Ein paar Tage Bettruhe, leichte Kost und keine körperliche Anstrengung – so lautet die Empfehlung von vielen Ärzten, nachdem eine Gehirnerschütterung diagnostiziert wurde. Werden die Ratschläge eingehalten, sind die Beschwerden im Normalfall nach wenigen Tagen überstanden. Doch in einigen Fällen verursacht eine Gehirnerschütterung Folgeerkrankungen, die sich über Jahre erstrecken können. Damit das sogenannte postkommotionelle Syndrom nicht auftritt, sollte man die Kopfverletzung ernst nehmen und seinem Körper Ruhe gönnen.
Die medizinische Bezeichnung für eine Gehirnerschütterung lautet Commotio cerebri oder „leichtes Schädel-Hirn-Trauma“. Sie ist damit eine geringgradige Form der Kopfverletzung. Dennoch sollte das Leiden nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Schließlich handelt es sich bei einer Gehirnerschütterung um eine Verletzungsfolge, bei der das Gehirn beteiligt ist. Das Gehirn liegt eigentlich geschützt zwischen robusten und stabilen Schädelknochen. Zusätzlich schwimmt es in einer Hirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, dem Liquor cerebrospinalis. Diese Flüssigkeit soll einem Druck entgegenwirken und dafür sorgen, dass die Schwerkraft oder mechanische Einwirkungen keine Schäden am Gehirn verursachen. Allerdings können Stöße auf den Kopf dafür sorgen, dass der Schutz nicht mehr vollständig gegeben ist. Das Hirn wird durch die äußere Krafteinwirkung schlagartig bewegt, sodass es gegen den harten Schädelknochen prallt. Dadurch werden die Nervenzellen des Gehirns überreizt und es kann zum kurzzeitigen Funktionsverlust kommen. Typische Symptome sind in diesem Fall eine kurze Bewusstlosigkeit sowie im Anschluss fehlende Erinnerungen an den Unfall. Durch die Erschütterung kommt es zu einer Schwellung im Kopf, die Druck aufbaut. Je größer dieser Druck ist, desto gefährlicher sind die Folgen einer Gehirnerschütterung.
Eine Gehirnerschütterung zeigt sich meist im Rahmen typischer Symptome. Treten folgende Anzeichen entweder direkt nach einem Unfall oder innerhalb von 24 Stunden auf, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Gehirnerschütterung ausgehen:
Allerdings zeigt auch eine Hirnblutung ähnliche Symptome, genauso wie ein schweres Schädel-Hirn-Trauma. Damit die Verletzung keine Folgeschäden verursacht, sollte sie einerseits schnell diagnostiziert, andererseits rasch behandelt werden. Deswegen sollte man bei jeder Kopfverletzung vorsorglich einen Arzt aufsuchen. Hat man im Rahmen eines Unfalls das Bewusstsein verloren, ist ein Arztbesuch unabdingbar.
Sollte bei der ärztlichen Untersuchung ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma festgestellt werden, verschreiben die Ärzte Bettruhe. Bei Risiken wird der Patient über Nacht stationär aufgenommen, um eine dauernde Beobachtung zu gewährleisten. In den meisten Fällen dürfen Betroffene anschließend nach Hause gehen, um sich dort auszukurieren. In den folgenden Tagen sollten sie helle Bildschirme wie Fernseher, Smartphones oder Computer genauso wie anstrengendes Lesen oder körperliche Arbeit vermeiden. Diese Maßnahmen genügen in der Regel, dass die Beschwerden innerhalb von rund einer Woche abklingen. Sollten die Kopfschmerzen zu stark sein, dürfen Patienten außerdem Schmerzmittel einnehmen. Ebenso kann der Arzt ein Medikament gegen Übelkeit verschreiben.
