Eine Gefäßprothese kann eingesetzt werden, wenn die Aorta (Hauptschlagader) krankhaft erweitert ist. Eine solche Aussackung an einem Blutgefäß mit Gefäßwandschwäche wird als Aneurysma bezeichnet. Ein Aortenaneurysma kann in jeder Höhe auftreten. Die meisten Aortenaneurysmen (etwa 85 Prozent der Fälle) finden sich im Bauchbereich unterhalb der Nieren (Bauchaortenaneurysma). Nieren- und Beckenarterien können dann mit betroffen sein. Die Gefahr bei einem Aneurysma besteht darin, dass es reißen kann (Aneurysmaruptur). Da viel Blut aus der Aorta austritt, ist dies ein lebensbedrohlicher Notfall. Bei einem Aneurysma kann eine offene Operation zum Einsetzen einer Gefäßprothese sinnvoll sein. Dadurch wird das Risiko eines Risses deutlich gesenkt. Bei einer Notoperation eines gerissenen Aneurysmas wird ebenfalls eine Gefäßprothese eingesetzt. Wichtige Arten von Prothesen sind die Rohrprothese und die Y-Prothese.
Aneurysmen können entstehen, wenn die Gefäßwand geschwächt ist. Dies kann angeboren oder erworben sein. Häufig kommt es bei Arteriosklerose zu Aortenaneurysmen. Bei Arteriosklerose verengen Ablagerungen aus Blutbestandteilen langsam den Gefäßdurchmesser. Risikofaktoren für Arteriosklerose und somit auch für Aneurysmen sind Bluthochdruck, ungünstige Blutfett-Zusammensetzung, Rauchen, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) und weitere Umstände. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.
Entzündungen, Verletzungen oder Verengungen an benachbarter Stelle können ebenfalls die Aussackung bedingen.
Bei einer einfachen Variante liegt das Aneurysma nur im Bereich zwischen den Abgängen der Nieren- und Beckenarterien. Die Aussackung kann aber auch in Nieren- oder Beckenschlagadern hineinreichen.
Anfangs bestehen oftmals keinerlei Beschwerden. Daher werden Aneurysmen oftmals per Zufall bei anderen Untersuchungen (z.B. Röntgenuntersuchungen) des Brust- und Bauchraums gefunden. Bei Vergrößerung der Aussackung kann es zu Druckschäden des umliegenden Gewebes kommen. Schmerzen entstehen dann oft. Bei Nervenbeeinträchtigung können Taubheitsgefühl oder Lähmungen auftreten. Wenn sich Blutgerinnsel von der Gefäßwand lösen und vom Blutstrom mitgeführt werden, können Arterien verlegt werden, und es kommt zu Durchblutungsstörungen, die sich z.B. als Rückenbeschwerden, Nierenfunktionsverlust oder arterielle Verschlusskrankheit der Beine äußern.
Das geschwächte Gewebe des Aneurysmas kann auch reißen (Ruptur), und es ergießt sich Blut in die Umgebung. Dieser Zustand ist lebensbedrohlich, da der innere Blutverlust sehr hoch ist. Bei der Ruptur entstehen sehr starke Schmerzen.
Die Wandschichten der Aorta können bei einem Aneurysma voneinander getrennt werden (Dissektion). Meist ist die innere Schicht abgelöst, es kommt zu einem zweiten Blutkanal. Dies führt ebenfalls zu Durchblutungsstörungen. Bei der Aortendissektion kann auch die äußere Gefäßschicht reißen, hier kann der Patient durch die starke Blutung ebenfalls versterben.
Zusätzlich zum Aneurysma bestehen oft Engstellen (Stenosen) in der Umgebung oder in anderen Bereichen der Aorta. Auch hierdurch wird teilweise die Durchblutung eingeschränkt.
Zunächst wird die Anamnese (Patientengeschichte) erhoben. Ein Bauchaortenaneurysma kann teilweise auch ertastet werden. Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen-Kontrastmittelaufnahme oder Computertomographie (CT) können vorgenommen werden, um das Aneurysma darzustellen und zu beurteilen.
Bei kleinen, nicht oder kaum größer werdenden Aneurysmen kann eine regelmäßige Kontrolle ausreichend sein. Dabei sollte der Blutdruck optimal eingestellt werden und darauf geachtet werden, keine zu großen körperliche Belastungen (schweres Heben, Bauchpresse) einwirken zu lassen.
Bei größeren Befunden (mehr als 5–5,5 cm) oder bei zunehmender Ausdehnung ist eine Operation erforderlich. Durch das Einsetzen einer Gefäßprothese lassen sich die erheblichen Risiken der Aortenaussackung begrenzen. Bei Ruptur (Riss) des Aneurysmas muss eine Notoperation erfolgen, um den tödlichen Ausgang zu verhindern.
Die klassische, offene Operation wird in Vollnarkose mit Bauchschnitt (Laparotomie) vorgenommen. Dabei wird die Aorta ausgeschält und die passende Gefäßprothese wird eingefügt.
In vielen Fällen kommt das Einbringen einer Rohrprothese in die Aorta in Betracht. Das bedeutet, dass eine rohrförmige Gefäßprothese eingenäht wird, die ein auf die Aorta begrenztes Aneurysma ersetzt (aorto-aortales Interponat). Bei Miteinbeziehung der Nierenarterie wird diese an das Kunststoffrohr genäht. Auch kann ein Bypass (künstliche Umgehung) zur Nierenarterie angelegt werden.
