Myome (Gebärmuttermyome, Uterusmyome) sind sehr häufige, gutartige Tumore, die von der Gebärmutterwand ausgehen. Falls sie zu Beschwerden wie Blutungsstörungen führen, müssen sie behandelt werden. Das kann mit einer Hormontherapie oder mit einer Operation geschehen.
Es wird davon ausgegangen, dass sich bei bis zu 80 bis 90 Prozent der Frauen Gebärmuttermyome entwickeln. Bei circa 25 bis 30 Prozent der Frauen ab dem 30. Lebensjahr führen sie zu Symptomen, die zu einer Behandlung veranlassen.
Die zumeist kugeligen Myome treten oftmals gehäuft auf. Dies wird dann als Uterus myomatosus (auch Myomatosis, Myomatose) bezeichnet.
Die gutartigen Wucherungen entstehen aus den Muskelzellen oder den Bindegewebszellen der Gebärmutterwand. Eine direkte Ursache für die Myome ist nicht bekannt. Wahrscheinlich spielen Erbfaktoren eine Rolle. Durch weibliche Geschlechtshormone (Östrogen, Progesteron) wird das Wachstum gefördert. Wachstumshormone und weitere Stoffe spielen ebenfalls eine Rolle.
Myome können in der Wand der Gebärmutter liegen – dies ist die häufigste Form (intramurales Myom). Sie können außen oder innen auf der Organwand aufsitzen (submuköses Myom, subseröses Myom). Ebenfalls können sie an einem Stiel an oder in der Gebärmutter hängen (gestieltes Myom). Myome können sich auch am Gebärmutterhals oder Muttermund befinden.
Info: Myome können sich auch außerhalb der Gebärmutter in anderen Körperbereichen bilden. Unterschieden werden Leiomyome (von der glatten Muskulatur verschiedener Organe ausgehend) und Rhabdomyome (von der Skelettmuskulatur oder der Herzmuskulatur ausgehend). Gebärmuttermyome sind die mit Abstand häufigste Form der Leiomyome.
Häufig treten bei Myomen keine Beschwerden auf. Solche Myome müssen meist nicht therapiert werden. Wenn die Gebärmuttermyome symptomatisch werden, machen sie sich auf verschiedene Weise bemerkbar. Insbesondere können starke Blutungen und Blutungsbeschwerden auftreten, die zur Zeit der Regelblutung oder als Zwischenblutung vorkommen können. In seltenen Fällen kann der Blutverlust so stark sein, dass es zu Zeichen einer Blutarmut (Anämie) mit Blässe, Kopfschmerzen und Schwindelgefühl kommt. Des Weiteren können die Myome Schmerzen verursachen. Diese treten im unteren Bauchbereich oder auch im Rückenbereich auf.
Sind die Myome ausgedehnt, können benachbarte Organe eingeengt werden. Dies kann unter anderem die Blase, Harnleiter sowie den Darm betreffen. Die Folge kann zum Beispiel ein Harnverhalt oder eine Verstopfung sein.
Bei einem gestielten Myom kann es zu einer Stieldrehung kommen. Die Verdrehung kann die versorgenden Gefäße unterbinden. In diesem Fall treten kurzfristig sehr starke Schmerzen auf.
Während einer Schwangerschaft kommt es häufig zu einem gesteigerten Wachstum der Myome. Aufgrund der Myome kann es zu Fehlgeburten und Frühgeburten kommen.
