Wie bei anderen Organen kann es auch an der Gebärmutter Fehlbildungen geben (Uterusanomalien). Im Allgemeinen treten diese Fehlbildungen selten auf. Zu den relativ häufigen Fehlbildungen der Gebärmutter gehören die unterteilte oder zweigeteilte Gebärmutter und die einseitige (nur zu einem Eileiter/Eierstock reichende) Gebärmutter. Die Gebärmutter kann auch komplett fehlen. Gebärmutteranomalien können dazu führen, dass die Fruchtbarkeit gestört ist oder es zu Früh- oder Fehlgeburten kommt. Viele Mütter, vor allem bei weniger schweren Fehlbildungen der Gebärmutter, können trotzdem Kinder austragen.
Die Gebärmutter (der Uterus) entwickelt sich bei Mädchen schon während der Zeit als Embryo. Sie entsteht aus zwei Gängen im Rumpf, den Müller-Gängen, die im Laufe der Entwicklung zusammenwachsen und schließlich das Hohlorgan Gebärmutter bilden. Die meisten Fehlbildungen des Uterus kommen dadurch zustande, dass sich die beiden Müller-Gänge nicht richtig vereinigen. Das ist auch an der Form der meisten Gebärmutter-Anomalien zu sehen, da sie sich als Zweiteilung des Organs zeigen.
Diese Fehlbildungen können entweder aus genetischen Gründen entstehen oder weil die normale Entwicklung gestört ist. Medikamente, die die Mutter einer Betroffenen während der Schwangerschaft eingenommen hat, können eine Fehlbildung provozieren. So häuften sich aufgrund des Mittels Diethylstilbestrol die Fehlbildungen von Gebärmutter und Scheide bei Mädchen, deren Mütter es angewendet hatten.
Meistens tritt eine Gebärmutterfehlbildung in irgendeiner Weise als Zweiteilung in Erscheinung. Die Möglichkeiten reichen von einem nur etwas in die Gebärmutterhöhle hineinragenden oberen Wandanteil bis zu zwei völlig unabhängig voneinander angelegten Gebärmutterhälften.
Scheidenfehlbildungen können ebenfalls mit den Gebärmutter-Anomalien einhergehen oder unabhängig davon auftreten. Häufig handelt es sich um ein Scheidenseptum (teilende Wand in der Scheide).
Symptome, dass die Gebärmutter fehlgebildet ist, hat die Betroffene meist erst einmal nicht. Viele Patientinnen erfahren erst beim Frauenarzt, dass sie eine solche Veränderung haben. Unter Umständen kann es zu Abweichungen bei der Menstruationsblutung kommen, manchmal z. B. kann die Blutung ausbleiben. Selten entstehen Schmerzen.
Die Anomalien der Gebärmutter können aber Folgen für die Funktion haben. Unter anderem kann die Fehlbildung der Grund sein, warum eine Unfruchtbarkeit besteht. Meist können jedoch auch Frauen mit Gebärmutter-Anomalien Kinder austragen. Die Empfängnis kann erschwert sein, beispielsweise wenn nur ein einseitiger Uterus (Uterus unicornis) besteht. Außerdem kann das Risiko für eine Einnistung an falscher Stelle (z. B. Eileiterschwangerschaft) erhöht sein.
Bei den Fehlbildungen gibt es häufiger Schwierigkeiten in einer Schwangerschaft. Wenn sich die Frucht auf einem Uterusseptum (unnatürliche Scheidewand) einnistet statt in der normalen Gebärmutterwand, wird diese irgendwann nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. Die Frucht bekommt zu wenige Nährstoffe und zu wenig Sauerstoff. Eine Fehlgeburt ist oft die Folge davon. Bei höhergradigen Fehlbildungen ist die Mittelwand dicker oder entspricht der typischen Gebärmutterwand, deshalb kann sich das Kind dort auch normal entwickeln.
Weitere Komplikationen bei einer Schwangerschaft sind ebenfalls häufiger, wenn eine Gebärmutterfehlbildung besteht. In vielen Fällen steht dem Kind weniger Platz zur Verfügung als in einer regelrechten Gebärmutter. Damit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es durch den Druck auf die Gebärmutterwand zu vorzeitigen Wehen oder einer Frühgeburt kommt. Ebenfalls ist eine Muttermundschwäche (Zervixinsuffizienz) möglich. Weiterhin sind bei Uterus-Fehlbildungen häufiger ungünstige Geburtslagen (Steißlage, Querlage) anzutreffen als bei normalen Gebärmüttern. Hierdurch kann eine Geburt sehr erschwert sein.
