Der Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) ist der häufigste bösartige Tumor der Genitalorgane der Frau. Der eigentliche, von der Schleimhaut ausgehende Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom, auch: Korpuskarzinom oder Uteruskarzinom) ist im Vergleich etwas seltener. Dennoch ist dies der zweithäufigste bösartige Genitaltumor des weiblichen Körpers, und die Häufigkeit nimmt zu.
Zumeist findet eine Operation statt, um den Gebärmutterhalskrebs oder Gebärmutterkrebs zu behandeln. Eine Bestrahlung wird meist zusätzlich zur Operation vorgenommen, die Chemotherapie ist bei diesen Tumoren eher unbedeutend. Die Therapie richtet sich auch nach dem Erkrankungsstadium.
Eine direkte Ursache für solche Tumore lässt sich nicht ermitteln. Das Risiko, dass sie auftreten, wird aber durch eine Reihe von Einflüssen erhöht. Gebärmutter- und Gebärmutterhalskrebs können eigentlich in allen Altersgruppen auftreten. Am häufigsten findet sich Gebärmutterhalskrebs aber bei Frauen zwischen 40 und 50 Jahren und Gebärmutterkrebs zwischen 55 und 60 Jahren.
Am Gebärmutterhals, der auch den Muttermund bildet, besteht ein Übergang zwischen zwei Oberflächen-Zellarten. Wenn Krebs am Gebärmutterhals entsteht, geht dieser meist aus dem so genannten Plattenepithel hervor, das auch die Scheide auskleidet. Viel seltener stammt ein Krebs am Gebärmutterhals vom so genannten Zylinderepithel ab, das sich auch im Gebärmutterinneren findet. Ein erhöhtes Risiko, an Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) zu erkranken, besteht bei häufigem Geschlechtsverkehr und häufigem Partnerwechsel. Weitere Risikofaktoren sind Schwangerschaft, Rauchen, Smegma beim männlichen Partner (weißliche Substanz, die sich zwischen Eichel und Vorhaut bilden kann). Infektionen mit bestimmten Viren (HPV Typ 16 und 18) steigern das Risiko deutlich.
Gebärmutterhalskrebs geht aus Vorstufen hervor, die als CIN (cervicale intraepitheliale Neoplasie) bezeichnet werden. Je nach dem Grad der Veränderung werden CIN I, CIN II und CIN III unterschieden. Die Gefahr, dass ein tatsächlicher Gebärmutterhalskrebs daraus entsteht, nimmt mit dem jeweiligen Grad zu. Manchmal bilden sich diese Vorstufen jedoch sogar zurück oder bleiben auf dieser Stufe stehen. Frauen, die eine CIN haben, sollten sich regelmäßig frauenärztlich kontrollieren lassen.
Der Gebärmutterkörper-Krebs (Endometriumkarzinom) entsteht an der inneren Schleimhaut des Organs. Der Gebärmutterkrebs ist oft durch eine Stimulation des Zellwachstums durch das weibliche Geschlechtshormon Östrogen bedingt. Ein höheres Risiko für diese Art von Krebs der Gebärmutter besteht daher bei längerer Einnahme von Östrogen-Präparaten, bei stärkerem Übergewicht (dabei ist meist der Östrogenspiegel erhöht), bei spätem Eintritt in die Wechseljahre oder bei häufigem Ausbleiben des Eisprungs. Auch bei anderen Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) ist die Wahrscheinlichkeit für diesen Krebs erhöht.
Manchmal gehen bösartige Tumore der Gebärmutter auch von der Gebärmutterwand aus. Diese heißen Sarkome (Uterussarkome) und entstehen im Muskel- oder Bindegewebe. Nur sehr selten können die gutartigen Myome zu Sarkomen entarten.
Beim Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) bestehen in einem frühen Stadium oftmals keine Symptome. Es kann dann vor allem zu unregelmäßigen, verstärkten Blutungen kommen, die in wenigen Fällen sogar so heftig sein können, dass sie lebensbedrohlich sind. Als charakteristisches Symptom gilt die Blutung nach dem Geschlechtsverkehr. Beim Gebärmutterhalskrebs kann ein gelblich-bräunlicher Scheidenausfluss mit unangenehmem Geruch auffällig werden.
