Im alten China war man der Überzeugung, dass in jedem inneren Organ ein Geist wohnt. Die Gesamtheit der fünf Geister kann man in der westlichen Denkweise mit dem Begriff der Seele gleichsetzen. Der Geist ist wie alle anderen vitalen Substanzen eine Form von Qi. Er stellt die feinste, immateriellste Form von Qi dar. Die Traditionelle Chinesische Medizin unterscheidet fünf Geister:
Das Herz ist der Herrscher der fünf Yin- und der sechs Yang-Organe. Er ist die Residenz des Geistes (shen). In der TCM wird das Herz als Kaiser betrachtet und hat damit den höchsten Stellenwert unter den Organen. Das erklärt auch, warum der Geist des Herzens der übergeordnete Geist ist.
Der im Herzen residierende Geist ist dafür verantwortlich, dass wir uns als Individuum fühlen. Unser Bewusstsein wird erst durch ihn ermöglicht. Er ist auch für das Erkennen von Gedanken und Gefühlen zuständig. Ist der Geist erschöpft, können wir das Bewusstsein verlieren. Ist er klar, zeigt er sich in unseren Augen. Unsere Augen strahlen (sheng ming).
Unser Denken ist auch vom Geist abhängig. Ist shen stark, dann sind unsere Gedanken klar. Ist der Geist im Ungleichgewicht oder gestört, dann fällt uns das Denken schwer. Vom Zustand des Geistes hängt auch unser Schlaf ab. Ist der Geist ruhig, können wir gut schlafen. Ist der Geist ruhelos oder kann er sich in der Nacht nicht zurückziehen, dann können wir schlecht einschlafen, durchschlafen oder schlafen unruhig.
Als Hun wird die Wanderseele in der chinesischen Medizin bezeichnet. Die Wanderseele tritt drei Tage nach der Geburt in den Körper ein. Sie hat ihren Sitz im Blut der Leber. Bei einem Leber-Blut-Mangel kann der Hun nicht verankert werden. Das verursacht bei Menschen einen traumgestörten Schlaf. Die Wanderseele ist für die Kreativität und Spiritualität eines Menschen zuständig. Nach dem Tod eines Menschen kehrt die Wanderseele zur Geisterwelt zurück. Hun ist im Gegensatz zu Po Yang.
Po ist die Körperseele, die in der Lunge beheimatet wird. Im Gegensatz zum Hun ist Po eine sehr “körperliche” Seele. Sie ist für alle körperlichen Empfindungen und Wünsche zuständig. Sie trägt dazu bei, dass wir überleben und spielt bei allen physiologischen Prozessen des Körpers eine Rolle. Po wird bereits durch die Empfängnis gebildet. Nach dem Tod eines Menschen stirbt sie mit dem Körper und kehrt zur Erde zurück. Po ist im Gegensatz zu Hun Yin.
Der Geist der Milz ist der Intellekt. Der Intellekt ist für das Gedächtnis, das logische Denken, die Konzentration, das Denken und Lernen verantwortlich. Bei einer Störung im Funktionskreis der Milz kann es zu Konzentrations-, Gedächtnisstörungen und zum Grübeln kommen. Ebenso kann zu viel Grübeln oder intensives Lernen den Funktionskreis der Milz beeinträchtigen. Nach Auffassung der traditionellen chinesischen Medizin zeigt sich das besonders durch Verdauungsprobleme.
Die Niere ist für unsere Willenskraft, Entschlossenheit, Initiative und Standhaftigkeit zuständig. Bei einer Schwäche des Funktionskreises der Niere mangelt es an Willenskraft und Durchsetzungsvermögen. Der Geist ist entmutigt und der Mensch verfolgt seine Ziele nicht. Aus der Sicht der traditionellen chinesischen Medizin kann das zu einer Depression führen. Die Stärkung der Niere kann bei der Behandlung einer Depression gute Ergebnisse erzielen.
aktualisiert am 23.03.2022