Eine Vaskulitis (Gefäßentzündung) ist die Entzündung der Blutgefäßwände. Davon betroffen sein können alle Blutgefäße, sowohl die großen Arterien und Venen, aber auch kleinere Arteriolen und Venolen sowie die kleinsten Gefäße, die Kapillaren.
Es handelt sich bei der Vaskulitis (Mehrzahl: Vaskulitiden) um eine Gruppe von verschiedenen Erkrankungen, bei denen eine Entzündung der Gefäßwände zu Schäden, zu Verdickungen oder zu einer Schwächung der Gefäße führt. Dadurch ist die Durchblutung oft reduziert, was wiederum zu Schäden von Organen und Geweben führen kann, die von den Gefäßen versorgt werden.
Die Gefäßentzündung kann entweder nur die Haut oder einzelne Organe betreffen oder sich im ganzen Körper ausbreiten und so mehrere Organe schädigen.
Die Hauptursache von Vaskulitiden scheint eine Autoimmunreaktion des Körpers zu sein. Dabei werden vom Körper Antikörper gebildet, die sich gegen körpereigene Zellen richten. Folge sind Schäden und oft auch ein Verschluss von Blutgefäßen. Dadurch kommt es zu Störungen der Blutzufuhr von Geweben und Organen, die durch die betroffenen Blutgefäße versorgt werden. Außerdem kann es durch die Gefäßwandschäden zu einem Austritt von Blut in das umliegende Gewebe kommen (Purpura). Das ist in der Haut als Flecken oder Punkte (Petechien) sichtbar. Eine weitere mögliche Folge ist die gefährliche Erweiterung der geschwächten Gefäßwände (Aneurysma). Reißen sie, kann dies lebensbedrohlich sein.
Vaskulitiden werden im Allgemeinen zu den rheumatischen Erkrankungen gezählt. Es werden verschiedene Arten der Vaskulitis unterschieden. Meist sind kleine bis mittlere Gefäße betroffen. Im Folgenden sind wichtige Arten der Vaskulitis aufgeführt.
Vaskulitis der großen Gefäße:
Vaskulitis der mittelgroßen Gefäße:
Vaskulitis der kleinen Gefäße (betrifft Arteriolen, Venolen, Kapillaren):
Es gibt auch Vaskulitiden, die ganz unterschiedlich große Blutgefäße betreffen. Dazu gehört:
Außerdem können sich Vaskulitiden als Folge anderer Erkrankungen (zum Beispiel Infektionserkrankungen) oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente entwickeln. Man spricht dann von sekundärer Vaskulitis.
Zunächst kommt es im Rahmen einer Vaskulitis zu unspezifischen Symptomen wie:
Weitere Symptome hängen von den betroffenen Gefäßen und der Art der Erkrankung ab. Allgemein kommt es bei einer Vaskulitis je nach Organbeteiligung zu entsprechenden Symptomen. Sind periphere Nerven (Körpernerven) betroffen, entstehen Kribbeln, Taubheitsgefühl (zum Beispiel in den Fingern) oder Lähmungserscheinungen. Durch eine Beteiligung des ZNS (zentralen Nervensystems) können ein Schlaganfall, Bewusstseinsstörungen, verschiedene Ausfallserscheinungen und Nervenschmerzen entstehen. Häufig bei Vaskulitiden ist die Einblutung in die Haut (Purpura), dadurch entstehen kleine Punkte auf der Haut (Petechien), Flecken (Ekchymosen) oder ausgedehnte Blutergüsse. An der Niere kann eine Vaskulitis zu einer Entzündung und zu Funktionsstörungen bis hin zu einem Nierenversagen führen. Durchblutungsstörungen am Herz können zu Aussetzern (Synkopen), Brustenge (Angina pectoris) oder Herzinfarkt führen. Vielfach sind weiterhin Gelenke betroffen mit einer Entzündung (Arthritis) und mit Schmerzen.
Einzelne Formen der Vaskulitis sind durch typische Beschwerden gekennzeichnet, die bei den Betroffenen häufiger oder seltener auftreten können.
Eine Vaskulitis festzustellen ist nicht einfach. Das jeweilige Krankheitsbild passt oft zu verschiedenen Erkrankungen (Tumorerkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Infektionen). Daher wird die Diagnose häufig nach Ausschluss weiterer in Frage kommender Erkrankungen gestellt.
