In der Schwangerschaft kommt es häufiger zu Gallenbeschwerden. Auch eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) ist in der Schwangerschaft nicht ungewöhnlich. Zur Behandlung kann neben Maßnahmen wie einer Medikamenteneinnahme und kurzzeitigem Nahrungsverzicht auch eine Operation in Betracht kommen.
Gallensteine sind zu 95 Prozent der Auslöser für Gallenblasenentzündungen. Frauen haben in der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko, Gallensteine zu entwickeln. Allen voran fördert eine vermehrte Ausschüttung von Progesteron die Bildung von Gallensteinen. Aber nicht nur die Hormone sind schuld. Mit dem wachsenden Baby im Mutterleib wird der Raum für die Gallenblase verdrängt, sodass der Gallenabfluss behindert wird. Zudem ist die Muskulatur in den Gallenwegen weniger aktiv, sodass sich die Gallenblase weniger zusammenzieht und sich daher nicht so gut entleert. Schätzungsweise entwickeln fünf Prozent der Frauen in der Schwangerschaft Gallensteine oder Gallengrieß. Bei den meisten machen sich diese nicht bemerkbar. Vor allem Gallengrieß und kleine Steine werden nach der Entbindung unbemerkt durch den Darm wieder ausgeschieden. Nur selten führen die Gallensteine zu Komplikationen wie zum Beispiel einer Gallenblasenentzündung.
Die Entzündung der Gallenblase macht sich vor allem durch heftige krampfartige Bauchschmerzen (Gallenkolik) bemerkbar. Die Schmerzen liegen besonders im Oberbauch auf der rechten Seite und können bis in den Rücken oder die rechte Schulter ausstrahlen. Hinzu kommen Blähungen, Übelkeit und Verstopfung.
Bei einer Ultraschalluntersuchung lässt sich leicht feststellen, ob Gallensteine sichtbar sind. Zudem zeigen sich im Blutbild veränderte Leberwerte und eine Erhöhung der weißen Blutkörperchen.
Eine akute Gallenkolik kann auch bei Schwangeren mit kurzfristigem Fasten und krampflösenden und schmerzstillenden Medikamenten, die der Arzt verschreibt, behandelt werden. Eine Gallenblasenentzündung erfordert die Gabe eines Antibiotikums. Während einer Schwangerschaft hat sich der Einsatz von Amoxicillin oder Ampicillin bewährt.
Es zeigt sich allerdings, dass die Rate an Rückfällen (Rezidivrate) hoch ist. Bei 40 Prozent der mit Medikamenten behandelten Frauen kehrt die Gallenblasenentzündung zurück. Zudem wird geraten, die Gallenblase nach der Entbindung trotzdem zu entfernen, um weitere Komplikationen zu vermeiden. Da die Gallenblase kein lebenswichtiges Organ ist, ist ihre Entfernung weitgehend folgenlos. Der Eingriff selbst ist risikoarm.
In der Vergangenheit wurde eine Gallenblasenentzündung bei Schwangeren bevorzugt ohne Operation (konservativ) mit Medikamenten behandelt. Die Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) wurde bis nach der Entbindung verschoben und die Entzündung antibiotisch behandelt. Doch auch die medikamentöse Behandlung birgt Risiken für Mutter und Ungeborenes. Und ist die Cholezystitis mit den Medikamenten nicht in den Griff zu bekommen oder tritt sie kurzfristig wieder auf, muss schließlich doch operiert werden.
Eine möglichst zeitnahe Cholezystektomie ist auch in der Schwangerschaft ratsam. Das bedeutet, dass auch eine Schwangere mit akuter Gallenblasenentzündung möglichst in den ersten 24 Stunden nach der Krankenhausaufnahme operiert werden sollte. Eine Cholezystektomie gilt heute im ersten und zweiten Schwangerschaftsdrittel (Trimester) als unbedenklich. Die Gallenblase kann mithilfe eines minimal-invasiven Eingriffs entfernt werden. Die Meinungen der Fachärzte gehen auseinander in der Frage, ob auch im dritten Trimester noch operiert oder besser abgewartet werden sollte. Fest steht, dass bei dringender Notwendigkeit auch im letzten Schwangerschaftsdrittel eine Operation der Gallenblase erfolgen kann.
Berufsverband der deutschen Chirurgen (BDC), Prof. Dr. med. Carsten Gutt – Akute Cholezystitis: Leitliniengerechte Therapie: https://www.bdc.de/akute-cholezystitis-leitliniengerechte-therapie/ (online, letzter Abruf: 18.02.2022)
journalagent™, Bora Barut; Fatih Gönültaş; Ali Fuat Kaan Gök; Tevfik Tolga Şahin – Management of acute cholecystitis during pregnancy: A single-center experience: https://jag.journalagent.com/travma/pdfs/UTD-82357-CLINICAL_ARTICLE-BARUT.pdf (online, letzter Abruf: 18.02.2022)
PubMed.gov,
– Cholecystitis during pregnancy. A case report and brief review of the literature: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18225691/ (online, letzter Abruf: 18.02.2022)windeln.de, Dr. Verena Breitenbach – Gallen- und Nierensteine in der Schwangerschaft: https://www.windeln.de/magazin/schwangerschaft/gesundheit/gallen-und-nierensteine-in-der-schwangerschaft.html (online, letzter Abruf: 18.02.2022)
aktualisiert am 18.02.2022