In der Leber wird Gallenflüssigkeit produziert, die über den Gallengang in den Zwölffingerdarm geleitet wird, wo sie zur Verdauung beiträgt. Als Zwischenstation dient die Gallenblase, die die produzierte Gallenflüssigkeit speichert und bedarfsweise abgibt. In einigen Fällen kommt es dazu, dass der Weg zwischen Leber und Zwölffingerdarm blockiert ist. Dann kann es notwendig sein, den Gallengang mittels einer OP umzuleiten. Das Ende des Gallengangs wird dabei mit einer Stelle des Dünndarms verbunden und in aller Regel wird auch die Gallenblase entfernt.
Bei manchen Krankheitsverläufen kann es vorkommen, dass ein Gallengang eingeengt oder nicht mehr durchlässig ist. Das kann verschiedene Ursachen haben, angefangen bei Entzündungen oder Verletzungen bis hin zu Tumoren. Eine häufige Ursache für verstopfte Gallengänge ist die Bildung von Gallensteinen.
Da die Gallenflüssigkeit nicht mehr in den Zwölffingerdarm laufen kann, kommt es zur Stauung von Flüssigkeit. Das kann neben krampfartigen Schmerzen auch zu Entzündungen und Gelbsucht führen. In schwerwiegenden Fällen kommt es zur Schädigung der Leber.
Meist werden bei leichten Verstopfungen des Gallenganges durch Gallensteine zunächst konservative Maßnahmen angewendet. Hierzu zählen die Stoßwellentherapie oder die Gabe von entsprechenden Medikamenten. Zeigen konservative Maßnahmen keine Wirkung und der Gallengang kann mittels einer Endoskopie nicht wieder durchlässig gemacht werden, ist es notwendig, das betroffene Gallengangsstück zu entfernen. Daraufhin muss der Gallengang wieder mit dem Dünndarm verbunden werden. Er wird somit umgeleitet, dass die Galle weiterhin von der Leber in den Darm gelangen kann.
Wichtige Gründe, eine Umleitung des Gallengangs vorzunehmen, sind:
Die Operation der Gallenwege erfolgt grundsätzlich unter Narkose und in einer offenen Operation. Dabei wird die Bauchhöhle unterhalb des rechten Rippenbogens geöffnet. In manchen Fällen kommt es auch zu einem Längsschnitt im Oberbauch.
Eine solche Operation wird als biliodigestive Anastomose bezeichnet und bedeutet, dass eine Verbindung zwischen dem Gallensystem und dem Verdauungstrakt angelegt wird. Auch wenn nur der Gallengang betroffen und nicht mehr durchlässig für Flüssigkeit ist, wird in den meisten Fällen zugleich die Gallenblase entfernt, auch um eine weitere Bildung von Gallensteinen zu verhindern. Der Körper des Menschen kann ohne große Einschränkungen ohne Gallenblase überleben, da diese nur als Speicherort dient und die Leber weiterhin Gallenflüssigkeit produzieren kann. Während der Operation wird der Gallengang befreit und durchtrennt. Im Zuge der Umleitung der Gallenwege muss der Gang nun mit einer Dünndarmschlinge verbunden werden. Während der Operation wird der Dünndarm durchtrennt und der untere Anteil des Dünndarms mit dem Gallengang verbunden. Der obere Anteil des Dünndarms wird weiter unten mit dem unteren Anteil des Dünndarms verbunden. Dies wird auch als Roux-Y-Anastomose bezeichnet. Es gibt einige andere Methoden, die in besonderen Fällen wie z. B. einem Bauchspeicheldrüsenkrebs in bestimmten Bereichen (Pankreaskopfkarzinom) angewendet werden.
In einigen Fällen kann es notwendig sein, eine zusätzliche Drainage (Schlauch zur Ableitung von Flüssigkeit) zu legen. Während der Operation wird das Gallengangsystem genauestens untersucht. Werden dabei weitere Gallensteine oder bösartige Geschwulste gefunden, entfernt der Chirurg diese mit.
Eine Operation ist immer ein großer Eingriff und mit Risiken verbunden. Zu den allgemeinen Risiken bei Operationen zählen Infektionen, Venenthrombosen oder eine Lungenembolie, wobei diese jedoch durch vorangehende Medikation sehr selten geworden sind. Im Zuge der Operation an der Galle kann es zu Nachblutungen und Blutungen durch Verletzungen an Gefäßen (beispielsweise der Pfortader) oder Organen kommen. Auch kann es an den Nähten und Verbindungen des Gallenganges zum Austritt von Flüssigkeit in den Bauchraum kommen, was weitere Maßnahmen notwendig werden lässt. Zu den Spätfolgen gehören Verwachsungen und Narben, die den Gallengang oder Teile des Darms verschließen können.
Nach der Operation muss vorerst darauf verzichtet werden, Flüssigkeit oder Nahrung zu sich zu nehmen. Erst am Tag darauf darf der Patient wieder trinken, am dritten Tag Nahrung zu sich nehmen. Der Krankenhausaufenthalt dauert etwa eine Woche, je nach Verlauf der Operation und Heilung der Wunden. Nach etwa zwei Wochen werden die Fäden gezogen. Patienten sind nicht an eine Ernährungsumstellung gebunden, allerdings hat es sich als vorteilhaft erwiesen, fettarme und ballaststoffreiche Kost zu sich zu nehmen. Die Aussichten, dass die Umleitung der Gallenwege eine vollständige Heilung herbeiführt, sind nach erfolgreicher Operation sehr gut. Statistiken besagen, dass es nur bei etwa 15 Prozent der Patienten innerhalb der folgenden zehn Jahre zu einer erneuten Stauung von Gallenflüssigkeit kommt.
aktualisiert am 16.11.2023