Grundsätzlich ist die Blutuntersuchung wichtig, um die Erkrankung zu erkennen und andere auszuschließen. Im Blutbild sind häufig auffallend:
Oft finden sich auch veränderte Leberwerte und Nierenwerte (die Organe sind bei einer Vaskulitis häufig mitbetroffen).
Die genannten Blutwerte werden außerdem bei der Therapie der Vaskulitis zur Verlaufskontrolle regelmäßig untersucht.
Weitere Blutuntersuchungen können sein:
Zur Bestätigung einer Vaskulitis wird aus dem Blutgefäß oder beteiligten Organ eine Gewebeprobe entnommen und unter dem Mikroskop auf Anzeichen einer Gefäßentzündung untersucht. Bildgebende Verfahren können helfen, den Umfang der Erkrankung und die Organbeteiligung einzuschätzen. Anwendung finden vor allem Ultraschall, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT).
Wenn ein auslösender Grund für das Krankheitsgeschehen bei einer Vaskulitis gefunden werden kann, wird dieser behandelt. Medikamente werden gegebenenfalls abgesetzt, Infektionen therapiert. Bei mildem Verlauf, wenn nur die Haut betroffen ist, reicht meist eine rein symptomatische Behandlung aus.
Ansonsten kommen in der Regel Medikamente zum Einsatz, die eine fehlgerichtete Reaktion des Immunsystems (gegen körpereigene Zellen) unterdrücken. Meist werden zunächst Corticosteroide (Cortison-Medikamente, zum Beispiel Prednison) verordnet. Je nach Schwere der Erkrankung werden zusätzlich zellhemmende Medikamente wie Methotrexat, Cyclophosphamid oder Azathioprin eingesetzt. Die erste Behandlungsphase (bis zum Nachlassen der Krankheitssymptome) dauert in der Regel etwa drei bis sechs Monate. Dann werden die Medikamente reduziert. Es folgt eine über Monate bis Jahre, teilweise lebenslang dauernde Langzeitbehandlung.
Die Prognose hängt von der Art der Vaskulitis und der Schwere des Erkrankungsverlaufs ab. Wenn die Erkrankung auf die Haut beschränkt ist, ist die Prognose meist gut und die Beschwerden verschwinden oft von alleine. Eine Vaskulitis ist normalerweise nicht heilbar. Eine umgehende Behandlung der Vaskulitis verbessert jedoch deutlich die Prognose und kann einen schwerwiegenden Verlauf verhindern.
Komplikationen, die zu einer Verschlechterung der Prognose führen, sind beispielsweise:
Außerdem kann es besonders bei Riesenzellarteriitis zu einem Sehverlust bis zur Blindheit kommen.
Bei schwerer Vaskulitis ist eine umgehende Einleitung der Therapie notwendig, um auftretende Komplikationen zu vermeiden und die Prognose zu verbessern. Durch folgende Maßnahmen kann der Verlauf positiv beeinflusst oder ein erneutes Auftreten der Erkrankung gegebenenfalls verhindert werden:
Infektionserkrankungen (auch Erkältungen) sollten ein Anlass sein, sich umgehend beim Arzt vorzustellen.
MSD Manual, Carmen E. Gota – Übersicht von Vaskulitis: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/knochen-,-gelenk-und-muskelerkrankungen/entz%C3%BCndliche-erkrankungen-der-blutgef%C3%A4%C3%9Fe/%C3%BCbersicht-von-vaskulitis (online, letzter Abruf: 14.01.2020)
Mayo Clinic – Vasculitis: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/vasculitis/symptoms-causes/syc-20363435 (online, letzter Abruf: 14.01.2020)
Deximed, Marie-Christine Fritzsche – Gefäßentzündung (Vaskulitis): https://deximed.de/home/b/rheumatologie/patienteninformationen/verschiedene-krankheiten/gefaessentzuendung-vaskulitis/ (online, letzter Abruf: 14.01.2020)
Netdoktor, Florian Tiefenböck – Vaskulitis: https://www.netdoktor.de/krankheiten/vaskulitis/ (online, letzter Abruf: 14.01.2020)
Deutsche Rheuma-Liga, Dagmar Wolf – Vaskulitis - Rheumaerkrankung mit vielen Facetten (Ein Ratgeber für Betroffene): https://www.rheuma-liga.de/fileadmin/public/main_domain/Dokumente/Mediencenter/Publikationen/Broschueren/A28_vaskulitis_kurz.pdf (online, letzter Abruf: 14.01.2020)
aktualisiert am 14.01.2020