Eine Gaumenspalte gehört zu den angeborenen Spaltfehlbildungen und kann unter anderem zu Beeinträchtigungen von Essen, Trinken und Sprechen führen. Eine Operation muss durchgeführt werden, um dies zu behandeln.
Spaltbildungen im Gesicht resultieren aus Fehlentwicklungen in der Embryonalzeit. Eine definitive Ursache ist noch nicht genau bekannt. Verschiedene Faktoren können die Gefahr einer Spaltbildung während der Embryonalentwicklung jedoch erhöhen. Dazu gehören Rauchen, Alkohol- oder Drogenkonsum der Mutter in der Frühschwangerschaft oder eine Krankheit während dieser Zeit, zu starke körperliche Anstrengung oder auch seelischer Stress sowie ein Nährstoffmangel. Auch wenn der Körper vermehrt Strahlen (z. B. Radioaktivität, Röntgen) ausgesetzt ist, kommt es zu einer Vergrößerung des Risikos für eine Spaltbildung. Des Weiteren besteht höchstwahrscheinlich eine erbliche Komponente, die bei der Entwicklung einer solchen Spaltbildung eine Rolle spielt.
Es kann lediglich der weiche Gaumen oder zusätzlich auch der harte (knöcherne) Gaumen von der Spaltbildung betroffen sein. Des Weiteren kann die Gaumenspalte mit anderen Spaltbildungen im Gesicht kombiniert sein (Kieferspalte, Lippenspalte). Durch die Gaumenspalte kommt es zu Funktionseinschränkungen in Mund und Rachen. Die Nahrungsaufnahme kann deutlich erschwert sein. Auch kann es zu Sprechbehinderungen kommen, wobei häufig Laute wie „k“ oder „g“ nicht oder nur undeutlich ausgesprochen werden können. Durch die Spaltbildung im Gaumen wird die Entstehung von weiteren Erkrankungen gefördert, beispielsweise von Mittelohrentzündungen und Atemwegsinfektionen. Bei ausgeprägtem Spalt können Fehlstellungen von Zähnen vorkommen.
Die Diagnose kann teilweise bereits durch Ultraschalluntersuchungen in der Schwangerschaft am ungeborenen Kind erfolgen. Nachdem das Kind zur Welt gekommen ist, werden Gaumen, Mund und Rachen betrachtet. Weitergehende Untersuchungen müssen durchgeführt werden, um mögliche Folgeerkrankungen oder weitere Fehlbildungen feststellen zu können. Daher werden die Ohren (Mittelohr), die Zähne beziehungsweise Zahnstellung sowie später das Sprechen und die Stimmbildung untersucht. Sinnvoll sind auch weitere Untersuchungen durch andere Fachärzte, um Fehlentwicklungen in verschiedenen Körperbereichen auszuschließen.
Eine Gaumenspalte ist als strukturelle Fehlbildung normalerweise eindeutig zu erkennen.
Es kann zunächst eine herausnehmbare, speziell geformte Gaumenplatte eingesetzt werden. Dadurch wird unter anderem das Trinken deutlich vereinfacht.
Eine dauerhafte Wirkung wird nur durch eine Operation der Gaumenspalte erzielt. Sie kann ab einem Alter von vier Monaten durchgeführt werden. Meist wird der Eingriff noch im Laufe des ersten Lebensjahres vorgenommen. Häufig erfolgt die Operation in Kombination mit weiteren Eingriffen, wie der Korrektur einer Kieferspalte und Lippenspalte.
Die Operation erfolgt in Vollnarkose.
Die Ränder der Spaltbildung werden eingeschnitten. Die Seiten des Gaumens werden in Richtung Mitte gezogen und nach und nach zusammengenäht. Zuerst wird die Nasenschleimhaut, dann die Gaumenmuskeln und schließlich die untere Gaumenschleimhaut vernäht.
Falls der Spalt bis in den knöchernen Anteil des Gaumens reicht, so wird entweder nur das über dem Knochen liegende weiche Gewebe vereinigt, oder die Lücke im knöchernen Bereich wird noch belassen und erst in einem weiteren Eingriff zusammengefügt. Das Verfahren richtet sich nach Größe und Art der Spaltbildung. Nach der Erstoperation wird der Spalt im harten Gaumen meist bereits enger, so dass dann der Folgeeingriff einfacher ist. Zwischen den Eingriffen kann eine kieferorthopädische Platte eingesetzt werden.
Je nach der Größe der Gaumenspalte wird die Schleimhaut komplett (Stiellappenplastik) oder nur in Anteilen (Brückenlappenplastik) vom Untergrund gelöst. Ist der Spalt weit, so muss an den Seiten ein weiterer Schnitt vorgenommen werden, damit das Gewebe in der Mitte unter weniger Spannung vereinigt werden kann.
In manchen Fällen muss die Operationsmethode abgeändert oder erweitert werden, auch beim Auftreten von Komplikationen. Unter anderem kann es notwendig werden, nicht eine, sondern zwei Operationssitzungen vorzunehmen.
Mäßige Beschwerden wie Schwellungen, Schmerzen, Gefühlsstörungen und Schluckbehinderungen verschwinden meist nach ein paar Tagen wieder. Blutungen und Nachblutungen sind möglich. Infektionen, Wundheilungsstörungen und überschießende Narbenbildung können ebenfalls vorkommen. Allergische Reaktionen jeden Schweregrades sind nicht auszuschließen.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In aller Regel kann durch eine Operation ein funktionell guter Zustand erreicht werden. Ein normales Sprechen und Schlucken ist meist möglich.
Bei einer solchen Operation in der Mundhöhle darf 4 Stunden vorher nichts mehr gegessen und nicht mehr geraucht werden, und 2 Stunden vorher nichts mehr getrunken werden. Die Zähne sollten vor dem Eingriff gewissenhaft geputzt werden.
Gerade bei kleinen Kindern ist oft das Fixieren der Arme notwendig, um den Operationserfolg nicht zu gefährden. Die Nahrungsaufnahme erfolgt bei ihnen meist erst durch Sondenkost. Erwachsene und größere Kinder können Wasser und Tee zu sich nehmen. Nach einer gewissen Zeit können dann zunächst weiche Speisen gegessen werden. Es sollte eine zu starke körperliche Betätigung gemieden werden. Ebenso sollte der Patient nur vorsichtig sprechen.
Falls keine selbstauflösenden Nähte verwendet werden, müssen die Fäden nach einiger Zeit gezogen werden. Hierzu wird eventuell eine Kurznarkose vorgenommen.
Termine für ärztliche Kontrollen sollten wahrgenommen werden.
Ergeben sich Beschwerden, die auf Komplikationen hindeuten, so sollte rasch der Arzt benachrichtigt werden.
aktualisiert am 18.03.2022