Eine Gallenblasenentzündung lässt sich gut behandeln. Sie sollte aber nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Unbehandelt kann sie schwere gesundheitliche Folgen haben.
Gallensteine sind ein häufiges Leiden. Man geht davon aus, dass bis zu 20 Prozent der Deutschen Gallensteine haben. Viele wissen nichts davon, weil die Steine keine Beschwerden verursachen. Bei einem Viertel aller Betroffenen machen sich die Gallensteine irgendwann bemerkbar: meist in Form einer Gallenkolik, die mit starken, mit Krämpfen verbundenen Schmerzen im Oberbauch und Übelkeit einhergeht. Die Gallenkolik entsteht, wenn ein Stein in den Gallengang gespült wird und diesen blockiert. Die Galle wird überdehnt. Die Folge kann eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) sein.
Werden bei einer Routineuntersuchung Gallensteine entdeckt, die unauffällig sind, müssen sie nicht entfernt werden. Behandelt werden sollte aber, wenn die Steine immer wieder Koliken auslösen. Eine Gallenkolik, die länger als fünf Stunden anhält, deutet darauf hin, dass die Gallenblase entzündet ist. Kommen Fieber und Abgeschlagenheit hinzu, sollte umgehend der Arzt oder die Notaufnahme im Krankenhaus aufgesucht werden. Therapiestandard bei einer akuten Gallenblasenentzündung ist heutzutage das Entfernen der Gallenblase (Cholezystektomie). Wird die Gallenblasenentzündung nicht behandelt, kann das weitreichende gesundheitliche Folgen haben.
Aus einer akuten Gallenblasenentzündung, die nicht oder nur medikamentös behandelt wird, kann sich eine chronische Gallenblasenentzündung entwickeln. Die Symptome sind dann weniger eindeutig: Gelegentliche Oberbauchschmerzen und ein Völlegefühl können in einen akuten entzündlichen Schub übergehen. Manchmal bleiben die Symptome aber auch ganz aus. Trotzdem ist eine chronische Gallenblasenentzündung über längere Sicht nicht weniger gefährlich als die akute Form. Die Gallenblase arbeitet nicht mehr richtig und kann sich im weiteren Verlauf der Erkrankung verkleinern. Man spricht von einer Schrumpfgallenblase. Es kann sich außerdem Kalk an der Gallenblasenwand ablagern, wodurch sich die Gallenblase verhärtet und nicht mehr richtig zusammenziehen kann. Diese sogenannte Porzellangallenblase gilt als wesentlicher Risikofaktor für Gallenblasenkrebs. Um diese Komplikationen und Spätfolgen zu vermeiden, sollte deshalb auch bei einer chronischen Gallenblasenentzündung eine Operation zur Entfernung (Cholezystektomie) durchgeführt werden.
Bei einem Viertel aller Patienten entsteht aus einer Porzellangallenblase ein Gallenblasenkarzinom. Gallenblasenkrebs ist selten und nur bei einem Prozent der Patienten, die Gallensteine haben, entwickelt sich ein Tumor in der Gallenblase. Trotzdem sind Gallensteine bei 80 Prozent der Menschen, die an Gallenblasenkrebs erkranken, vorhanden.
Staut sich die Gallenflüssigkeit in der Gallenblase, weil sie aufgrund von Steinen nicht abfließen kann, kann dies zu einer krankhaften Vergrößerung der Gallenblase (Gallenblasenhydrops) führen. Der Druck auf die Gallenblasenwand steigt, die Gallenblasenwand wird nicht mehr richtig durchblutet und entzündet sich. Wenn Bakterien hineingelangen, können sie sich vermehren und Eiter kann sich in der Gallenblase ansammeln. Man spricht dann von einem Gallenblasenempyem.
Durch die Überdehnung der gestauten Gallenblase kann die Gallenblasenwand reißen (Gallenblasenruptur, Gallenblasenperforation). Wenn die porös gewordene Gallenblasenwand durchbricht, entleert sich die (eitrige) Gallenflüssigkeit in die Körperhöhle und die Entzündung breitet sich auf weitere Organe aus. Es kommt zu Abszessen (abgekapselten Vereiterungen) rund um die Gallenblase oder in der Leber. Gallenflüssigkeit, die sich in die Bauchhöhle entleert, führt zu einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung (gallige Peritonitis).
Weitreichende Auswirkungen kann die Gallenblasenentzündung auch auf den Darm haben. Zwischen der Gallenblase und dem Darm kann sich ein abnormer Verbindungsgang entwickeln. Mediziner sprechen von einer biliodigestiven Fistel. Durch die Fistel gelangt Luft aus dem Darm in die Galle (Aerobilie). Daran lässt sich im Röntgen oder Ultraschall erkennen, dass eine solche Fistel besteht. Außerdem kann nicht nur Gallenflüssigkeit austreten, ein Gallenstein kann in den Darm abgehen und auch zu einem gefährlichen Darmverschluss führen.
Wird eine Gallenblasentzündung rechtzeitig erkannt und behandelt, ist die Prognose gut. Vor allem wenn die Gallenblase zeitnah mittels einer risikoarmen Laparoskopie (Bauchspiegelungs-Operation) entfernt wird, sind Komplikationen selten. Der Patient kann das Krankenhaus schnell wieder verlassen. Da die Gallenblase kein lebenswichtiges Organ ist, ist ihre Entfernung kaum mit Einschränkungen für den Betroffenen verbunden. Fettreiche oder stark gewürzte Speisen können manchmal Verdauungsstörungen auslösen, die meisten Menschen können sich jedoch weiterhin wie gewohnt ernähren.
Wurde die Gallenblasenentzündung verschleppt und hat sie sich bereits ausgebreitet, muss mit einem offenen Bauchschnitt operiert werden. Die Heildauer ist dann dementsprechend länger. Eine Gallenblasenperforation (Gallenblasendurchbruch) erfordert intensiv-medizinische Behandlung.
Onko Internetportal – Gallenblasenkrebs, Gallengangkrebs - Ursachen und Risikofaktoren: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/andere-krebsarten/gallenblasenkrebs/ursachen-und-risikofaktoren.html (online, letzter Abruf: 24.02.2022)
Spiegel.de, Gerlinde Gukelberger-Felix – Wann eine Gallenstein-OP sinnvoll ist: https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/gallensteine-entfernen-wann-eine-operation-sinnvoll-ist-a-1012139.html (online, letzter Abruf: 24.02.2022)
Unabhängige Patientenberatung Deutschland (UPD) – Gallenblasenentzündung - Krankheitszeichen: https://www.patientenberatung.de/de/informationen/gesundheit/gallenblasenentzuendung#Krankheitszeichen (online, letzter Abruf: 24.02.2022)
Medizin kompakt – Gallenblasenperforation; https://www.medizin-kompakt.de/gallenblasenperforation (online, letzter Abruf: 24.02.2022)
Medizin kompakt – Gallenblasenhydrops: https://www.medizin-kompakt.de/gallenblasenhydrops (online, letzter Abruf: 24.02.2022)
Pschyrembel online, Stefan Eisoldt – Biliodigestive Fistel: https://www.pschyrembel.de/Biliodigestive%20Fistel/K07U8 (online, letzter Abruf: 24.02.2022)
aktualisiert am 24.02.2022