Wer von seinem Arzt die Diagnose bekommt, dass eine Gallenblasenentfernung (Cholezystektomie) notwendig oder sinnvoll ist, ist vermutlich zunächst beunruhigt. Doch bei der Gallenblase handelt es sich um ein verzichtbares Organ, ohne das sich – mit geringen Einschränkungen bei der Ernährung – gut leben lässt.
Wird eine Cholezystektomie vorgenommen, dann hat der Patient in den meisten Fällen bereits eine längere Leidensgeschichte in Sachen Gallenprobleme hinter sich. Er hat bereits die Erfahrung gemacht, dass fette, schwere Speisen ihm Beschwerden verursachen, die von Unwohlsein und Übelkeit bis zu einer äußerst schmerzhaften Gallenkolik reichen können. In dem Wissen, dass sein Körper fettreiche Nahrung nur schwer verdauen kann, wird er versuchen, weitestgehend darauf zu verzichten.
Nach Entfernung der Gallenblase ändert sich daran wenig. Die Fettverdauung, an der die intakte Funktion der Gallenblase erheblichen Anteil hat, ist nur eingeschränkt möglich. Die Gallenblase dient als Speicherort für die Gallenflüssigkeit, die in der Leber produziert wird. Der von der Gallenblase kurzfristig abgegebene Gallensaft steht somit bei Betroffenen nach einer Gallenblasenentfernung nicht mehr zur Verfügung. Bei Patienten ohne Gallenblase übernimmt nur noch die direkt aus der Leber über die Gallengänge ausgeschüttete Galle die Funktion der Fettverdauung.
Bei einigen Patienten erweitert sich nach der Operation der Gallengang etwas, sodass dort – anstatt in der Gallenblase – Gallenflüssigkeit gespeichert wird. Der Körper muss jedoch mit dem verringerten Anteil an Gallenflüssigkeit auskommen, die im Darm ankommt. Große Portionen und fettreiche Nahrung lassen sich deshalb nur schwer verdauen.
Nach der Cholezystektomie muss sich der Körper erst daran gewöhnen, ohne Gallenblase auszukommen. So können vor allem direkt nach der OP Verdauungsprobleme auftreten. Es empfiehlt sich, mit einer leichten Ernährung zu beginnen. Bekömmlich sind:
Ausreichend Flüssigkeit in Form von stillem Wasser und Kräutertee ist wichtig. Auf Alkohol und Zigaretten sollte in den ersten Wochen komplett verzichtet werden. Zitrusfrüchte, Süßigkeiten und Kaffee können ebenso Unwohlsein auslösen wie frisches Brot, Hefegebäck und blähende Gemüsesorten. Fast Food und Fertignahrungsmittel (Convenience Food) sollte man in den ersten Wochen nach der OP nicht verzehren.
Nach einigen beschwerdefreien Wochen kann man Schritt für Schritt versuchen, mehr und mehr Nahrungsmittel auf den Speiseplan zu stellen. Ein Ernährungstagebuch, in dem man festhält, welche Nahrungsmittel zu Beschwerden führen, kann in dieser Zeit hilfreich sein.
Eine sogenannte Gallenschonkost, wie sie früher häufig verordnet wurde, wird heute als nicht mehr notwendig erachtet. Da der Patient ein Leben lang ohne Gallenblase auskommen muss, sollte er am besten selbst herausfinden, welche Speisen bekömmlich sind und welche er besser meiden sollte. Die Toleranzen sind unterschiedlich.
Betroffene meiden Unverträgliches und schwer Verdauliches oft intuitiv. Beschwerden treten häufig nach frittierten Speisen wie Pommes Frites, Schmalzgebäck oder Fleisch oder Fisch aus der Fritteuse auf. Blähende Gemüsesorten führen vor allem in Kombination mit fetter Wurst, wie zum Beispiel bei einem Erbseneintopf, zu Unverträglichkeiten. Scharf angebratene Speisen wie Hackfleischbällchen oder Bratkartoffeln sind ebenfalls oft wenig bekömmlich.
Für Menschen ohne Gallenblase empfiehlt es sich, die Portionen klein zu halten und lieber eine oder mehrere Zwischenmahlzeiten zu sich zu nehmen, als zu viel auf einmal zu essen. Gegarte und gedünstete Speisen sind leichter verdaulich als in der Pfanne Gebratenes. Rohkost sollte nicht im Übermaß konsumiert werden. Es sollte gut gekaut werden, das erleichtert die Verdauungsarbeit. Ein kleiner Spaziergang nach einer Hauptmahlzeit kann ebenfalls hilfreich sein. Vor der Mahlzeit eingenommene Artischocken-Dragees oder Gallentees können die Verdauung gelegentlich unterstützen.
Bei einer ausgewogenen fettarmen Ernährung mit Ballaststoffen aus Obst, Gemüse und fein vermahlenem Vollkorn kann man auch ohne Gallenblase beschwerdefrei leben. Was man verträgt, darf man auch essen. Übergewicht sollte allerdings vermieden beziehungsweise abgebaut werden.
aktualisiert am 28.02.2019