Nach einer Gallenblasenentfernung (Cholezystektomie) kann es manchmal zu Durchfall oder zu weiteren Verdauungsbeschwerden kommen. Diese unterschiedlichen Beschwerden werden unter dem Begriff Postcholezystektomiesyndrom zusammengefasst. Die Ursachen sind dabei häufig nicht bekannt. Über eine Anpassung der Ernährung lassen sich die Symptome meist bessern.
Den meisten Menschen mit wiederkehrenden Gallenproblemen kann eine Cholezystektomie, eine operative Entfernung der Gallenblase, helfen. Waren vorher Gallenkoliken, Übelkeit und Bauchschmerzen nach dem Essen an der Tagesordnung, gewinnen die meisten Patienten nach der Cholezystektomie ein Stück Lebensqualität zurück. Sie können normal – oder mit wenigen Einschränkungen – essen, was ihnen schmeckt und sind weitgehend beschwerdefrei.
In einigen Fällen jedoch entwickeln Patienten ein sogenanntes Postcholezystektomiesyndrom. Das heißt, auch nach Entfernung der Gallenblase bleiben Beschwerden bestehen, verschlimmern sich oder es kommen neue Verdauungsprobleme hinzu. Der Begriff Postcholezystektomiesyndrom ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl von Beschwerden, die nach einer Gallenblasen-OP auftreten können. Häufig werden große und fettreiche Mahlzeiten nicht mehr so gut vertragen. Es können Blähungen, Bauchkrämpfe oder Durchfälle auftreten.
Bei den meisten Menschen lassen sich diese Beschwerden durch kleine Ernährungsumstellungen gut in den Griff bekommen: Fettarme Ernährung und mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt können bereits wesentlich zum Wohlbefinden beitragen. Auf blähende Speisen, Rohkost in großen Mengen, Kaffee oder Süßes sollte weitgehend verzichtet werden. Sollten die Verdauungsprobleme nach der Operation mehrere Wochen anhalten, empfiehlt sich das Führen eines Ernährungstagebuches. So lässt sich am besten herausfinden, auf welche Nahrungsmittel der Körper empfindlich reagiert.
Kommt es zu Beschwerden nach einer Gallenblasenentfernung, dann werden besonders häufig anhaltende Durchfälle beschrieben, die sich auch durch Weglassen bestimmter Lebensmittel nicht lindern lassen. Die Ursache dieser Durchfälle ist weitgehend ungeklärt, da sie nur bei einigen Patienten auftreten, während der Großteil der Patienten nach dem Entfernen der Gallenblase vollkommen beschwerdefrei ist.
Möglicherweise liegt das Problem darin, dass Gallenflüssigkeit nicht mehr reguliert abgegeben wird. Eine gesunde Gallenblase gibt dann Gallensaft ab, wenn Verdauungsarbeit zu leisten ist. Fällt die Gallenblase als Speicherorgan weg, dann wird der Gallensaft, der in der Leber produziert wird, direkt in den Zwölffingerdarm ausgeschieden. Wird keine Nahrung aufgenommen und gibt es nichts zu verdauen, ist dort ein Übermaß an Gallensaft vorhanden. Normalerweise wird dieser Gallensaft am Ende des Dünndarms resorbiert (über die Darmwand aufgenommen). In manchen Fällen gelangt die aggressive Gallenflüssigkeit jedoch bis in den Dickdarm. Man spricht dann von einem Gallesäurenverlustsyndrom. Der Gallensaft kann dort die Darmschleimhaut reizen und starke Durchfälle, eine sogenannte chologene Diarrhoe, auslösen. Gegen die Durchfälle hat sich die Behandlung mit dem Wirkstoff Colestyramin bewährt. Das Pulver wird in Wasser gelöst vor dem Essen eingenommen.
Eine zweite Möglichkeit, warum es bei manchen Menschen ohne Gallenblase nach der Nahrungsaufnahme zu Durchfällen kommt, liegt ebenfalls darin, dass Gallenflüssigkeit nicht mehr gespeichert werden kann. Es kann vorkommen, dass nach einer Nahrungsaufnahme der von der Leber ausgeschiedene Gallensaft nicht ausreicht, um die Fette in der Nahrung vollständig zu verdauen. Das unverdaute Fett wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Es kommt zu Durchfällen mit Fettstuhl (Steatorrhoe). Artischockenpräparate, die vor dem Essen eingenommen werden, können die Beschwerden lindern. Auch gallestärkende Tees aus der Apotheke können helfen. Die Ernährungstipps, die bei Gallenproblemen zutreffen, helfen auch nach Entfernung der Gallenblase: in erster Linie fett- und reizarme Ernährung in kleinen Portionen.
Sowohl Gallensäure im Stuhl als auch ein zu hoher Fettgehalt lassen sich durch eine Stuhluntersuchung feststellen. Ob die Durchfälle wirklich im Zusammenhang mit der Gallenblasenentfernung stehen, lässt sich nicht immer klären. Vor allem, wenn die Beschwerden schon vorher bestanden haben, ist es möglich, dass nicht die Gallenblase der Auslöser war, sondern andere Ursachen dahinterstecken. So können auch ein Reizdarm, Nahrungsmittelallergien oder Intoleranzen wie Laktose- oder Fruktose-Intoleranz sowie Zöliakie wiederkehrende Durchfälle auslösen. Es empfiehlt sich, bei anhaltenden Beschwerden weitere Untersuchungen durchzuführen, um vor allem chronische Krankheiten wie zum Beispiel Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa auszuschließen.
aktualisiert am 13.09.2019