Allerdings gibt es einige Betroffene, bei denen die Gehirnerschütterung länger anhält. Zeigen sich die Symptome länger als vier Wochen, so spricht man vom postkommotionellen Syndrom. Dieses kennzeichnet sich einerseits durch die bereits genannten Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. Allerdings leiden Patienten mit diesem Syndrom teilweise über Wochen hinweg unter den Beschwerden. Andererseits kommen weitere Krankheitssymptome hinzu, die sich folgendermaßen äußern:
In vielen Fällen verschwinden diese Beschwerden innerhalb von drei Monaten. Allerdings sind sich die Mediziner über die Therapie des postkommotionellen Syndroms uneinig. Während einige Ärzte für die Einnahme von Schmerzmitteln gegen die Kopfschmerzen argumentieren, raten andere davon ab. Grundsätzlich sollte man Schmerzmittel nicht länger als vier Wochen regelmäßig einnehmen, da der Körper sonst eine verminderte Empfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff entwickelt. Weiterhin sind die meisten Ärzte der Ansicht, dass ein übervorsichtiges Verhalten zur Schonung ein langes Fortbestehen der Beschwerden begünstigt. Verschiedenen Studien zufolge hilft eine positive Einstellung gegenüber dem eigenen Zustand, die Langzeitfolgen zu verhindern. Wer der Meinung ist, das Syndrom sei schnell überstanden und habe keine weitreichenden Folgen, der erhöht seine Chancen auf eine schnelle Genesung. Interessant ist außerdem, dass das Syndrom bei Kleinkindern nicht vorkommt. Experten gehen daher davon aus, dass zu viele negative Gedanken über den eigenen Gesundheitszustand negativ auf die Heilung des Syndroms wirken. Obwohl sich in über 80 Prozent innerhalb der ersten drei Monate eine Besserung oder Heilung des Leidens einstellt, gibt es Einzelfälle, die länger als ein Jahr unter dem postkommotionellen Syndrom leiden. Da sich die gesundheitlichen Beschwerden auf den Rest des Lebens auswirken, leidet ein Großteil dieser Patienten unter psychischen Problemen.
Das postkommotionelle Syndrom lässt sich häufig vermeiden, wenn man nach dem Unfall direkt richtig reagiert. Immer wenn der Kopf verletzt wird, sollte man einen Arzt aufsuchen. Bei einigen Menschen zeigen sich erst verspätet die klassischen Symptome einer Gehirnerschütterung (Commotio cerebri). Deswegen ist es wichtig, dass Betroffene unter Beobachtung bleiben. Sollte zu Hause kein Angehöriger ein Auge auf den Patienten werfen können oder bestimmte Risikofaktoren bestehen, wird der Arzt den Patienten unter Umständen für 24 Stunden stationär ins Krankenhaus einliefern lassen.
Sollten die Untersuchungen ergeben, dass der Betroffene an einem leichten Schädel-Hirn-Trauma leidet, genügen Bettruhe und Schonung. Diese müssen allerdings strikt eingehalten werden. Andernfalls begünstigt man die Entstehung des postkommotionellen Syndroms. Dennoch können die Patienten davon ausgehen, nach erfolgreicher Therapie keine Folgeschäden zu tragen.
Es gibt einige Menschen, die besonders häufig von Gehirnerschütterungen betroffen sind. Meist sind die ausgeübten Berufe schuld daran, weil sie ein hohes Verletzungsrisiko für den Kopf bergen. Bei folgenden Personengruppen ist das mehrmalige Auftreten von Gehirnerschütterungen keine Seltenheit:
Bei gefährdenden sportlichen (oder beruflichen) Tätigkeiten ist es wichtig, dass die Personen ihren Kopf stets durch einen Helm schützen. Studien haben ergeben, dass insbesondere das mehrmalige Auftreten einer Commotio cerebri das Risiko für eine Demenz deutlich erhöht. Durch die wiederholte Verletzung der Nerven kann es zu einer Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit kommen. Zudem ist bei ein- oder mehrfachen Gehirnerschütterungen das Risiko erhöht, dass sich weitere Spätfolgen der Gehirnschädigung wie Lernschwächen, Gedächtnisstörungen, eine Parkinson-Erkrankung, Epilepsie oder Depressionen entwickeln.