Bei Symptomen, die auf Myome hinweisen können, wird die Patientin zunächst befragt (Anamnese). Es erfolgt eine körperliche Untersuchung mit einer gynäkologischen (vaginalen) Tastuntersuchung. Das Innere der Scheide und der Muttermund werden über ein Spekulum betrachtet. In einer Ultraschalluntersuchung können Veränderungen wie Myome erkannt werden. Besonders geeignet ist das Verfahren der Ultraschalluntersuchung über die Scheide (transvaginale Sonographie). Eine genaue Darstellung erlaubt die Magnetresonanztomographie (MRT). Sie erfolgt, wenn ein Ultraschall keine deutlichen Ergebnisse liefert oder wenn bestimmte Behandlungsmaßnahmen (interventionelle Verfahren) geplant werden sollen. Durch andere bildgebende Verfahren wie Röntgen oder Computertomographie sind die Myome ebenfalls zu sehen. In einigen Fällen ist eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) oder eine diagnostische Bauchspiegelung (Laparoskopie) angezeigt. Eine sichere Diagnose des Befundes ist nur durch Gewebeentnahme (Biopsie) mit anschließender feingeweblicher Untersuchung (Histologie) möglich, auch wenn Myome meist typisch aussehen.
Myome müssen von anderen gutartigen und bösartigen Tumoren im Gebärmutterbereich abgegrenzt werden. Die möglichen Befunde reichen von harmlosen Gebärmutterpolypen bis hin zu den bösartigen Karzinomen (wie Gebärmutterkrebs) und Sarkomen. Bösartige Tumore sind aber viel seltener als gutartige Myome und Polypen. Wenn ein Gebärmuttermyom schnell wächst oder sich nach den Wechseljahren vergrößert, kann dies ein Hinweis auf Bösartigkeit sein.
Info: Manchmal werden bösartige Tumore vor einer Myombehandlung nicht erkannt. Das kann bei einer Operationsmethode namens Morcellation problematisch werden, bei der Myome mit einem Instrument zerkleinert werden. Krebszellen können dadurch im Bauchraum verstreut werden, was die Prognose verschlechtert. Daher wird von der Morcellation vor allem bei fraglichen Befunden abgeraten (Positionspapier der DGGG zum Uterussarkomrisiko und zur Morcellation).
Wenn Myome Beschwerden auslösen, wird üblicherweise eine Behandlung durchgeführt. Die Therapie richtet sich nach Kriterien wie Lage und Ausdehnung der Myome, Symptomatik und Lebensalter der Betroffenen. In die Wahl der Therapie wird mit einbezogen, ob ein Kinderwunsch besteht.
Vorgenommen werden können eine Hormontherapie oder eine Operation. Beide Therapiemaßnahmen können auch parallel durchgeführt werden. In einigen Fällen ist es möglich, mit einer speziellen Technik ein Myom zu veröden, bei der ein Mittel die zuführenden Blutgefäße verstopft (Embolisation). Mit hochfokussiertem Ultraschall lassen sich Myome ebenfalls behandeln.
Für die medikamentös-hormonelle Behandlung stehen verschiedene Präparate zur Verfügung. Ansatzpunkt ist, dass das Myomwachstum durch Hormone, insbesondere Östrogene (weibliche Geschlechtshormone), beeinflusst wird. Daher muss bei der Hormontherapie der Myome die Östrogenproduktion gehemmt werden. Die Behandlung erstreckt sich meist über drei bis sechs Monate. Wichtige Präparate sind:
Inzwischen stehen mehrere Behandlungsverfahren zur Beseitigung oder Verkleinerung von Myomen zur Verfügung, die ohne Operation auskommen. Dazu gehören die folgenden Maßnahmen:
Eine Operation kommt besonders dann in Frage, wenn ausgeprägte Beschwerden bestehen, es sich um große Myome handelt oder mehrere Myome vorliegen (Uterus myomatosus). Wenn der Verdacht auf einen bösartigen Tumor nicht ausgeräumt werden kann, sollte ebenfalls eine Operation erfolgen.
Die Myom-Operation erfolgt in Vollnarkose. Je nach Befund kann aus mehreren Operationsmethoden und Zugangswegen gewählt werden. Der Eingriff kann durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) oder durch eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) vorgenommen werden. Bei größeren Myomen kann der Eingriff auch über einen Bauchschnitt (Laparotomie) erfolgen. In die Gebärmutter wird häufig ein Wirkstoff zur Verengung der Blutgefäße injiziert, damit stärkere Blutungen verhindert werden. Die folgenden Zugangswege sind möglich:
Bei der Operation werden die meist rundlichen Wucherungen möglichst einzeln herausgeschnitten. Die OP soll nach Möglichkeit erreichen, dass die Gebärmutter im Körper verbleiben kann. In bestimmten Fällen wird jedoch die gesamte Gebärmutter entfernt. Daher sind möglich:
Am Ende des Eingriffs kann eine Drainage in den Bauchraum gebracht werden, damit Wundflüssigkeit ausgeleitet werden kann. Der Schlauch kann nach wenigen Tagen wieder gezogen werden.
