Die Leber produziert Gallenflüssigkeit, die in der Gallenblase gespeichert wird. Der Gallensaft ist vor allem für die Fettverdauung wichtig. Im Zuge des Verdauungsprozesses gibt die Galle den Gallensaft in den Zwölffingerdarm ab. Kann die Gallenflüssigkeit nicht über die Gallenwege abfließen, spricht man von einem Gallenstau, von einer Cholestase.
Eine Cholestase steht meist in engem Zusammenhang mit Gallensteinen. Gallensteine bilden sich in der Gallenblase und können mehrere Zentimeter groß werden. Gallensteine können sich unter anderem durch einen Cholesterinüberschuss (Cholesterinsteine) oder durch einen Überschuss an Bilirubin (Pigmentsteine) in der Galle bilden. Gallensteine kommen sehr häufig vor, machen aber nur in einem Viertel aller Fälle Beschwerden. Unter anderem kann es zu Symptomen kommen, wenn ein Stein aus der Gallenblase transportiert wird und den Gallengang verstopft. In der Folge kann Gallenflüssigkeit nicht mehr wie üblich zur Verdauung aus der Gallenblase abgegeben werden. Der Gallensaft staut sich in der Gallenblase und in der Leber.
Besonders gefährdet, Gallensteine und damit einen Gallenstau zu erleiden, sind Frauen um die 40, die sich vor der Menopause (Wechseljahre) befinden. Weitere Faktoren sind
Weitere Ursache für einen Gallenstau kann eine Entzündung des Gallengangs sein (Cholangitis). Dabei kommt es zu Schwellungen in den Gallenwegen, was den Abfluss der Gallenflüssigkeit behindert. Auch im Rahmen einer Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) kann es zu einer Blockade der Gallenwege kommen. Beide Erkrankungen lassen sich wiederum meist auf Gallensteine zurückführen.
Hat bereits einmal eine Gallengangoperation stattgefunden, kann es im Anschluss zu Vernarbungen des Gallengewebes kommen, was ebenfalls zu einem Verschluss der Gallenwege führen kann.
Eine Virushepatitis hat großen Einfluss auf die Bildung des Gallensafts. So kann dieser durch die Infektion zähflüssiger werden und zu einem Gallenstau führen. Der Stau besteht innerhalb der Leber in den kleinen Gallenwegen und wird deshalb intrahepatische Cholestase genannt. Eine Leberzirrhose oder Lebererkrankungen können ebenfalls eine intrahepatische Cholestase hervorrufen.
In seltenen Fällen kann ein Tumor die Ursache für den Verschluss der Gallenwege sein.
Gallenbeschwerden, in deren Folge ein Gallenstau entstehen kann, machen sich häufig schleichend bemerkbar. Kann der Gallensaft nicht wie gewohnt aus der Leber beziehungsweise der Gallenblase abfließen, ist die Fettverdauung beeinträchtigt. Betroffene stellen fest, dass sie sich nach dem Genuss fettreicher Speisen unwohl fühlen. Folgende Symptome können auftreten:
Einige Stunden nach dem Essen klingen die Beschwerden wieder ab.
Gallensteine oder ein Gallenstau können sich aber auch ohne Vorankündigung akut und schmerzhaft zeigen: Eine Gallenkolik äußert sich durch starke, krampfartige Bauchschmerzen, die auch in den Rücken ausstrahlen können. Dabei kann es zu Kreislaufproblemen, Schweißausbrüchen, Brechreiz und Erbrechen kommen.
Im fortgeschrittenen Stadium wird ein Gallenstau auch nach außen hin in Form einer Gelbsucht (Ikterus, Verschlussikterus) sichtbar. Da das Bilirubin in der Galle den Körper nicht wie gewohnt über den Darm verlassen kann und in der Leber nicht genügend in die Gallenflüssigkeit abgegeben werden kann, kommt es zu einer vermehrten Bilirubinansammlung im Blut und im Körpergewebe. Diese zeigt sich nach außen zunächst in der gelblichen Verfärbung der Lederhaut im Auge, später in einer gelblichen Verfärbung der gesamten Haut. Die Gelbsucht geht oft mit einem starken Juckreiz einher. Der Urin verfärbt sich dunkel, der Stuhl hingegen ist hell entfärbt.
Eine Gelbsucht lässt immer an ein Leber- oder Gallenleiden denken. Doch lange bevor sich ein Gallenstau in einer Gelbsucht äußert, lässt sich eine Cholestase im Rahmen einer Blutuntersuchung nachweisen. Folgende Werte sind dafür ausschlaggebend:
Darüber hinaus lässt sich ein Gallenstau in einer Ultraschalluntersuchung diagnostizieren. Gallensteine lassen sich ebenfalls sonografisch (mittels Ultraschall) gut erkennen und abmessen.
Die Behandlung eines Gallenstaus hängt von seiner Ursache ab. Wenn Gallensteine die Auslöser sind, wird man diese entfernen. In vielen Fällen ist dies im Rahmen einer ERCP (endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie), also minimalinvasiv mit einem speziellen Gerät (Endoskop) zur Spiegelung von Magen und Gallenwegen möglich.
Alternativ können Gallensteine mit Stoßwellen zertrümmert werden (ESWL). Allerdings können Rückstände der Steine nach einigen Jahren erneut Beschwerden verursachen.
Auch mit Medikamenten kann ein Gallenstau behandelt werden. Bei den meisten Patienten kehrt das Leiden jedoch immer wieder zurück, sodass früher oder später eine Operation notwendig wird. Bei wiederkehrenden Gallenproblemen kann die Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) naheliegend sein.
Da die Entfernung einer Gallenblase eine einfache Operation ist, die gut ausheilt und im Anschluss für den Patienten mit nur wenig Einschränkungen verbunden ist, wird sie häufig durchgeführt, bevor ein Gallenleiden chronisch werden kann.
aktualisiert am 27.09.2022