Tumoren in der Galle sind selten. Bei bösartigen Tumoren in dem Bereich unterscheidet man Krebs der Gallenblase (Gallenblasenkarzinom) und der Gallengänge (cholangiozelluläres Karzinom). Jedes Jahr wird bei rund 5300 Menschen in Deutschland ein Gallenblasenkarzinom oder ein cholangiozelluläres Karzinom diagnostiziert. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Die Erkrankung tritt vor allem im späteren Leben auf. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei über 70 Jahren.
Die Ursachen für Gallenblasentumoren sind noch unzureichend erforscht. Eine Reihe von Erkrankungen stehen im Verdacht, eine Karzinombildung in der Galle zu fördern.
Bei PSC handelt es sich um eine fortschreitende Entzündung der Gallenwege, die mit der Zeit über eine Verhärtung (Sklerose) zu einem Gallenstau führt. Warum sich eine PSC entwickelt, ist noch nicht geklärt. Meist leiden Betroffene noch unter anderen Autoimmunerkrankungen (Störungen, bei denen sich das Immunsystem gegen Gewebe des eigenen Körpers richtet). Drei Viertel aller PSC-Erkrankten haben gleichzeitig Colitis ulcerosa, eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Bei einer diagnostizierten PSC sollten engmaschig Kontrolluntersuchungen stattfinden, um eine Tumorbildung gegebenenfalls rechtzeitig zu erkennen.
Über 90 Prozent der Menschen, die einen Gallenblasentumor entwickeln, hatten vorher bereits mit Gallensteinen zu tun. Dabei ist jedoch zu sagen, dass der Großteil der Menschen, die Gallensteine haben oder hatten, niemals in dem Bereich einen Tumor entwickeln.
Polypen an der Gallenblasenwand können zu einem Gallenblasentumor führen, wenn sie größer als einen Zentimeter sind.
Weitere Ursachen, die zu einem Gallenblasenkarzinom führen, können sein:
Im Idealfall wird ein Gallenblasentumor durch Zufall entdeckt; zum Beispiel im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes oder bei der operativen Entfernung von Gallensteinen. Denn wenn ein Gallenblasenkarzinom oder ein Karzinom im Gallengang Beschwerden macht, ist die Krankheit meist schon sehr weit fortgeschritten.
Die Symptome des Gallenblasenkarzinoms sind unspezifisch und ähneln denen harmloserer Gallenerkrankungen. So kann es aufgrund eines Gallestaus zu einer Gelbsucht (Ikterus) kommen. Durch zu viel Bilirubin, ein Abbauprodukt der roten Blutkörperchen, das normalerweise mit der Galle ausgeschieden wird, kommt es zu einer Gelbfärbung der weißen Augenhaut und der Haut. Zusätzlich kann Juckreiz auftreten, der Stuhl kann sich weißlich entfärben und der Urin bräunlich verfärben. Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Symptome, die häufig mit einer Dysfunktion der Galle in Zusammenhang stehen, können auch bei einem Karzinom auftreten. All diese Symptome können aber auch bei Gallensteinen auftreten, die einen Gallestau verursachen.
Der Arzt verschafft sich durch die Anamnese (Befragung und Gespräch mit dem Patienten) und die körperliche Untersuchung ein Bild von der Verfassung des Patienten und von möglichen Auffälligkeiten. Um den Zustand der Gallenblase und der Gallenwege zu beurteilen, stehen eine Reihe bildgebender Verfahren zur Verfügung:
Bei einer Blutuntersuchung liegt besonderes Augenmerk auf den Leberwerten. Sind die Werte der Leberenzyme (ALAT, ASAT, GLDH, γ-GT, AP) erhöht, deutet dies zunächst auf Leberschäden hin. Es kann aber auch ein Hinweis auf einen Gallenblasentumor sein. Bei Verdacht auf einen Tumor werden außerdem die sogenannten Tumormarker untersucht. Auch ein erhöhter Bilirubin-Wert, der sich erst im späteren Stadium in einer Gelbsucht ausprägt, kann bereits in einem frühen Stadium im Blut nachgewiesen werden.
Die Behandlung eines Gallenblasenkarzinoms richtet sich danach, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. Im Frühstadium, wenn der Tumor noch begrenzt ist, ist die Entfernung der Gallenblase und der Gallenwege das Mittel der Wahl. Karzinome in den Gallenwegen können rasch auf die Leber übergreifen, sodass häufig ein Teil der Leber mit entfernt werden muss.
Je nachdem, wie weit der Tumor sich ausgebreitet hat, empfiehlt sich vor einer Operation eine Strahlen- oder Chemotherapie, um den Tumor zu verkleinern.
Ein Gallenblasentumor, der bereits gestreut hat (Metastasen gebildet hat), hat nur geringe Heilungschancen. In diesem Fall konzentriert sich die Behandlung vor allem darauf, Beschwerden zu lindern und so lange wie möglich eine gute Lebensqualität zu gewährleisten. Im Rahmen dieser palliativen Therapie kann dem Patienten unter anderem ein Stent in die Gallengänge eingesetzt werden. Das ist ein kleines Röhrchen, durch das die Gallenflüssigkeit wieder abfließen kann, wenn der Tumor den Abfluss der Galle blockiert.
Einem Gallenblasenkarzinom lässt sich bedingt vorbeugen. Es gelten die allgemeinen Empfehlungen eines gesunden Lebensstils: Eine ausgewogene, eher fettarme Ernährung belastet die Galle nicht und verhindert Übergewicht. Der Verzicht auf Nikotin und gemäßigter Alkoholkonsum sind gut für die Allgemeingesundheit und damit auch für die Gesundheit der Galle. Vorhandene Gallensteine sollten entfernt werden, um Komplikationen zu vermeiden, die eventuell im weiteren Verlauf zu einer chronischen Gallenblasenentzündung führen können. Wer zu der Risikogruppe gehört, sollte unbedingt engmaschig den Zustand seiner Gallenblase und der Gallengänge kontrollieren lassen, um bei bösartigen Veränderungen zeitnah reagieren zu können.
aktualisiert am 11.07.2022