Durch die Hormonbehandlung wird die Östrogenkonzentration vermindert. Dadurch kommt es bei jüngeren Patientinnen zu ausbleibender Regelblutung, vermehrtem Schwitzen und Hitzegefühl, Stimmungsstörungen und Libidoverlust. Dies entspricht praktisch einem künstlichen Eintritt in die Wechseljahre. Ebenfalls kann die Patientin durch die Behandlung an Körpergewicht zunehmen. Diese Auswirkungen verschwinden meist nach beendeter Behandlung wieder.
Werden die Wirkstoffe injiziert, können sich Schmerzen und Schwellungen sowie sehr selten Entzündungen, Blutungen, Nervenschädigungen oder Gewebeuntergang (Nekrose) ausbilden.
Durch GnRH-Analoga ergeben sich vorübergehende Beschwerden, die den Auswirkungen der Wechseljahre ähneln. Durch Gestagene kann es zu Krämpfen der Muskulatur kommen. Aufgrund von Flüssigkeitsansammlungen kann sich eine vermehrte Belastung des Herzens ergeben. Thrombosen (Blutgerinnsel) können sich bilden.
Bei der Operation können Gewebe verletzt werden. Es kann zu Schädigungen der Gebärmutter oder der weiteren Geschlechtsorgane kommen, was Störungen der Regelblutung oder eine Unfruchtbarkeit der Frau zur Folge haben kann. In nachfolgenden Schwangerschaften besteht nach der Ausschälung (Enukleation) ein erhöhtes Risiko, dass die Gebärmutter reißt. Bei der Gebärmutterspiegelung kann es zu einer Durchstoßung der Gebärmutterwand kommen. Durch Beschädigung von Gefäßen kann es bei allen Operationen zu Blutungen und Nachblutungen kommen. Weniger starke Blutungen legen sich bald von alleine. Eine Nervenschädigung kann zu Taubheitsgefühl oder zu Funktionseinbußen der Harnblase führen. Blasenentleerungsstörungen sind meist nicht dauerhaft. Im Anschluss an den Eingriff kann es zu einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung kommen. Es können sich entzündliche Verbindungskanäle (Fisteln) entwickeln, zum Beispiel zwischen Harnröhre oder Harnblase, Scheide und Mastdarm. Infektionen, Wundheilungsstörungen sowie überschießende Narbenbildung können vorkommen. Allergien können nicht ausgeschlossen werden.
Sowohl durch medikamentöse Hormonbehandlung als auch durch die interventionelle oder die operative Therapie der Myome lassen sich die Beschwerden meist vermindern oder beseitigen. Eine Kombination von Methoden kann sich als sinnvoll erweisen. Ob bei vorheriger Kinderlosigkeit nach der Therapie der Myome eine Schwangerschaft erreicht werden kann, lässt sich nicht voraussagen.
Bei der medikamentösen Therapie können die Blutungen der Frau ausbleiben. Zu beachten ist, dass es dennoch zu einer Schwangerschaft kommen kann. Verhütungsmittel können daher sinnvoll sein, wenn kein Kinderwunsch vorhanden ist.
Nach allen Behandlungsmethoden kann es später zu einem Wiederauftreten (Rezidiv) der Myome kommen.
Wenn keine Therapie erfolgt, sollten die Myome beobachtet und regelmäßig kontrolliert werden. Durch Ultraschalluntersuchungen lässt sich erkennen, ob sie größer werden und ob die Gefahr von Komplikationen erhöht ist.
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aktualisiert am 22.08.2023