. Gegen Kopfschmerzen können beispielsweise Schmerzmittel eingenommen werden. Allerdings sollten diese nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt und nicht länger als vier Wochen regelmäßig eingenommen werden, weil der Körper sonst eine Toleranz gegenüber dem Schmerzmittel aufbaut.
Zudem hat sich gezeigt, dass die Einnahme des Antidepressivums Amitriptylin zu einer Besserung verschiedener Beschwerden führt. Das Medikament kann einerseits bei Kopfschmerzen hilfreich sein, andererseits bei Symptomen wie Reizbarkeit, Schwindel, Erschöpfung und Schlafstörungen helfen. Sollten Betroffene an schweren psychischen Symptomen leiden, kann eine zusätzliche Psychotherapie sinnvoll sein.
Die gute Nachricht für Betroffene: In über 80 Prozent der Fälle verschwindet das postkommotionelle Syndrom nach etwa drei Monaten. In sehr wenigen Einzelfällen kann sich die Krankheit über mehrere Jahre hinweg erstrecken. Die Gründe hierfür sind umstritten. Mediziner gehen davon aus, dass die vermehrte Gabe von Schmerzmitteln die Krankheit genauso wie übertriebene Schonung nach der Commotio cerebri eine Chronifizierung der Krankheit begünstigen, die einem postkommotionellen Syndrom entspricht.
aktualisiert am 18.03.2022