Viele Experten beklagen, dass in Deutschland zu häufig und mitunter auch vorschnell operiert wird. Tatsächlich könnten viele Erkrankungen konservativ, also ohne das Zutun eines Chirurgen, behandelt werden. Das gilt auch in vielen Fällen für das Ganglion (Überbein). Das Ganglion ist die häufigste Weichteilschwellung an der Hand und am Handgelenk. In 70% der Fälle tritt es dorsal auf, also an der Handaußenfläche. Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehören:
Einige Ganglien bilden sich von alleine zurück. Dies gilt insbesondere dann, wenn das Gelenk geschont und ruhiggestellt wird. Die spontane Rückbildungsrate liegt zwischen 40 und 58 Prozent.
Wenn sich die Zyste (der flüssigkeitsgefüllte Hohlraum) nicht von alleine zurückbildet, kommen konservative Maßnahmen in Betracht. Erst wenn alle konservativen Maßnahmen nicht zum Erfolg führen, kann eine OP sinnvoll sein.
Zur konservativen Therapie des Überbeins zählen physikalische Maßnahmen wie Massagen, die Aspiration des Ganglions (Absaugen) und der Einsatz von Arzneimittel, die per Injektion in das Ganglion gegeben werden.
Dabei muss die Entscheidung - konservativ oder OP - von jedem selbst und in Absprache mit dem behandelnden Arzt getroffen werden. Wenn ein Überbein permanent schmerzt oder die Beweglichkeit des Gelenkes immer mehr einschränkt, muss eine Operation ins Auge gefasst werden, um die Beschwerden zu beseitigen. Dies gilt insbesondere dann, wenn eine Zyste, durch ihren Druck auf das umliegende Gewebe und seine Nervenbahnen, bereits Taubheitsgefühl und Lähmungen verursacht hat. In den meisten Fällen verursachen Ganglien keine Probleme, sondern stellen lediglich ein ästhetisches Problem dar.
Konservative Methoden empfehlen sich, so lange ein Überbein keine übermäßigen Schmerzen oder Einschränkungen mit sich bringt. Mit dem ästhetischen „Makel“ können viele Betroffene bestens leben. Allerdings muss eine sichere Diagnose (gegebenenfalls durch Punktion sowie Ultraschall und andere bildgebende Verfahren) gestellt sein, um einen bösartigen Weichteiltumor auszuschließen.
Ohnehin bilden sich viele Zysten von allein zurück oder können, zum Beispiel durch Massagen, in ihrem Umfang minimiert werden. Da Verletzungen, einseitige Belastungen und Fehlhaltungen als auslösende Faktoren für ein Überbein diskutiert werden, kann bereits ein Ruhigstellen des Gelenkes sowie die manuelle Therapie mittels Krankengymnastik und Massage zum Erfolg führen. Im Anschluss geht es insbesondere darum, die Bewegungen der betroffenen Patienten zu optimieren und die umliegende Muskulatur zu stärken. Diese Behandlung verspricht nicht immer erfolgreich zu sein. Obwohl sich das Ganglion zunächst zurückbildet, kann es erneut auftreten (Rezidiv).
Die Ruhigstellung des Ganglions kann bereits dazu führen, dass sich das Ganglion zurückbildet. Eine übermäßige Belastung des Handgelenks gilt als ein möglicher Auslöser für die Bildung eines Ganglions.
Eine spezielle Ganglion-Massage kann die Rückbildung des Ganglions unterstützen. Es ist nicht ratsam, selbst am Ganglion rumzurdrücken, weil die Gefahr zu groß ist, dass das Ganglion platzt und Komplikationen verursacht. Eine Ganglion-Massage sollte durch einen fachkundigen Therapeuten erfolgen.
Beherzte Therapeuten haben früher das Ganglion bewusst mit viel Druck zum Platzen gebracht. Da dadurch Komplikationen auftreten können, wird diese Methode nicht mehr empfohlen. Auch die "Brockhaus-Methode", bei der das Ganglion mit einem Buch oder einem anderen schweren Gegenstand zum Platzen gebracht wird, ist alle andere als empfehlenswert. Hierbei traten sogar Knochenbrüche und Gefäßschäden an der Speichenschlagader auf.
Die Aspiration ist eine der einfachsten Methoden, um ein Ganglion zu behandeln. Dabei wir die in der Zyste befindliche Flüssigkeit abgesaugt. In vielen Studien zeigt sich jedoch, dass bei 50 Prozent aller Patienten das Ganglion erneut auftritt. Damit hat diese Methode ein sehr hohe Rezidivrate.
Nach der Punktion und Absaugung eines Ganglions kann eine dreiwöchige Ruhigstellung förderlich für die Heilung sein. Hier sind die Studienergebnisse allerdings widersprüchlich, so dass eine Ruhigstellung im Ermessen des Arztes liegt.
Eine zusätzliche Injektion mit Steroiden kann auf Basis der vorliegenden Studien nicht empfohlen werden. Eine zusätzliche Injektion von Cortison scheint keinen Nutzen zu haben im Vergleich zu einer einfachen Punktion.
Hinzu kommt, dass der Einsatz von Cortison zu Komplikationen wie Gewebeschwund der Haut (Hautatrophie) und zu Veränderungen der Hautfarbe (Hautdepigmentierung) führen.
Injektionen mit dem Mittel Hyaluronidase haben tendenziell einen positiven Effekt. Durch die HHyaluronidase wird die Hyaluronsäure gespalten und die Flüssigkeit in der Zyste kann besser punktiert und abgesaugt werden. Einige Studien zeigten positive Ergebnisse. Allerdings ist die Studienlage etwas widersprüchlich.
Beim Einsatz von Hyaluronidase muss man berücksichtigen, dass das Mittel eine allergische Reaktion auslösen kann.
Mit einer Operation lässt sich die Rückfallquote dagegen deutlich (auf rund 10 Prozent) begrenzen. Das liegt vor allem daran, dass der Stiel der Zyste erreicht wird. Damit kann die chirurgische Intervention durchaus sinnvoll sein.
Da auch hier gewisse Risiken (Infektionen, unerwünschte und übermäßige Blutungen, Schädigungen des Nachbargewebes) nicht zu leugnen sind, sollten im Vorfeld die zur Verfügung stehenden alternativen Maßnahmen wie das Ruhigstellen der betroffenen Gelenke mittels einer Gipsschiene ausgeschöpft werden. Zudem gibt es naturheilkundliche oder alternativmedizinische Ansätze, bei denen gegen Ganglien beispielsweise Globuli oder Mineralsalze angewendet werden.
aktualisiert am 29.01.2020