Eine Enzephalitis ist eine Entzündung des Gehirns. Diese Erkrankung kann auf verschiedene Auslöser zurückzuführen sein. Bei einer Virusenzephalitis sind Viren für die Entzündung im Gehirn verantwortlich. Grundsätzlich handelt es sich bei einer Virusenzephalitis um eine lebensbedrohliche Krankheit, die ein schnelles Einschreiten durch einen fachkundigen Arzt erforderlich macht. Welcher Erreger die Virusenzephalitis ausgelöst hat, wirkt sich entscheidend auf die Symptome aus.
Um eine Entzündung des Gehirns auszulösen, müssen sich die Viren ihren Weg zum zentralen Nervensystem bahnen. Dies ist zum Beispiel über die Nase entlang des Riechnervs oder entlang des Sehnervs möglich. In wesentlich mehr Fällen gelangen die Viren über das Blut zum Gehirn, indem sie die Blut-Hirn-Schranke durchdringen. Die Blut-Hirn-Schranke wird auch als Blut-Liquor-Schranke bezeichnet, wobei mit dem Fachbegriff „Liquor“ das Nervenwasser gemeint ist. Bei dieser Schranke handelt es sich um einen Filter von mikroskopischem Ausmaß, der dafür sorgen soll, dass Bestandteile des Bluts nicht in das Nervenwasser um das Gehirn herum gelangen können. Nicht immer funktioniert die Blut-Hirn-Schranke wie vorgesehen, sodass die Erreger den Schutzfilter viel zu leicht überwinden können. Mitunter sind es die Viren selbst, die dafür sorgen, dass sich die umliegenden Gefäße entzünden. Dies führt ebenfalls zu einer höheren Durchlässigkeit der Schranke. Wie genau die Viren diese lebenswichtige Schranke überwinden können, muss teilweise noch geklärt werden. Es ist davon auszugehen, dass neben anderen Faktoren die Aggressivität des Virus (die sogenannte Virulenz) sowie die Immunstärke der betroffenen Person eine Rolle spielt.
Bei der Krankheit entscheiden die Erreger über die Symptome. Bei den meisten Formen der Virusenzephalitis ist von den folgenden Symptomen auszugehen, die häufig plötzlich auftreten:
Abhängig davon, welche Regionen des Gehirns in Mitleidenschaft gezogen werden, können die folgenden neurologischen Ausfälle zu beobachten sein:
Viele Menschen, die an einer Virusenzephalitis erkranken, sind zunächst von einem der folgenden Krankheitsbilder betroffen:
Ob Grippe- oder Mumps-Viren, sie alle können eine Virusenzephalitis auslösen. Häufig sind es die gleichen Erreger, die sowohl zu einer Virusenzephalitis als auch zu einer Virusmeningitis, sprich einer Hirnhautentzündung, die von Viren ausgelöst wurde, führen. An dieser Stelle sind vor allem die folgenden Viren zu nennen:
Sofern eine Virusenzephalitis vom FSME-Virus oder Herpes-Viren ausgelöst wird, handelt es sich dabei um eine besonders besorgniserregende Form der Gehirnentzündung.
Gerade wenn Herpes-Viren zu einer Herpes-simplex-Enzephalitis geführt haben, kann daraus schnell ein lebensbedrohlicher Notfall werden. Daher ist es so wichtig, dass die Krankheit so schnell wie möglich diagnostiziert wird. Dass es zu einer derart schweren Virusenzephalitis, ausgelöst von Herpes-Viren, kommt, passiert nur äußerst selten. Selbst wenn eine schnelle Therapie erfolgt, müssen rund 50 Prozent der Patienten mit dauerhaften Schäden rechnen. Die Herpes-Viren bahnen sich oftmals über die Nase und anschließend über die Nebenhöhlen ihren Weg bis zum Gehirn.
