Gebärmutterhalskrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung, die durch eine anhaltende Infektion mit bestimmten Typen des humanen Papillomavirus (HPV) verursacht wird und im Gewebe des Gebärmutterhalses entsteht. Je nach Größe und Ausbreitung des Tumors werden verschiedene Krankheitsstadien unterschieden: Stadium 0 (Vorstufe) bis Stadium IV (fortgeschrittene Ausbreitung in entfernte Organe). Die Prognose und Behandlungsmöglichkeiten hängen stark vom Stadium ab, wobei frühzeitig erkannter Gebärmutterhalskrebs in der Regel gut behandelbar ist.
Prof. Aktas: Gebärmutterhalskrebs, auch Zervixkarzinom genannt, ist eine bösartige Tumorerkrankung, die im Gewebe des Gebärmutterhalses (Zervix) entsteht. Der Gebärmutterhals ist der untere Teil der Gebärmutter, der in die Vagina übergeht. Dieser Krebs wird in der Regel durch eine anhaltende Infektion mit bestimmten Typen des humanen Papillomavirus (HPV) verursacht.
Der Gebärmutterhalskrebs wird in verschiedene Stadien eingeteilt, die den Fortschritt der Krankheit und das Ausmaß der Ausbreitung beschreiben. Diese Einteilung erfolgt nach dem FIGO-System (Fédération Internationale de Gynécologie et d'Obstétrique) oder nach dem TNM-System. Nachfolgend sind die Stadien nach FIGO beschrieben:
Die Behandlungsmöglichkeiten und Prognosen hängen stark von dem Stadium ab, in dem der Krebs diagnostiziert wird. Früh erkannt, sind die Heilungschancen bei Gebärmutterhalskrebs in der Regel gut.
Prof. Aktas: Vorsorgeuntersuchungen für Gebärmutterhalskrebs sind entscheidend, um die Krankheit frühzeitig zu erkennen und die Heilungschancen deutlich zu erhöhen. Diese Untersuchungen zielen darauf ab, Vorstufen von Krebs oder frühe Stadien der Krankheit zu identifizieren, bevor Symptome auftreten.
Nachfolgend sind die wichtigen Vorsorgeuntersuchungen genannt:
Zusammenfassend sind diese Vorsorgeuntersuchungen von großer Bedeutung, um Gebärmutterhalskrebs frühzeitig zu erkennen und erfolgreich zu behandeln. Sie tragen maßgeblich zur Reduzierung der Erkrankungs- und Sterblichkeitsrate bei.
Prof. Aktas: Die häufigsten Symptome bei Gebärmutterhalskrebs sind ungewöhnliche Blutungen, abnormaler vaginaler Ausfluss und Schmerzen im Beckenbereich, oft in den Rücken oder ins Bein ziehend. Blutungen zwischen den Menstruationen, nach dem Geschlechtsverkehr oder nach den Wechseljahren müssen abgeklärt werden. Wässriger, blutiger oder mit unangenehmem Geruch verbundener Ausfluss kann ein Indikator sein. Schmerzen treten oft erst bei fortgeschrittenen Befunden auf. Diese Symptome können auch andere Ursachen haben, sollten aber immer ärztlich abgeklärt werden, da sie Anzeichen für Gebärmutterhalskrebs sein könnten.
Prof. Aktas: Die Hauptursache für Gebärmutterhalskrebs ist eine anhaltende Infektion mit bestimmten Typen des humanen Papillomavirus (HPV). Es gibt jedoch mehrere Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Eine Infektion mit Hochrisiko-HPV-Typen, insbesondere HPV 16 und 18, ist der bedeutendste Risikofaktor für die Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs. HPV wird hauptsächlich durch sexuellen Kontakt übertragen.
Weitere bekannte Ursachen und Risikofaktoren für das Zervixkarzinom ist der frühe Beginn sexueller Aktivität und wechselnde Sexualpartner. Frauen, die in jungen Jahren sexuell aktiv werden, haben ein höheres Risiko, sich mit HPV zu infizieren, da das Immunsystem möglicherweise weniger entwickelt ist. Ebenso besteht ein erhöhtes Risiko bei Frauen mit mehreren Sexualpartnern oder bei denen, deren Partner mehrere Sexualpartner haben, da dies die Wahrscheinlichkeit einer HPV-Infektion erhöht.
Frauen mit einem geschwächten Immunsystem, beispielsweise aufgrund von HIV/AIDS oder der Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten, sind anfälliger für eine persistente HPV-Infektion und damit auch für Gebärmutterhalskrebs. Rauchen erhöht das Risiko für Gebärmutterhalskrebs, da krebserregende Stoffe im Tabakrauch die Zellen des Gebärmutterhalses schädigen können.
