Schaut man in die vor wenigen Jahrzehnten gängigen Lehrbücher, wird man mit Behandlungsmethoden überrascht werden, die heute als brachial und überholt gelten. Früher war es beispielsweise durchaus üblich, ein Ganglion (Überbein) mithilfe eines dicken Buches zu zerdrücken und damit zum Platzen zu bringen. Heute sorgen kleine operative Eingriffe sowie das Punktieren (Hineingehen mit einer Hohlnadel) des Überbeins dagegen für bessere Erfolge. In einigen Fällen kann ein Ganglion selbstständig platzen, sodass die Schwellung verschwindet und gegebenenfalls Schmerzen folgen. Unter Umständen kann es sogar zu Entzündungen, Blutungen oder erneuten Schwellungen kommen.
Am häufigsten finden sich Überbeine im Bereich des Handgelenks, wo sie entweder streck- oder beugseitig auftreten können. Allerdings ist es auch möglich, dass Ganglien sich an Fingergliedern, auf dem Handrücken oder in der Kniekehle bilden. Seltener sind Überbeine am Fuß, an der Schulter oder am Ellbogen. Die Ursachen für die Entstehung eines Ganglions sind immer noch nicht eindeutig geklärt. Experten können lediglich Risikofaktoren benennen, die die Entstehung eines Ganglions begünstigen. Dazu gehören beispielsweise genetisch bedingte Schwachstellen an einer Gelenkkapsel oder Sehnenscheide, starke Belastung oder Verschleiß der Gelenke.
Ein Überbein zeigt sich meist durch eine sichtbare Schwellung, die bis zur Größe einer Walnuss oder Kirsche heranwachsen kann. Schuld daran ist die Innenhaut des jeweiligen Gelenks oder der betroffenen Sehnenscheide, die nicht mehr straff ist, sondern eine Ausbuchtung gebildet hat. Diese ovale oder kugelförmige Kammer ist über einen Stiel mit der Gelenkkapsel beziehungsweise der Sehnenscheide verbunden, sodass sich gelartige Flüssigkeit darin ansammeln kann. Diese Flüssigkeit sorgt schließlich dafür, dass die Schwellung prall-elastisch wirkt und man früher davon ausgegangen ist, man könne das Überbein einfach zum Zerplatzen bringen. Ein Ganglion mit dem einem dicken Buch zu zerdrücken, ist allerdings keineswegs mehr üblich. Wer bei sich selbst ein Ganglion entdeckt, sollte einen Arzt aufsuchen, um über andere Behandlungen zu sprechen.
In den meisten Fällen wird der Arzt etwas abwarten und das Überbein beobachten. Gerade wenn das Überbein keine Schmerzen verursacht, ist es sinnvoll, über einen längeren Zeitraum abzuwarten. In über 50 Prozent aller Fälle bildet sich das Ganglion bei Ruhe selbstständig zurück. Viele Patienten entscheiden sich für eine leichte Massage, die die Schmerzen lindern und die Flüssigkeit zurückdrängen soll. Allerdings kann es hierbei zufällig dazu kommen, dass das Ganglion zerplatzt und seine Flüssigkeit verliert. Damit verschwindet zwar die Schwellung, aber es kann zu starken Schmerzen kommen. Auch bei der Punktion ist es möglich, dass das Ganglion unbeabsichtigt platzt und seine Flüssigkeit in das umgebende Gewebe verliert. Zudem kann das Ganglion spontan platzen, ohne dass es behandelt wird.
Sollte das Ganglion geplatzt sein, sorgen dieser neue Zustand und die manchmal starken Schmerzen sicherlich für Unsicherheit. In den allermeisten Fällen ist der Körper allerdings in der Lage, die ausgetretenen Flüssigkeiten von alleine innerhalb weniger Tage wieder aufzunehmen. Es besteht nach dem Platzen jedoch eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das Ganglion erneut als Schwellung hervortritt. Grund dafür ist, dass weder die Wurzel noch der Stiel des Überbeins beim Platzen zerstört worden sind. Lediglich die gutartige Geschwulst war betroffen und kann nun erneut wachsen.
Sehr selten kann es außerdem passieren, dass sich ein geplatztes Ganglion entzündet, wenn beispielsweise Bakterien durch Punktion damit in Berührung kommen. Auch Blutungen sind – wenn auch sehr selten – möglich. In diesem Fällen treten typischerweise folgende Symptome auf:
Wer diese Beschwerden bei sich feststellt oder wenn nach wenigen Tagen immer noch keine Besserung der Schmerzen eingetreten ist, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Dieser wird sich das geplatzte Ganglion ansehen und unter Umständen zu einer OP raten oder andere Maßnahmen ergreifen, um die Entzündung einzudämmen und die Schmerzen zu lindern.
aktualisiert am 11.07.2017