Beim Endometriumkarzinom (bösartiger Tumor der Gebärmutter, von der Schleimhaut ausgehend) treten sehr häufig ebenfalls Blutungen auf. Diese beginnen oft bereits in einem frühen Krebsstadium. Insbesondere besteht bei jeder Blutung nach den Wechseljahren ein starker Verdacht auf Endometriumkarzinom, aber zu einem früheren Zeitpunkt kann diese Krebserkrankung ebenfalls auftreten. Ein unregelmäßiger Blutabgang außerhalb des Zyklus kann ein Hinweis sein. Bei einem Gebärmutterkarzinom kann ein unangenehmer Ausfluss aus der Scheide bestehen. Die Betroffene kann Probleme mit dem Wasserlassen haben. Schmerzen können vor allem bei einem fortgeschrittenen Tumor vorkommen. Besonders bei älteren Patientinnen mit Gebärmutterkrebs kann sich eine Infektion am Tumor sowie eine Eiteransammlung innerhalb der Gebärmutter bilden (Pyometra).
Ein Sarkom (bösartiger Muskel- oder Bindegewebstumor) der Gebärmutter äußert sich ebenfalls oft in Blutungen oder später in Schmerzen oder dem Gefühl, dass sich ein „Klumpen" im unteren Bauchbereich befindet.
Die bösartigen Tumore der Gebärmutter können in umliegendes Gewebe einwachsen und dieses zerstören. Unter anderem können sie sich in Gebärmutterwand, Harnblase, Mastdarm, Scheide, Eileiter und Eierstock ausdehnen. Ebenso können sich Tochtergeschwülste (Metastasen) bilden. Sie können sich über die Lymphbahnen in die Lymphknoten (insbesondere um die Gebärmutter herum, am Becken, an der Aorta) verbreiten. Vor allem über die Blutbahn können Metastasen sich an anderen Stellen des Körpers absiedeln. Das ist beim Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs) und beim Endometriumkarzinom (Gebärmutterkrebs) jedoch seltener als die Streuung über den Lymphweg. Diese Tumore bilden vorrangig in Leber, Lunge, Knochen und Gehirn solche Fernmetastasen.
Die Patientin wird zunächst befragt (Anamnese). Es erfolgt eine körperliche Untersuchung, unter anderem auch eine gynäkologische Untersuchung mit einer Abtastung und einer Kolposkopie (Scheidenspiegelung). In einer Ultraschalluntersuchung, die auch über die Scheide erfolgt, oder anderen bildgebenden Verfahren wie Röntgen oder Computertomographie können teilweise Auffälligkeiten erkannt werden. Eventuelle Metastasen können z. B. durch Röntgen des Brustbereichs (Röntgen-Thorax) und durch Bauchultraschall erfasst werden. Ein Abstrich des Muttermundes wird genommen, der dann im Labor beurteilt wird. Zellen des Tumors können darin auffällig werden. Eine Blutuntersuchung ist ebenfalls sinnvoll. Eine mögliche weitergehende Untersuchung ist das Urogramm (Röntgen der Harnwege mit Kontrastmittel).
Eine sichere Diagnose des Befundes ist nur durch Gewebeentnahme mit anschließender feingeweblicher Untersuchung (Histologie) möglich. Die Entnahme geschieht insbesondere durch Konisation (kegelförmige Probeentnahme aus dem Gebärmutterhals) oder Ausschabung (Abrasio oder Kürettage) der Gebärmutterschleimhaut.
Die verschiedenen Krebsarten müssen voneinander unterschieden werden, auch von weiteren Tumoren wie Scheiden-, Harnblasen- oder Enddarmkrebs. Sie müssen auch von gutartigen Tumoren oder entzündlichen Veränderungen abgegrenzt werden. Die beim Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs) oder Gebärmutterkrebs auftretenden unregelmäßigen Blutungen können durch viele verschiedene Erkrankungen bedingt sein, so auch durch Verletzungen.
In den meisten Fällen wird ein Gebärmutter- oder Gebärmutterhalskrebs operiert. Oft ist von einer Totaloperation die Rede, was bedeutet, dass die Gebärmutter komplett entfernt wird. Einige weitere Organe müssen in der Regel ebenfalls entfernt werden. Nichtoperative Maßnahmen unterstützen die Behandlung.
