Durch verschiedene Erkrankungen kann es zu einem Verschluss der Gallenwege kommen. Hierdurch kann die Gallenflüssigkeit nicht mehr abfließen. Im schlimmsten Fall entsteht durch die Aufstauung der Gallenflüssigkeit eine lebensgefährliche Leberentzündung. Um den Abfluss der Gallenflüssigkeit wieder zu gewährleisten, setzen die Ärzte in bestimmten Fällen einen Stent in die Gallenwege ein. Es handelt sich um ein Röhrchen, das den Gallengang von innen stützt und offen hält. Der Stent sorgt nach dem Eingriff für die Durchgängigkeit der Gallenwege. Allerdings kommt es nach einer gewissen Zeit zu einem Verschluss des Stents durch Verkrustungen. Daher müssen sich die Patienten meist nach einigen Monaten einem erneuten Eingriff unterziehen.
Die Gallenflüssigkeit wird von der Leber produziert und fließt über die Gallenwege in den Dünndarm. Im Dünndarm dient die Gallenflüssigkeit der Fettverdauung und dem Abtransport von Giftstoffen. Die Gallenblase ist ein Zwischenspeicher für die Gallenflüssigkeit. Kommt es zu einem Verschluss der Gallengänge, kann die Gallenflüssigkeit nicht mehr in den Dünndarm abfließen. Dies führt zu einem Rückstau der Gallenflüssigkeit, der ernste Folgen nach sich ziehen kann. Ein Beispiel hierfür ist die gefährliche Leberentzündung. Um dies zu verhindern, muss ein Gallengangsverschluss oder eine -verengung behandelt werden.
Leidet ein Patient unter einem Verschluss der Gallenwege, kommen unterschiedliche Erkrankungen als Auslöser infrage. Die häufigsten Ursachen für einen Gallenwegverschluss sind:
Unabhängig von der Ursprungserkrankung muss der Abfluss der Gallenflüssigkeit schnellstmöglich wieder gewährleistet werden. Hierfür können die Ärzte im Rahmen einer Endoskopie (Spiegelung) einen Stent in die Gallenwege einsetzen. Ein Stent ist bei Verengungen aufgrund von Entzündungen oder verletzungs- oder operationsbedingten Schäden in den Gallenwegen sinnvoll. Dieser Stent weitet den verengten oder verschlossenen Gallengang und sorgt für den Abfluss der Gallenflüssigkeit. Im Falle von Tumoren wie Gallengangskrebs ist diese Maßnahme ein wichtiger Bestandteil der Palliativtherapie. Diese Therapie dient der Linderung von Symptomen bei Krebspatienten in einem fortgeschrittenen Stadium, ohne dass eine Heilung erzielt werden soll oder kann. Mitunter wird ein Stent auch bei Gallensteinen eingesetzt oder wenn noch keine Ursache für einen Gallenstau bekannt ist.
Stents lassen sich heute mithilfe eines Endoskops (optisches Instrument, das in Hohlorgane eingeführt wird) in die Gallenwege einsetzen. Die Stent-Implantation ist dabei Teil einer sogenannten ERCP (endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie). Das Endoskop wird über den Mund, Magen und Zwölffingerdarm bis in die Gallenwege eingeführt. Dort kann eine Engstelle mit einem aufblasbaren Ballon von innen gedehnt werden (Ballondilatation) und der Stent als inneres stützendes Röhrchen an dieser Stelle eingesetzt werden. Dies ist in aller Regel ein leichter Eingriff. Der Patient kann das Krankenhaus daher nach ein bis zwei Tagen verlassen. Voraussetzung ist, dass es durch den Stent und die Endoskopie nicht zu Komplikationen kommt und der Patient stabil ist.
Die Art der Symptome durch einen Verschluss der Gallenwege kann unterschiedlich ausfallen. Häufig stehen die Symptome in Zusammenhang mit der Ursprungserkrankung. Bekannte Symptome für verschlossene Gallenwege sind:
Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen. Wie bereits erwähnt, kann der Verschluss der Gallenwege zu einer lebensbedrohlichen Situation werden. Der Patient sollte umgehend seinen Arzt über diese Symptome informieren.
Ein Verschluss der Gallenwege kann durch Bluttests, Ultraschalluntersuchungen, Röntgenbilder, eine Computertomografie, ein MRT oder durch endoskopische Untersuchungen festgestellt werden. Von diesen Diagnoseverfahren dienen die Ultraschall- und die Blutuntersuchung als Erstmaßnahmen. Kann der Arzt mithilfe dieser Verfahren nichts feststellen, müssen unter Umständen die weiteren genannten Untersuchungen angesetzt werden. Anhand der Untersuchungsergebnisse wird die Therapie festgelegt, die aus der Implantation eines Gallenweg-Stents bestehen kann.
Stents in den Gallenwegen leisten eine zuverlässige Arbeit. Nach der Stent-Implantation kann die Gallenflüssigkeit optimal abfließen. Mit der Zeit können sich im Stent aber Verkrustungen bilden. Durch ausgeprägte Verkrustungen kommt es zu einem erneuten Verschluss der Gallenwege. Der Stent muss in diesem Fall ausgetauscht werden. Hierfür ist ein erneuter Eingriff notwendig, was eine Mehrbelastung für den Patienten darstellt. Die Verkrustung führt in vielen Fällen bereits drei bis sechs Monate nach der Implantation zu einem erneuten Gallenwegverschluss. Auf der Innenseite der Stents lagern sich schnell Cholesterin, Gallensalze und Bakterien ab. Diese Ablagerungen bilden die Kruste, welche zum Verschluss des Stents und der Gallenwege führt.
Um die Verkrustungen in den Gallenweg-Stents zu verhindern, arbeitet die medizinische Forschung derzeit an neuen Stents. Durch diese Stents soll verhindert werden, dass sich die Patienten nach kurzer Zeit einer erneuten Stentimplantation unterziehen müssen. Die neuartigen Stents sollen eine besondere Innenbeschichtung aufweisen, welche die Ablagerung von Gallensalzen, Gallensäuren, Cholesterin und Bakterien verhindert. Die bislang verwendeten Stents für die Gallenwege bestehen zudem aus Polyethylen oder Teflon und weisen daher eine erhebliche Steifheit auf. Hierdurch droht eine Verletzung der Gallenwege im Rahmen der Stent-Implantation. Dieses Verletzungsrisiko soll durch neuartige, weitaus flexiblere Stents ebenfalls minimiert werden. Die Wissenschaftler sind derzeit bemüht, flexible Stents für die Gallenwege mit einem größeren Innendurchmesser zu entwickeln. Hierdurch wird ein Verkrusten der Stents verzögert. Die besondere Innenbeschichtung der Stents soll zeitgleich die Ablagerung der Verkrustungen unterbinden.
aktualisiert am 27.04.2023