Ein Schädel-Hirn-Trauma bedeutet, dass Nerven im Gehirn geprellt sind und eine Schwellung im Kopf folgt. Während diese bei einer Gehirnerschütterung recht klein ausfällt, ist sie bei schweren Traumata deutlich größer. Jedoch kann es passieren, dass die Schwellung im Laufe der Zeit ansteigt und damit schwerwiegende Folgen verursacht. Deswegen ist es wichtig, Patienten mit einer Gehirnerschütterung für die nächsten Stunden zu beobachten. Nur so lässt sich im Ernstfall schnelle und effektive Hilfe gewährleisten. Eine Schwellung im Kopf führt dazu, dass der Druck steigt. Die Folgen davon sind Kopfschmerzen, Schwindel oder Übelkeit. Wird der Druck jedoch noch größer, können verschiedene Hirnbereiche abgedrückt werden und ihre Funktion verlieren. Falls nicht umgehend reagiert wird, besteht die Gefahr, dass das Gehirn irreparable Schäden nimmt. In einigen Fällen hilft es, wenn die Patienten sich schonen, in anderen besonders ausgeprägten Fällen muss der Schädel eröffnet werden, damit der Druck nachlässt.
Gefahren gehören zum Leben dazu und lassen sich nicht komplett aus dem Alltag verbannen. Dennoch gibt es einige Dinge, die man aktiv dafür tun kann, um eine (weitere) Gehirnerschütterung und damit verbundene Folgeerkrankungen zu vermeiden. So sollte man bei allen Sportarten, bei denen Schläge oder Stöße auf den Kopf sowie Stürze drohen, einen geeigneten Helm tragen. Zu diesen Sportarten zählen insbesondere:
Für Kinder lassen sich Gefahren meist einfach vermeiden. So sollten kleinere Kinder immer nur auf geeigneten Kindersitzen im Auto mitfahren, um das Verletzungsrisiko bei einem Unfall möglichst gering zu halten. Überdies sollten erhöhte Standorte wie ein Balkon oder die Treppe zu Hause gesichert werden. Säuglinge sollten nie unbeobachtet auf der Wickelkommode liegen gelassen werden und ein Hochbett sollte bis zu einem bestimmten Alter für Kinder noch nicht verwendet werden.
Wer bereits einmal an einem leichten Schädel-Hirn-Trauma erkrankt war, der sollte das Risiko für eine erneute Kopfverletzung möglichst gering halten. Damit senkt man das Risiko, die Funktionen des Gehirns nachhaltig zu schädigen. Weiterhin ist es wichtig, eine diagnostizierte Gehirnerschütterung auszukurieren. Gerade Sportlern, aber auch Kindern fällt es oft schwer, sieben bis zehn Tage im Bett zu verbringen. Dennoch ist in dieser Zeit das Risiko sehr hoch, erneut ein Schädel-Hirn-Trauma zu erleiden oder dieses zu verschlimmern, unter anderem deshalb, weil die Betroffenen sich noch nicht wieder so sicher wie vorher in der Umgebung bewegen können. Darüber hinaus erhöht man durch frühzeitige Belastung die Gefahr, am postkommotionellen Syndrom zu erkranken.
Leichte Kopfschmerzen, etwas Schwindel oder ein flaues Gefühl in der Magengegend – nicht jeder nimmt die Beschwerden einer Gehirnerschütterung so ernst, wie es eigentlich sein sollte. Wer einen Sturz oder eine Gewalteinwirkung auf den Kopf erlitten hat, sollte sich immer ärztlich durchchecken lassen. Nur so lassen sich schwerere Erkrankungen wie eine Hirnblutung oder ein schweres Schädel-Hirn-Trauma ausschließen. Sollten Betroffene außerdem bewusstlos werden oder aus den Ohren oder der Nase bluten, muss direkt der Notarzt verständigt werden. Die Anzeichen deuten auf eine ernste Verletzung des Gehirns hin.
Darüber hinaus ist es wichtig, sich die Empfehlungen des Arztes zu Herzen zu nehmen. Wenn der Arzt Ruhe verordnet, sollte diese eingehalten werden. Wer sich schont und auskuriert, reduziert das Risiko für Folgeerkrankungen deutlich und die Gehirnerschütterung ist bereits nach wenigen Tagen überstanden.
aktualisiert am 16.08.2019