Eine Bestrahlung kann in bestimmten Fällen sinnvoll sein, vor allem wenn keine Möglichkeit der Operation besteht oder bei bereits eingetretener Metastasen-Absiedlung. Eine Chemotherapie oder eine Hormontherapie kann, gegebenenfalls als Kombination mit der Strahlentherapie, bei bestimmten Voraussetzungen angezeigt sein. Diese Therapieformen können auch zusätzlich zu einer Operation vorgenommen werden, meist im Anschluss daran. Als unterstützende Maßnahmen können weitere nichtoperative Behandlungsmethoden durchgeführt werden.
Sollte sich eine Entzündung mit Eiteransammlung in der Gebärmutter gebildet haben (Pyometra), dann wird diese vor einem Eingriff mit einer Sonde entleert. Ein Röhrchen wird eingelegt, um in der Folge weiteren Eiter austreten zu lassen.
Ziel der Operation ist es, die befallenen Bereiche möglichst vollständig zu entfernen, so dass der Krebs nicht weiter fortschreiten kann. So müssen häufig nicht nur die ganze Gebärmutter (Totaloperation) und die anderen inneren Geschlechtsorgane, sondern auch Strukturen in der Nähe herausgenommen werden.
Die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt. Der Zugang erfolgt meist über einen Bauchschnitt (Laparotomie). Manchmal kann es auch ausreichend sein, eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchzuführen. Dabei wird über einen kleinen Einschnitt am Bauchnabel ein optisches Gerät (Laparoskop) mit einer kleinen Videokamera eingeschoben. Benötigte Instrumente werden über weitere Einschnitte in den Bauchraum eingeführt. Auf einem Monitor sieht der Operateur in Echtzeit das Operationsgebiet und kann die notwendigen Maßnahmen durchführen. Meist wird die Bauchspiegelung mit einem Eingriff durch die Scheide kombiniert.
Beim Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs) wird die Gebärmutter (Uterus) in den meisten Fällen unter Mitnahme der umgebenden Haltestrukturen (Parametrien) sowie dem oberen Bereich der Scheide herausoperiert (Operation nach Wertheim). Die Eierstöcke können häufig belassen werden.
Bei nur geringer Ausdehnung des Gebärmutterhalstumors kann manchmal eine moderne Variante der Operation vorgenommen werden. Hier werden nur Gebärmutterhals und Scheidenanteile herausoperiert. Der Hauptteil der Gebärmutter verbleibt bei diesem Eingriff im Körper (Trachelektomie). Nach dieser OP sind Schwangerschaften möglich, jedoch ist die Gefahr einer Fehl- oder Frühgeburt größer als bei nicht operierten Frauen, oder die Empfängnis bleibt ganz aus.
Ist der Gebärmutterhalskrebs sehr begrenzt, dann ist unter Umständen sogar eine Konisation (Ausschneiden eines kegelförmigen Gewebeanteils) ausreichend. In diesem Fall sollten besonders häufige Nachkontrollen erfolgen.
Beim Endometriumkarzinom (Krebs der Schleimhaut der Gebärmutterhöhle) wird die Gebärmutter mitsamt Eileitern und Eierstöcken herausgeholt. Ein kleiner Anteil der Scheide wird meist ebenfalls entfernt. Der Eingriff entspricht der Wertheim-Operation beim Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs), umfasst aber auch die Eierstöcke. Beim Sarkom (Krebs der Gebärmutterwand) ist bisweilen eine alleinige Entfernung der Gebärmutter ausreichend.
Allen Eingriffen gemeinsam ist, dass Lymphknoten, in die die Lymphflüssigkeit aus dem Tumorgebiet abgeleitet werden, ebenfalls herausgeholt werden müssen. Dies betrifft in den meisten Fällen die Lymphknoten im Becken- und Hauptschlagaderbereich.
Am Ende des Eingriffs werden im Regelfall Drainagen in den Bauchraum eingeführt, damit Wundflüssigkeit abgeleitet werden kann. Nach einigen Tagen können die Schläuche wieder entfernt werden. Des Weiteren ist es oft notwendig, einen Blasenkatheter einzuführen.
