Als Stressgallenblase wird eine Form der akuten Gallenblasenentzündung bezeichnet. Sie ist sehr selten.
Der medizinische Fachbegriff für eine Stressgallenblase oder Schockgallenblase lautet ischämische Cholezystitis. Es handelt sich dabei um eine akute Entzündung der Gallenblase, genauer gesagt der Gallenblasenwand. Ausgelöst durch eine schwere Erkrankung oder Verletzung (inklusive Schock) oder nach einer Operation kann es zu einer kurzzeitigen Durchblutungsstörung in der Gallenblasenwand kommen. Durch die verringerte oder fehlende Durchblutung des Gewebes kommt es zu einem Sauerstoffmangel in den Zellen. Dieser führt zu einer Entzündung. Krankheitserreger können einwandern, sodass es in der Gallenblase zu einer bakteriellen Infektion kommen kann.
Selten kann diese Art der Gallenblasenentzündung auch bei Patienten auftreten, die über eine Infusion ernährt werden. Dann führt die fehlende Verdauungstätigkeit zu einer Eindickung des Gallensekrets und einer verringerten Durchblutung der Gallenblase. Das gleiche Risiko gilt auch für Menschen, die im künstlichen Koma liegen.
Eine ischämische Cholezystitis ist sehr selten. 95 Prozent aller Gallenblasenentzündungen entwickeln sich im Zusammenhang mit Gallensteinen. Da die ischämische Cholezystitis aber im Rahmen anderer, teils lebensbedrohlicher Erkrankungen auftritt, geht man davon aus, dass viele dieser Gallenblasenentzündungen unentdeckt bleiben. Besonders kann das der Fall sein, wenn diese nicht mit starken Symptomen einhergehen.
Eine Schockgallenblase äußert sich in ähnlichen Symptomen wie eine akute Gallenblasenentzündung, die infolge von Gallensteinen entsteht. Diese sind:
Bestätigen die ärztliche Untersuchung, die Laborwerte und die Ultraschalluntersuchung eine Schockgallenblase, entscheiden die Schwere der Erkrankung sowie der Allgemeinzustand des Patienten darüber, wie die Gallenblasenentzündung behandelt wird. Der Standard ist in leichteren Fällen eine Antibiotika-Gabe, in schwereren Fällen die Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie). Da die Gallenblase kein lebenswichtiges Organ ist und die Entfernung in den meisten Fällen minimal-invasiv im Rahmen einer Bauchspiegelung erfolgen kann, ist die Operation häufig das Mittel der Wahl. Besteht ein zu hohes Operationsrisiko, zum Beispiel durch eine schwere andere Grunderkrankung, kann die infizierte Gallenflüssigkeit vorübergehend über einen Schlauch durch einen kleinen Bauchschnitt abgeleitet werden. Hat sich der Allgemeinzustand des Patienten stabilisiert, sollte die Gallenblase entfernt werden.
Semantic Scholar, K. Meissner; G. Meiser; E. Schwaiger – Reaktive steinfreie Cholecystitis: blande und asymptomatische Verlaufsform — Zur Dunkelziffer einer klassischen Streßerkrankung: https://www.semanticscholar.org/paper/Reaktive-steinfreie-Cholecystitis-%3A-blande-und-—-Meissner-Meiser/d6df48808a9d36b7fe8434d5494592aa4e7b0427 (online, letzter Abruf: 17.02.2022)
aktualisiert am 17.02.2022