Die FSME-Erkrankung ist auch als Frühsommer-Meningoenzephalitis bekannt. Die Übertragung findet durch Zecken statt. Die Infektionsgefahr ist vor allem in Waldgebieten, wie zum Beispiel im Süden von Deutschland in Bayern und Baden-Württemberg, gegeben. Das FSME-Virus löst im Anschluss an den folgenschweren Zeckenbiss zunächst Symptome aus, die an eine Grippeerkrankung erinnern. Rund zehn Prozent der Infizierten müssen drei Wochen später damit rechnen, von den folgenden Krankheitssymptomen betroffen zu sein:
Außerdem können die Gelenke, der Herzmuskel und die Leber in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies macht eine FSME-Erkrankung entsprechend gefährlich. Eine Schutzimpfung wird angeboten, da es keine Therapiemöglichkeiten gibt, die eine Heilung garantieren. In der Summe sind es circa zwei Prozent der Patienten, die an dieser Form der Virusenzephalitis versterben. Viele Betroffene leiden unter bleibenden Schäden durch die FSME.
Schließlich können auch die folgenden Viren und Viruserkrankungen eine Gehirnentzündung nach sich ziehen:
Bei einem Verdacht auf eine Enzephalitis wird der Arzt verschiedene Untersuchungen durchführen. Er bringt die Symptome und die Vorerkrankungen des Patienten in Erfahrung (Anamnese). Insbesondere stehen folgende Diagnosemöglichkeiten zur Verfügung, um eine Virusenzephalitis festzustellen und von anderen Erkrankungen zu unterscheiden:
Eine Virusenzephalitis wird im Krankenhaus behandelt. Die genaue Behandlung richtet sich nach dem Erreger. Bei vielen Arten von Viren lässt sich eine Virusenzephalitis nicht mit speziellen Medikamenten behandeln, die die Erreger angreifen. Hierbei reichen Bettruhe, Maßnahmen zur Fiebersenkung sowie die Gabe von Schmerztabletten wie zum Beispiel Paracetamol häufig aus, um Herr der Lage zu werden.
Sofern es sich um eine der gefährlicheren Formen der Virusenzephalitis mit bestimmten Erregern handelt, erfolgt eine spezifische Therapie. Dazu gehören Gehirnentzündungen durch das Herpes-Simplex-Virus, das Varizella-Zoster-Virus (der Windpocken- und Gürtelrose-Erreger) oder das Zytomegalievirus. Bei diesen Erkrankungen müssen antivirale Medikamente zum Einsatz kommen, welche die Viren daran hindern, sich weiter zu vermehren.
Die Wirkungsweise der sogenannten Virustatika ist denkbar einfach. Viren brauchen bestimmte Enzyme, um sich vermehren zu können. Diese Medikamente hemmen diese Enzyme, um der Vermehrung der schädlichen Erreger Einhalt zu gebieten. Zu den Virustatika, die bei einer beschriebenen Enzephalitis eingesetzt werden, gehören Aciclovir und Foscarnet.
Sofern es sich um eine Virusenzephalitis mit einem besonders schweren Verlauf handelt, kann ein Aufenthalt auf der Intensivstation erforderlich werden. Eine Überwachung der folgenden Körperfunktionen wird zur Sicherheit der Patienten angeordnet:
Bei einigen Patienten ist eine künstliche Beatmung vonnöten.
Da es sich bei einer Virusenzephalitis oftmals um eine lebensbedrohliche Erkrankung handelt, stellt sich die Frage, ob diese Form der Gehirnentzündung ansteckend ist. Die Ansteckungsgefahr ist von dem auslösenden Virus abhängig. Zudem gelten Babys sowie Senioren als besonders gefährdet. Sie leiden häufiger an einer Gehirnentzündung, wobei es sich in der Summe um ein sehr seltenes Krankheitsbild handelt.
Sofern eine Person im eigenen Umfeld an einer Virusenzephalitis erkrankt ist, sind die nötigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Es gilt, auf einen hohen Hygienestandard zu achten. Außerdem sollte ein ausreichender Abstand eingehalten werden. Da beispielsweise Masern eine Virusenzephalitis auslösen können, dürfte klar sein, dass eine entsprechend große Ansteckungsgefahr besteht.
Manch ein Patient hat nur wenige Tage mit einer Virusenzephalitis zu kämpfen. Ein Krankheitsverlauf von mehreren Wochen ist ebenso denkbar. Bei einem Immunsystem, welches vor der Gehirnentzündung stark geschwächt war, ist von einem längeren Krankheitsverlauf auszugehen. Zudem entscheiden die spezifischen Erreger über die Schwere des Verlaufs.
aktualisiert am 27.11.2023