Oftmals ist die oben beschriebene Operation für die Behandlung des jeweiligen Tumors nicht ausreichend, um eine möglichst komplette Entfernung zu erreichen. Dies zeigt sich gelegentlich auch erst während des Eingriffs. Gegebenenfalls müssen daher z. B. die Aufhängestrukturen der Gebärmutter, Teile der Scheide oder Eierstöcke und Eileiter mitentfernt werden. Im Übrigen müssen manchmal auch weitere Organe ganz oder teilweise entfernt werden, beispielsweise Darm, Blase, Bauchfell oder andere Bauchorgane. Ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter) oder eine künstliche Harnableitung ist manchmal notwendig.
Darüber hinaus können Komplikationen dazu führen, dass eine Erweiterung oder Änderung der Operationsmethode vorgenommen werden muss. Eventuell ist ein Übergehen von der Bauchspiegelung in eine offene Operation erforderlich.
Sehr selten wird bei der Operation festgestellt, dass statt des Eingriffs besser eine Chemotherapie oder eine Bestrahlung erfolgen sollte. In diesem Fall kommt es zu einem Operationsabbruch.
Benachbarte Organe oder anatomische Strukturen können bei der Operation verletzt werden. Dadurch kann es unter anderem zu Blutungen und Nachblutungen kommen. Nervenbeschädigungen können zu Lähmungserscheinungen, Taubheitsgefühl oder auch zu meist nicht dauerhaften Funktionseinbußen der Harnblase führen. Verwachsungen im Bauchraum können entstehen. Schwellungen, z. B. durch Lymphaufstau, können sich entwickeln. Es kann zu schwerwiegenden Komplikationen wie einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung oder einem Darmverschluss kommen. Es können sich entzündliche Verbindungskanäle (Fisteln) z. B. zwischen Harnröhre oder Harnblase, Scheide und Mastdarm entwickeln. Des Weiteren kann es zu Infektionen, Wundheilungsstörungen, überschießender Narbenbildung mit Funktionseinbußen und Schmerzen sowie zu Allergien kommen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Die Prognose richtet sich nach Art, Schwere und Ausdehnung der Tumorerkrankung sowie danach, ob die Geschwulst komplett entfernt werden konnte. Es können z. B. bereits Metastasen (Tochtergeschwülste) vorliegen, die die Prognose erheblich einschränken.
Im Vergleich zu anderen bösartigen Tumoren haben Gebärmutterkrebs (Endometriumkarzinom) und Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) im Allgemeinen eine relativ günstige Prognose. Sie werden im Durchschnitt eher entdeckt als viele andere mögliche Tumore und können somit in einem weniger fortgeschrittenen Stadium behandelt werden.
Nach einer kompletten Gebärmutterentfernung kommt es zum Ausfall der Monatsblutungen. Ebenfalls besteht eine Unfruchtbarkeit der Frau. Wenn beide Eierstöcke entfernt wurden, fehlt deren Hormonproduktion. Somit ergeben sich Erscheinungen, die denen in den Wechseljahren entsprechen. Arzneimittel können diese Beschwerden bessern. Manchmal kommt es nach einem Eingriff auch zu depressiven Episoden oder zu Libidoverlust, manchmal auch Libidosteigerung. Nach Entfernung des oberen Bereiches der Scheide kommt es manchmal zu einem störenden Gefühl beim Geschlechtsverkehr.
Gegebenenfalls müssen Medikamente, die die Blutgerinnung herabsetzen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, weggelassen werden. Dies wird mit dem behandelnden Arzt besprochen.
In der Zeit nach der Operation sollte keine zu starke körperliche Tätigkeit ausgeübt werden, insbesondere sollten keine schweren Lasten hochgehoben oder getragen werden. Auch Geschlechtsverkehr kann für einen bestimmten Zeitraum nicht ausgeübt werden. Tampons sollten nach einer Gebärmutterentfernung nicht benutzt werden, besser sind Binden/Einlagen. Ebenso sollte auf Scheidenspülungen verzichtet werden.
Ärztliche Kontrollen sollten regelmäßig wahrgenommen werden. Ergeben sich Auffälligkeiten, die Zeichen von Komplikationen sein können, so sollte möglichst rasch der Arzt kontaktiert werden.
aktualisiert am 07.09.2020