Neben der gängigen Gebärmutterausschabung (auch Abrasio oder Kürettage) gibt es ein auf den ersten Blick sehr ähnliches Verfahren in der Gynäkologie – die Verödung der Gebärmutterschleimhaut (auch Ablation oder Endometrium-Ablation). Bei beiden Verfahren wird die Gebärmutterschleimhaut entfernt. Trotzdem gibt es gravierende Unterschiede zwischen der Ablation und der Abrasio. Während bei einer Gebärmutterausschabung die Schleimhaut nur zwischenzeitlich abgetragen wird, ist das Ziel der Verödung, die Gebärmutterschleimhaut dauerhaft zu entfernen. Die Ausschabung ähnelt dabei dem natürlichen Zyklus des weiblichen Körpers, schließlich wird auch bei der monatlichen Blutung die Gebärmutterschleimhaut vom Körper abgestoßen, um sie dann wieder aufzubauen. Im Gegensatz dazu baut sich die Gebärmutterschleimhaut bei einer Verödung nicht wieder auf. Die Gründe für eine Ablation sind vielfältig. In einigen Fällen ist sie eine Alternative zur kompletten Entfernung der Gebärmutter (Hysterektomie), da sie weitaus schonender für den Körper ist.
Meistens gehören Probleme mit der Regelblutung zu den Gründen für eine Ablation (Verödung). Viele Frauen klagen über eine sehr starke Blutung oder eine lange andauernde Blutung. In allen Fällen geht eine Gebärmutterausschabung und meist zusätzlich eine Spiegelung der Gebärmutter der Verödung voraus. Die Ausschabung dient dabei diagnostischen Zwecken und der Gewinnung von Gewebe, welches weiter untersucht werden kann. Häufig sind Myome (gutartige Wucherungen), Polypen (Ausstülpungen der Schleimhaut) oder erste Anzeichen ernsthafter Veränderungen die Ursache für Blutungsbeschwerden. Diese können bei der Gebärmutterausschabung und Spiegelung diagnostiziert werden. Im Anschluss entscheidet der Arzt in Rücksprache mit der Patientin, welche Therapie sinnvoll ist. Bei leichten Beschwerden verschafft bereits die Gebärmutterausschabung Erleichterung. Da sich die Gebärmutterschleimhaut aber von alleine wieder bildet, sind die Erfolge bei einigen der Erkrankungen nur kurzfristig.
Halten die Beschwerden an und befindet sich die Patientin in einem Alter, in dem die Familienplanung abgeschlossen ist, kommt die Verödung als Therapie in Frage. Die Ablation kommt nicht zum Einsatz, wenn bösartige Veränderungen der Gebärmutter vorliegen oder es Anzeichen für eine Krebserkrankung gibt. Auch junge Frauen mit Kinderwunsch sollten auf eine Verödung der Gebärmutterschleimhaut verzichten.
Eine Gebärmutterausschabung (Abrasio) erfolgt zudem bei einer Fehlgeburt, um restliches Gewebe zu entfernen, sowie beim Verdacht auf Krebs. Um einen Schwangerschaftsabbruch vorzunehmen, kann ebenfalls eine Ausschabung durchgeführt werden.
Auch die Ablation (Verödung) gehört wie die Abrasio (Ausschabung) zu den minimal-invasiven Eingriffen. Meistens wird sie ambulant, aber in Vollnarkose durchgeführt. Dadurch kann die Patientin am selben Tag die Praxis oder Klinik verlassen und schnell wieder ihrem Alltag nachgehen. Somit ist die Verödung der Gebärmutterschleimhaut die deutlich schonendere und weniger zeitintensive Alternative zur kompletten Entfernung der Gebärmutter.
Nach Einleitung der Narkose und Desinfektion des Operationsfelds führt der Arzt ein Spekulum ein, um den Muttermund zu weiten und weitere Instrumente in die Scheide einführen zu können. Wie bereits erwähnt, geht einer Ablation eine Abrasio voraus. Zudem verschafft sich der Arzt meist durch eine Gebärmutterspiegelung einen Überblick über die Beschaffenheit der Gebärmutter. Erst dann wird die Verödung durchgeführt.
Bei der Verödung der Gebärmutterschleimhaut kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz. Bis vor einiger Zeit war die Entfernung mit der Resektionsschlinge (Schlinge zum Herausschneiden) oder einer Roller-Ball-Elektrode die gängige Methode zur Verödung. Inzwischen gibt es jedoch schonendere Verfahren wie zum Beispiel die Hydrothermablation. Hierbei wird Flüssigkeit in die Gebärmutter eingeführt und stark erhitzt. Ein weiteres Verfahren ist das bipolare Netz (Goldnetz). Hierbei wird ein Netz in die Gebärmutter gelegt. Auch dieses wird kurzzeitig erhitzt und so die Gebärmutterschleimhaut verödet. Weitere Möglichkeiten sind die Kältesonde (Kryotherapie) oder die Einführung eines heißen Ballons (Ballonkatheter). Die neueren Verfahren der zweiten Generation setzen sich zunehmend stärker durch, da sie schnell durchzuführen und mit wenigen Risiken verbunden sind.
Nach dem Eingriff kann die Patientin meist nach wenigen Stunden die Praxis verlassen. Leichte Blutungen oder bräunlicher Ausfluss sind normal. Da bei dem Eingriff der Muttermund geöffnet wurde, ist ein Verzicht auf Schwimmen, auf den Gebrauch von Tampons, auf Geschlechtsverkehr und Saunabesuche ratsam.
Bei der Abrasio oder Ausschabung hingegen, wird die Gebärmutterschleimhaut tatsächlich mit einer Art Löffel herausgeschabt oder alternativ mit einem Sauginstrument entfernt (Saugkürettage).
Bei optimalem Operationsverlauf sind die Blutungsbeschwerden nach der Verödung behoben. Manchmal ist jedoch eine zweite Verödung erforderlich, um dauerhaft beschwerdefrei zu sein. Patientinnen sollten sich über die Konsequenzen einer Ablation im Klaren sein. Aufgrund der dauerhaften Entfernung der Gebärmutterschleimhaut sollte keine Schwangerschaft angestrebt werden. Trotzdem ist die Ablation keine Verhütungsmethode. Eizellen können sich in kleinen Schleimhautresten einnisten. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit für eine Fehlbildung des Embryos sehr hoch. Der verantwortungsvolle Umgang mit Verhütungsmitteln ist also auch nach der Verödung erforderlich.
aktualisiert am 16.11.2023