Frauen, die bereits einmal Vorstufen von Krebs am Gebärmutterhals hatten, haben ein höheres Risiko, später an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Auch sozioökonomische Faktoren spielen eine Rolle. Frauen mit geringerem sozioökonomischen Status haben oft weniger Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen und Gesundheitsinformationen, was das Risiko erhöhen kann.
Einige dieser Risikofaktoren, wie die HPV-Infektion, sind weit verbreitet, aber nicht alle HPV-Infektionen führen zu Krebs. Viele heilen auch spontan ab. Durch Vorsorgeuntersuchungen, Schutzmaßnahmen wie HPV-Impfung und die Vermeidung von Risikofaktoren kann das Risiko erheblich reduziert werden.
Weitere bekannte Ursachen und Risikofaktoren für das Zervixkarzinom ist der frühe Beginn sexueller Aktivität und wechselnde Sexualpartner.
Prof. Aktas: Die Impfung gegen das Humane Papillomavirus (HPV) ist eine wirksame Maßnahme, um das Risiko für Gebärmutterhalskrebs und andere HPV-bedingte Erkrankungen zu reduzieren. Die HPV-Impfung wird für Mädchen und Jungen im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen. In dieser Altersgruppe ist die Immunantwort auf die Impfung besonders stark und sie erfolgt idealerweise vor dem ersten sexuellen Kontakt, also bevor eine mögliche HPV-Infektion stattfindet.
Eine Nachholimpfung wird bis zum Alter von 17 Jahren empfohlen, falls die Impfung im empfohlenen Alter nicht durchgeführt wurde. Eine Rücksprache mit den Krankenkassen außerhalb dieser Altersgrenzen ist empfehlenswert. Die Impfung erfolgt in der Regel in zwei Dosen bei Kindern unter 15 Jahren, wobei die zweite Dosis nach 6 bis 12 Monaten verabreicht wird. Bei älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen (ab 15 Jahren) sind drei Dosen erforderlich.
Die HPV-Impfstoffe, wie Gardasil 9, schützen vor den häufigsten Hochrisiko-HPV-Typen, die für den Großteil der Gebärmutterhalskrebserkrankungen verantwortlich sind. Gardasil 9 schützt zudem vor weiteren HPV-Typen, die andere Krebsarten oder Genitalwarzen verursachen können. Die HPV-Impfung bietet einen sehr hohen Schutz vor Infektionen mit den HPV-Typen, gegen die sie entwickelt wurde. Studien zeigen, dass die Impfung bei der Zielgruppe nahezu 100 % wirksam ist, um präkanzeröse Veränderungen am Gebärmutterhals zu verhindern, die durch die im Impfstoff enthaltenen HPV-Typen verursacht werden. Der Schutz durch die HPV-Impfung hält nach aktuellen Erkenntnissen mindestens 10 Jahre an, vermutlich sogar länger. Eine Auffrischungsimpfung ist derzeit nicht vorgesehen.
Zusammenfassend ist die die HPV-Impfung ein äußerst wirksames Mittel, um das Risiko für Gebärmutterhalskrebs und andere HPV-bedingte Erkrankungen erheblich zu reduzieren. Sie ist besonders effektiv, wenn sie vor dem ersten Kontakt mit dem Virus verabreicht wird, also vor Beginn der sexuellen Aktivität. Die Impfung wird weltweit als wichtiger Bestandteil der Prävention von Gebärmutterhalskrebs angesehen.
Prof. Aktas: Die Diagnose von Gebärmutterhalskrebs erfolgt in mehreren Schritten, die darauf abzielen, den Verdacht auf eine Krebserkrankung zu bestätigen und das genaue Stadium der Krankheit zu bestimmen. Ein Abstrich von Zellen des Gebärmutterhalses (Pap-Test) wird im Labor auf abnormale Zellen untersucht. Dieser Test ist oft der erste Hinweis auf mögliche präkanzeröse Veränderungen oder Krebs.
Wenn der Pap-Test auffällig ist, wird häufig eine Kolposkopie empfohlen. Dabei wird der Gebärmutterhals mit einem speziellen Mikroskop (Kolposkop) untersucht, um verdächtige Bereiche genauer zu betrachten. Während der Kolposkopie kann der Arzt oder Ärztin eine Essigsäurelösung auf den Gebärmutterhals auftragen, die abnormale Zellen weiß färbt und so besser sichtbar macht. Eine Jodlösung (Lugol-Test) kann ebenfalls verwendet werden, um gesunde und abnormale Zellen zu unterscheiden.
