Die Gebärmutterausschabung (Abrasio oder Kürettage) gehört zu den häufigen Eingriffen eines Gynäkologen. Die Gründe für eine Abrasio sind dabei vielfältig. In vielen Fällen dient die Ausschabung zur Diagnostik von verschiedenen Symptomen wie Blutungsbeschwerden. Vielfach wird sie auch aus therapeutischen Gründen eingesetzt. Während die Ausschabung ansonsten oft zur Gewinnung von Gewebe oder als Therapie bei Regelbeschwerden eingesetzt wird, verfolgt sie nach der Geburt einen anderen Zweck. In dem Zusammenhang wird auch von einer Nachkürettage gesprochen.
Nach einer Entbindung befinden sich meist noch Reste der Plazenta (auch Mutterkuchen oder Nachgeburt genannt) in der Gebärmutter. In der Regel stößt der Körper diese Reste kurz nach der Geburt auf natürlichem Weg ab, sodass keine Reste in der Gebärmutter verbleiben. Doch nicht immer wird die Nachgeburt komplett ausgestoßen oder es kommt zu einer zeitlichen Verzögerung, die zu weiteren Komplikationen führen kann. In diesem Fall spricht der Mediziner von einer Plazentaretention. Der Arzt greift auf die Gebärmutterausschabung zurück, um alle Reste der Nachgeburt aus der Gebärmutter zu entfernen. Gelegentlich ist auch nach einem Kaiserschnitt eine Abrasio erforderlich, um verbliebene Anteile der Plazenta zu entfernen.
Bleiben Gewebereste wie Eihäute oder Bestandteile des Mutterkuchens in der Gebärmutter zurück, kann sich diese nicht mehr zusammenziehen. Als Folge kommt es zu Blutungen der Gewebereste. Je nach Stärke der Blutungen können diese gefährlich für die Mutter werden. Meist versucht der Arzt erst durch die Gabe von Medikamenten das Zusammenziehen der Gebärmutter und den natürlichen Abgang der Gewebereste zu unterstützen. Doch nicht immer führt dies zum Erfolg und eine Ausschabung ist erforderlich. Wird die Plazenta etwa 30 Minuten nach der Entbindung nicht komplett ausgeschieden, steigt das Risiko von starken Blutungen. In diesem Fall kann ein operativer Eingriff erforderlich werden.
Gelegentlich kommt es auch mehrere Tage oder Wochen nach der Geburt zu Blutungen und Beschwerden. In diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass sich noch Reste der Plazenta in der Gebärmutter befinden. Eine Ultraschalluntersuchung gibt Gewissheit, ob dies tatsächlich der Fall ist. Findet der Arzt Gewebereste, wird er, um Infektionen und weiteren Beschwerden vorzubeugen, auf die Ausschabung (Nachkürettage) zurückgreifen.
Grundsätzlich ist eine Kürettage recht schonend für den Körper. Schließlich ähnelt die Ausschabung als Vorgang dem natürlichen Zyklus des weiblichen Körpers. Bei der monatlichen Blutung wird die Schleimhaut der Gebärmutter auf natürlichem Weg abgestoßen und im Anschluss wiederaufgebaut. Diesem Prinzip gleicht auch die Abrasio durch den Gynäkologen.
Die Gebärmutterausschabung gehört zu den komplikationarmen Eingriffen und kann in vielen Fällen ambulant erfolgen. Je nachdem, wie lange die Entbindung her ist, wird die Ausschabung noch in der Klinik durchgeführt. Ansonsten muss die Patientin oftmals nicht stationär aufgenommen werden. In Deutschland ist es Standard, dass die Patientin in Vollnarkose gelegt wird. Aus diesem Grund sollte die zu behandelnde Frau nüchtern in der Praxis erscheinen. Vor dem eigentlichen Eingriff klärt der Gynäkologe und Anästhesist über mögliche Komplikationen auf. Nach Einleitung der Narkose wird die Patientin auf dem gynäkologischen Stuhl platziert und für die Operation vorbereitet.
