Infektionen greifen immer wieder auf lebenswichtige Organe über. Akute Gefahr droht, wenn sich aus dem Krankheitsgeschehen schwere Komplikationen und daraus am Ende Spätfolgen wie Lähmungen entwickeln. Gefürchtet sind Entzündungen der Hirnhaut (Meningitis) oder des Gehirns (Enzephalitis). In beiden Fällen kann es zu Verläufen mit Spätfolgen kommen, die den Alltag der Patienten belasten. Darüber hinaus führen Formen beider Erkrankungen unter Umständen zum Tod.
Zwischen einer Enzephalitis und einer Hirnhautentzündung gibt es Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten. Wichtig ist es für Patienten, die Symptome zu erkennen und rechtzeitig zum Arzt zu gehen. Beginnt die Behandlung früh, erhöhen sich die Chancen auf eine Heilung ohne Spätfolgen. Dies trifft sowohl auf Patienten mit Gehirnentzündung als auch auf Patienten mit Hirnhautentzündung zu.
Einer der ersten Unterschiede zwischen einer Meningitis und der Enzephalitis ist die Lokalisation. Die Meningitis betrifft die Hirnhäute (Meningen). Hierbei handelt es sich um eine mehrteilige Schicht Bindegewebe, die das Gehirn umgibt. Aufgebaut ist sie aus:
Zwischen weicher Hirnhaut und der Spinnenwebenhaut liegt eine Liquorschicht (der Liquor ist die „Nervenflüssigkeit“). Erreger dringen in diesen Bereich ein und lösen hier die Entzündung aus.
Entsteht eine Enzephalitis, ist das Gehirn selbst betroffen. Betroffen sind von einer Hirnentzündung entweder das gesamte Gewebe (Panenzephalitis) oder einzelne Gewebeteile.
Ein zweiter, nicht unerheblicher Aspekt betrifft die Auslöser. Für eine Meningitis kommen in Frage:
Bei der Enzephalitis sind es besonders Viren, die als Erreger für die Entzündung in Frage kommen. Hierzu gehören Herpes- oder Varizella-Zoster-Viren. Eine Gehirnentzündung kann aber auch ausgelöst werden durch:
Die Erkrankung kann akut – also sehr plötzlich – auftreten, sich aber auch allmählich entwickeln und über einen längeren Zeitraum anhalten. Hier wird von einer chronischen Enzephalitis gesprochen. Das Gleiche gilt für eine chronische Meningitis im Vergleich zu der akuten Form. Das Ursachenspektrum ist bei einer chronischen Hirnhautentzündung breit: Es erfasst Bakterien (zum Beispiel Mycobacterium tuberculosis oder Borrelien) genauso wie Pilze (zum Beispiel Cryptococcus neoformans), aber auch andere Keime oder krankhafte Ursachen. Bei der Ursache einer chronischen Enzephalitis handelt es sich hingegen oft um Autoimmunerkrankungen (Störungen durch Angriff des eigenen Immunsystems auf das Gehirngewebe).
Beide Krankheiten unterscheiden sich teilweise in ihren Krankheitszeichen. Es gibt aber auch einige Gemeinsamkeiten. Unspezifische Krankheitszeichen wie Fieber, Abgeschlagenheit oder Konzentrationsschwäche – in Kombination mit Kopfschmerzen und Schwindel – können sowohl bei der Hirnhautentzündung als auch einer Enzephalitis auftreten.
Stärker ausgeprägt sind die Unterschiede im Hinblick auf die neurologischen Zeichen. Bei einer Meningitis treten auf:
Die Enzephalitis umfasst in diesem Zusammenhang ein sehr breites Spektrum an Krankheitszeichen. Zu den Anzeichen einer Enzephalitis gehören:
Eine Schwierigkeit besteht darin, dass sich Gehirnentzündungen in ihren Symptomen und dem Krankheitsverlauf – je nach Erregertyp – unterscheiden können.
Damit gibt es eine Reihe von Besonderheiten, die eher auf die Gehirnentzündung oder eher auf die Hirnhautentzündung zutreffen.
Ursachen:
Erkranktes Organ:
Symptome:
Ursachen:
Erkranktes Organ:
Symptome:
Hirnhautentzündung und Enzephalitis können getrennt voneinander auftreten. Möglich ist aber auch eine parallele Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns. Die Medizin spricht in diesem Zusammenhang von einer Meningoenzephalitis. Hiervon noch einmal zu unterscheiden ist die Enzephalomyelitis/Meningoenzephalomyelitis, bei welcher zusätzlich noch das Rückenmark ins Krankheitsgeschehen involviert ist.
Eines der bekannten Beispiele – und auch in Mitteleuropa durchaus ein Thema – ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis. Kurz als FSME bezeichnet, wird sie durch das FSME-Virus ausgelöst. Dieses ist in Form von drei Untergruppen beschrieben und wird in der Hauptsache durch Zeckenstiche übertragen. Die Sterblichkeit der Erkrankung liegt um die zwei Prozent. Gegen FSME lässt sich präventiv mit einer Impfung vorgehen.
Grundsätzlich richtet sich die Behandlung nach dem Erreger. Da sowohl die Enzephalitis als auch die Hirnhautentzündung durch Viren und Bakterien ausgelöst werden, gibt es grundsätzlich keine größeren Unterschiede. Allerdings sind für die Meningitis Bakterien als Verursacher häufig. Liegt ein entsprechender Verdacht nahe, wird bei bestimmten Patientengruppen bereits vor der genauen Erregerbestimmung mit der Gabe von Antibiotika begonnen. Viral ausgelöste Gehirnentzündungen werden heute häufig symptomatisch behandelt, also nicht durch Bekämpfung der Ursache, sondern durch Linderung der Folgen. So existiert kein bekanntes Virostatikum (Medikament gegen Viren), welches beispielsweise bei einer FSME-Erkrankung zum Einsatz kommt. Auf der anderen Seite sprechen durch Herpes-Viren verursachte Erkrankungen auf Virostatika wie Aciclovir oder Ganciclovir an.
aktualisiert am 15.03.2021