Die Fehlbildung wird oft in einer gynäkologischen Untersuchung entdeckt, die aus anderem Grund durchgeführt wird. Wenn sich die Patientin mit Gebärmutterfehlbildung aufgrund von Beschwerden oder wegen eines unerfüllten Kinderwunsches zum Arzt begibt, wird zunächst ein Untersuchungsgespräch (Anamnese) durchgeführt. Manchmal fällt bei der körperlichen Untersuchung beziehungsweise der Beurteilung des Scheideninneren die Fehlbildung auf. In einer Ultraschalluntersuchung oder in einer Kernspintomographie (MRT, Magnetresonanztomographie) lassen sich oft Veränderungen erkennen. Unter Umständen empfiehlt sich eine Röntgenuntersuchung von Gebärmutter und Eileiter mit Kontrastmittel (Hysterosalpingographie). Der genaue Befund der Fehlbildung wird in einer Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) sichtbar, einer Untersuchung, bei der der Arzt mit einem optischen Gerät in die Gebärmutter hineinschauen kann. Kombiniert wird dies oft mit einer diagnostischen Bauchspiegelung (Laparoskopie, ein Eingriff über winzige Schnitte).
Fruchtbarkeitsstörungen können vielfältige Ursachen haben. Sollte eine Frau trotz häufigen Geschlechtsverkehrs ohne Schutz nicht schwanger werden und sich ein Kind wünschen, so kann dies beim Arzt genau abgeklärt werden. Untersucht werden sollten sowohl die Frau als auch ihr Partner, da die Ursache auch beim Mann liegen kann.
Eine Behandlung dieser Fehlbildungen kann auf verschiedene Weise geschehen. Einige Formen der Gebärmutterfehlbildung ermöglichen allerdings eine Schwangerschaft, ohne dass die Gefahr für Komplikationen übermäßig hoch ist. Häufig ist deshalb keine Therapie notwendig, unter anderem oft auch dann, wenn kein Kinderwunsch besteht. In einigen Fällen ist eine Therapie gar nicht sinnvoll oder möglich. Ohnehin kann nicht allgemeingültig ein Behandlungsansatz nahegelegt werden. Die Methode der Behandlung richtet sich nach dem Einzelfall, nach der Art der Fehlbildung, nach den Wünschen und Vorstellungen der Patientin.
Da es der Aufbau der Gebärmutter ist, der vom Normalfall abweicht, gibt es keine ursächliche Behandlung ohne Operation. Ist eine Fehlbildung der Gebärmutter bekannt, kann die Frau meist trotzdem auf herkömmlichem Weg versuchen, Kinder zu bekommen. Sie sollte sich aber vom Arzt beraten lassen und auf einige Dinge achten. Während einer Schwangerschaft sollte eine regelmäßige Kontrolle beim Arzt erfolgen. Vor allem sollte die Frau bei einer bestehenden Schwangerschaft besonders die Anzeichen bemerken können, die auf eine drohende Frühgeburt deuten können. Sollte es Hinweise darauf geben, dann sollte sich die werdende Mutter schnell in fachärztliche oder geburtsmedizinische Behandlung begeben.
Eine Operation bei einer Gebärmutterfehlbildung dient dazu, die ungünstigen räumlichen Verhältnisse zu verbessern. Ein Septum (Trennwand) in der Gebärmutter kann durch eine Operation entfernt werden, dies geschieht oftmals in einer Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) und nur noch selten über einen größeren Bauchschnitt. Sollte eine Trennwand in der Scheide (Scheidenseptum) bestehen, dann kann diese ebenfalls in vielen Fällen beseitigt werden.
In Fällen von höhergradigen Fehlbildungen des Uterus (Gebärmutter) wie dem Uterus bicornis oder doppelt angelegter Gebärmutter kann manchmal ebenfalls eine Operation nützen. Ein solcher Eingriff zur Korrektur der Gebärmutter erfolgt meist über einen Bauchschnitt als Zugangsweg. Häufig kann eine solche Operation jedoch auch unterbleiben.
Einige operative Eingriffe, die bei Fehlbildungen der Gebärmutter möglich sein können, gehören zu den Fruchtbarkeitsbehandlungen beziehungsweise Methoden der künstlichen Befruchtung.
Je nach der Form der Fehlbildung ist die Fruchtbarkeit nur geringfügig oder stärker eingeschränkt. Viele Frauen können trotz einer gewissen Fehlbildung der Gebärmutter normal Kinder bekommen und austragen. Andere haben das Risiko, dass eine Fehlgeburt oder Schwangerschaftskomplikationen auftreten. Es lässt sich nicht pauschal sagen, ob eine Behandlung erfolgreich durchgeführt werden kann, da die Aussichten vom Einzelfall abhängen. Die Betroffene sollte sich von einem Facharzt beraten und gegebenenfalls genau untersuchen lassen.
aktualisiert am 16.12.2020