Wenn während der Kolposkopie verdächtige Bereiche gefunden werden, wird eine Biopsie durchgeführt. Dabei werden kleine Gewebeproben aus diesen Bereichen entnommen und im Labor untersucht. Diese Proben können ohne eine Betäubung entnommen werden. MRT- (Magnetresonanztomographie) oder CT- (Computertomographie) Verfahren werden eingesetzt, um die Ausdehnung des Krebses im Becken zu beurteilen und festzustellen, ob benachbarte Organe betroffen sind oder ob sich der Krebs auf Lymphknoten oder andere Bereiche des Körpers ausgebreitet hat. Eine PET-CT kann verwendet werden, um Fernmetastasen relativ sicher zu identifizieren.
Ein Abstrich von Zellen des Gebärmutterhalses (Pap-Test) wird im Labor auf abnormale Zellen untersucht.
Prof. Aktas: Die Immuntherapie spielt eine zunehmend wichtige Rolle bei der Behandlung von Gebärmutterhalskrebs, insbesondere in fortgeschrittenen Stadien. Dabei wird das Immunsystem gezielt aktiviert, um Krebszellen zu erkennen und zu bekämpfen. Medikamente wie z.B. Pembrolizumab blockieren bestimmte Proteine (z.B. PD-1), die das Immunsystem daran hindern, Krebszellen anzugreifen. Diese Therapie hat bei bestimmten Patientinnen mit fortgeschrittenem oder wiederkehrendem Gebärmutterhalskrebs vielversprechende Ergebnisse gezeigt.
Die Immuntherapie ist besonders bei Patientinnen wirksam, deren Tumoren eine hohe Mutationslast oder bestimmte Biomarker wie PD-L1 aufweisen. Sie kann das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen und das Überleben verlängern. Die Immuntherapie bietet neue Hoffnung für Patientinnen mit Gebärmutterhalskrebs, vor allem in fortgeschrittenen Stadien, und kann in bestimmten Fällen die Überlebensrate verbessern. Mittlerweile ist auch die Effektivität in Kombination mit der Bestrahlung bewiesen.
Prof. Aktas: In den Frühstadien kann und sollte immer eine kurative Operation erfolgen. Eine weitere Therapie ist in der Regel nicht erforderlich. Bei größeren Befunden, insbesondere wenn auch der Verdacht auf Lymphknotenmetastasen besteht, wird oft die Bestrahlung der Operation vorgezogen. Es gibt ganz neue Entwicklungen, die auch bei größeren Befunden einen Vorteil für das operative Vorgehen aufzeigen – hier sind speziell die Erfolge der Krebsfeldoperation (TMMR) gegenüber dem Standard, was in der Regel Operation und Bestrahlung bedeutet, hervorzuheben. Patientinnen sollten sich immer eine zweite Meinung zur Therapieplanung einholen.
In den Frühstadien kann und sollte immer eine kurative Operation erfolgen.
Prof. Aktas: Die Nachsorge umfasst fünf Jahre. In den ersten drei Jahren ist eine gynäkologische Untersuchung alle drei Monate vorgesehen - im vierten und fünften Jahr alle sechs Monate.
Prof. Aktas: Gebärmutterhalskrebs ist heilbar, besonders wenn er in einem frühen Stadium erkannt wird. Die Prognose hängt stark vom Stadium des Krebses zum Zeitpunkt der Diagnose ab: Im frühen Stadium sind die Heilungschancen sehr hoch. Über 90% der Frauen mit Krebs im Frühstadium können geheilt werden.
Prof. Aktas: Fortgeschrittene Stadien, insbesondere wenn Lymphknotenmetasen vorliegen, sinken die Heilungschancen deutlich, da der Krebs sich weiter ausgebreitet hat. Bei Vorliegen von Blasen- oder Enddarmbefall kann eine Kombination aus Strahlentherapie, Chemotherapie und/oder Immuntherapie durchgeführt werden. Bei Fernmetastasen (Lymphknoten am im Mediastinum, Hals oder Metastasen in der Lunge) liegt die 5-Jahres-Überlebensrate in diesen Stadien bei 15-50%. Die Revolution in der Therapie der fortgeschrittenen oder metastasierten Erkrankung durch die Hinzunahme von Immuntherapien hat die Prognose und das Gesamtüberleben verbessert.
Prof. Aktas: Die aktuellen Forschungen beschäftigen sich mit der Prävention, Diagnostik und der Therapie - was die Operation, Bestrahlung und die medikamentöse Behandlung einschließt. Erfreulicherweise ist das Forschungsfeld beim Gebärmutterhalskrebs mittlerweile sehr breit aufgestellt.
Danke für das Interview!
Informationsmaterial zum innovativen OP-Verfahren TMMR (Totale mesometriale Resektion) bei Gebärmutterhalskrebs:
Letzte Aktualisierung am 17.09.2024.