Sind die Beckenarterien mit betroffen, wird eine Y-Prothese eingefügt. Diese Gefäßprothese hat die Form eines „Y“, was der anatomischen Anordnung der Gefäße (untere Bauchaorta, Beckenarterien) entspricht. Die Y-Prothese wird nach der medizinischen Bezeichnung für die Aufgabelung der Aorta (Bifurkation) in die beiden Beckenarterien auch Bifurkationsprothese oder Bif-Prothese genannt.
In manchen Fällen genügt es, über einen minimal-invasiven Eingriff eine Kunststoff-Gefäßprothese (Stentgraft) fest einzusetzen. Die Stentprothese wird über einen Katheter von der Leistengegend über die Arterie an den Bereich gebracht, an dem das Aneurysma liegt. Der Stentgraft überbrückt das Aneurysma von innen und stellt eine Abdichtung zwischen Blutfluss und geschädigter Gefäßwand her.
Ist die Ausdehnung des Aneurysmas so groß, dass die Harnleiter verdrängt werden, kann eine Harnleiterschiene eingeführt werden. Durch diesen Katheter sollen auch Verletzungen vermieden werden. Ebenfalls kann ein Blasenkatheter zum problemlosen Abfluss von Harn gelegt werden.
Gegebenenfalls müssen Engstellen, etwa in Eingeweide- oder Nierenarterien, behandelt werden, damit die Blutversorgung in den Organen gewährleistet ist.
Oftmals werden während der Operation an der Aorta Röntgen-Kontrastmitteluntersuchungen durchgeführt, um die Durchblutung darzustellen.
Selten kann es vorkommen, dass trotz der vorher stattfindenden Diagnostik erst bei dem Eingriff erkannt wird, dass der Befund ausgedehnter ist als angenommen. In diesem Fall muss eventuell die geplante Operationsmethode abgeändert werden. Beispielsweise kann es erforderlich werden, Abschnitte des Blutgefäßes mit einem Ballonkatheter aufzuweiten (Dilatation) oder einen Stent einzusetzen. Auch ist es möglich, dass im Rahmen der Operation eine Lyse-Therapie zum Auflösen eines Blutpfropfs notwendig wird. Löst sich ein Blutgerinnsel und gelangt in eine kleinere Arterie, so muss dieses eventuell durch einen Eingriff mit dem Katheter (Embolektomie), gegebenenfalls über weitere Schnitte, herausgeholt werden.
Bei dem Eingriff an der Aorta kann es zu starken, gefährlichen Blutungen und auch zu Nachblutungen kommen. Blutungen und Blutergüsse können auch auftreten, wenn die Nahtstelle eines Gefäßes undicht ist. Organe und Strukturen im Operationsbereich können verletzt werden.
Bei Bauchorganverletzungen (z.B. Darm) kann es zu einer Bauchfellentzündung kommen. Verwachsungen im Bauchraum können entstehen, bei diesen besteht die Gefahr weiterer späterer Komplikationen. Nervenverletzungen können zu Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühl und weiteren Ausfällen führen. Durch die Gefäßabklemmung kann es zur Minderversorgung z.B. des Darmes, der Niere, des Rückenmarks oder der Beine, unter Umständen mit Absterben des Gewebes, kommen. Bei Nierenfunktionsausfall kann eine lebenslange Dialyse erforderlich werden.
Erneute Aussackungen (Aneurysmen) können sich in den Gefäßen bilden. Infektionen, Wundheilungsstörungen, überschießende Narbenbildung oder Narbenbrüche (Hernien) können vorkommen. Allergien können, insbesondere bei Kontrastmittelverwendung, nicht ausgeschlossen werden.
Die Gefährlichkeit bei einem Aneurysma der Aorta steigt bei größerer Ausdehnung. Eine gute Prognose haben Erweiterungen unter sechs Zentimetern Größe. Eine Aneurysma-Ruptur (Einriss) endet auch bei Operation bei einem Drittel bis zur Hälfte der Fälle tödlich, andere Komplikationen verschlechtern ebenfalls die Aussichten.
Um weitere Aneurysmen und andere Erkrankungen zu verhindern, ist eine möglichst gute Ausschaltung der Risiken erforderlich.
Gegebenenfalls müssen Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, in Absprache mit dem Arzt abgesetzt werden. Ebenfalls müssen möglicherweise vor einer Kontrastmitteluntersuchung Arzneimittel mit dem bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) eingesetzten Wirkstoff Metformin weggelassen werden.
Im Laufe der Wochen und Monate kann sich der Patient langsam wieder körperlich belasten. Das Hochheben von schweren Gegenständen sollte allerdings unterbleiben.
Ergeben sich Auffälligkeiten, die auf eine Komplikation hindeuten könnten, beispielsweise Sensibilitätsstörungen, Schwellungen oder starke Schmerzen im Bein sowie Fieber, so sollte umgehend der Arzt informiert werden.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind erforderlich.
In den Wochen nach der Aneurysma-Operation sollte der Patient sich nicht mit Creme oder mit Puder einreiben.
Um das Risiko von Durchblutungsproblemen und damit auch Aneurysmen zu vermindern, sollte auf verschiedene gesundheitliche Belange geachtet werden. Erhöhtes Körpergewicht sollte zum Beispiel abgebaut werden, auf eine bewusste Ernährung sollte geachtet werden. Ein Diabetes mellitus sollte optimal eingestellt werden. Auf das Rauchen sollte verzichtet werden. Regelmäßige Untersuchungen auf Risikofaktoren sollten durchgeführt werden.
aktualisiert am 06.10.2023