Die eigentliche Kürettage dauert meist nur wenige Minuten. Teilweise wird auch eine sogenannte Nachtastung durchgeführt: Der Arzt führt die Hand in die Gebärmutter ein und entfernt die Plazentareste mit den Fingern. In manchen Fällen erfolgt die manuelle Behandlung und die Kürettage auch im selben Eingriff. Um die Gebärmutter gut darzustellen, führt der Gynäkologe ein Spekulum in die Scheide ein. Das Spekulum erinnert an einen Trichter und erlaubt dem Arzt einen Blick in die Gebärmutter. Zudem öffnet er damit leicht den Muttermund und kann weitere Instrumente platzieren. Für die Ausschabung verwendet der Arzt die sogenannte Kürette. Hierbei handelt es sich um ein löffelartiges Instrument, das mit moderat scharfen Rändern ausgestattet ist. Zur Kürettage nach der Geburt verwendet der Arzt meist eine spezielle Kürette, die Bumm-Kürette, welche größer als das normale Instrument und stumpf ist. Nun schabt der Arzt die Gebärmutterhöhle vorsichtig aus und trägt das Gewebe ab. Bei Bedarf nutzt der Arzt den Eingriff auch für eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie). Sobald der Arzt alle Gewebereste entfernt hat, darf die Patientin wieder aufwachen. Hierfür wird die Patientin in einen ruhigen Raum gebracht und die Vitalfunktionen regelmäßig kontrolliert.
Da meistens eine Kurznarkose nötig ist, erwacht die Patientin in der Regel sehr schnell wieder. Um die Praxis verlassen zu können, falls die Kürettage zu einem späteren Zeitpunkt nach der Geburt erfolgte, sollte sie sich fit genug fühlen. In keinem Fall darf die behandelte Frau nach dem Eingriff Auto fahren oder alleine öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Die Begleitung durch eine Vertrauensperson ist ratsam. Um die Narkose besser zu verstoffwechseln und den Kreislauf wieder anzukurbeln, hilft in den nächsten Tagen gelegentliches Aufstehen. In vielen Fällen verkraftet der Körper die Ausschabung komplikationslos. Mehrere Tage nach dem Eingriff sollte die Frau jedoch nicht schwer heben und sich schonen. Vor allem nach Geburten ist der Körper geschwächt, sodass auf ausreichend Ruhe geachtet werden sollte.
Leichte Blutungen nach der Gebärmutterausschabung sind normal und kein Grund zur Besorgnis. Leicht ziehende Bauchschmerzen, ähnlich den Menstruationsbeschwerden, gehören zu den natürlichen Symptomen nach dem Eingriff. Diese sollten aber nach wenigen Tagen abklingen. Sobald starke Blutungen auftreten, die Patientin über ungewöhnliche Schmerzen klagt, oder wenn Fieber hinzukommt, ist unverzüglich ein Arzt aufzusuchen.
Komplikationen treten eher selten auf und viele Frauen sind schnell wieder fit. Trotzdem sollte die Patientin bis zu drei Wochen nach dem Eingriff nicht baden gehen, die Sauna besuchen, Geschlechtsverkehr haben oder Tampons benutzen. Schließlich ist der Muttermund nach der Ausschabung noch geöffnet und deshalb anfällig für Infektionen. Erst allmählich schließt sich der Muttermund wieder. Zudem sollte die Patientin beachten, dass auch nach der Abrasio eine Schwangerschaft entstehen kann. Der verantwortungsvolle Umgang mit Verhütungsmitteln ist konsequenterweise nach dem Eingriff unverzichtbar.
Tatsächlich neigen Frauen, die bereits eine Plazentaretention (Reste der Plazenta verbleiben in der Gebärmutter) hatten, zu einer weiteren Plazentaretention bei späteren Geburten. Vorbeugen lässt sich dem Verbleib von Resten in der Gebärmutter und damit einer Gebärmutterausschabung nicht. Besonders häufig betroffen sind Frauen mit Frühgeburten. Vermutlich liegt das erhöhte Risiko einer Plazentaretention in diesem Fall daran, dass die Plazenta bei einem normalen Schwangerschaftsverlauf 40 Wochen in der Gebärmutter verbleibt. Kommt es zu einer verfrühten Geburt, ist die Plazenta oftmals noch nicht in dem Stadium, in dem sie auf natürlichem Wege abgestoßen werden würde.
Die Gebärmutterausschabung ist grundsätzlich ein schonendes Verfahren, um Plazentareste aus dem Uterus zu entfernen. In der Regel erholen sich die betroffenen Frauen schnell von dem Eingriff und können sich ganz dem Nachwuchs widmen.
aktualisiert am 16.11.2023