Die Fibromyalgie tritt meist zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr auf. Prinzipiell kann man in jedem Alter an einer Fibromyalgie erkranken. Es dauert oft mehrere Jahre, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Hauptsymptom sind chronische Schmerzen (länger als drei Monate andauernd) an unterschiedlichen Stellen des Körpers. Sehr häufige Begleitsymptome sind Müdigkeit oder Erschöpfung und Schlafstörungen. Zusätzlich kann eine Vielzahl weiterer Symptome auftreten. Hierzu zählen Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrgeräusche (Tinnitus), Konzentrationsstörungen oder Magen-Darm-Probleme.
Wie sich eine Fibromyalgie im Alter entwickelt, lässt sich im Einzelfall schwierig sagen. Mit zunehmendem Alter sind altersbedingte Beschwerden wie Schlafprobleme, Muskel- und Gelenkschmerzen und schnellere Ermüdbarkeit häufig. Diese überlappenden Beschwerden machen es oft schwierig, eine Aussage darüber zu treffen, ob sich die Symptome der Fibromyalgie im Alter verändern, ob lediglich altersbedingte Symptome unabhängig davon hinzukommen oder ob eine Fibromyalgie sogar erst im Alter neu auftritt.
Die Entwicklung der Krankheitssymptome einer Fibromyalgie kann nicht vorhergesagt werden. Fest steht, dass die Fibromyalgie keine fortschreitende (progressive) Erkrankung ist. Sie schädigt auch keine Gewebe. Das heißt, ein Gelenkverschleiß wie beispielsweise bei der rheumatoiden Arthritis ist nicht zu befürchten, ebenso wenig wie andere dauerhafte Schäden. Auch muss ein Betroffener keine Angst haben, aufgrund der Erkrankung irgendwann auf einen Rollstuhl angewiesen zu sein.
Eine Studie aus dem Jahr 2018 befragte eine kleine Anzahl an Fibromyalgiepatienten 26 Jahre nach deren Diagnose zu ihren Symptomen. Einige berichteten über eine vollständige Heilung. Andere beschrieben ihre Symptome über die Jahre als weniger stark ausgeprägt. Manche hatten längere symptomfreie Intervalle. Diese Aussagen zeigen, dass die Entwicklung der Erkrankung sehr individuell verläuft.
Bei manchen Fibromyalgie-Patienten verläuft die Erkrankung in Schüben. Zeiten mit ausgeprägten Symptomen werden von symptomarmen oder symptomfreien Zwischenphasen abgelöst. Bei anderen Betroffenen sind immer Beschwerden vorhanden. Diese werden oft mit den Jahren stärker. Manchmal tritt ein Zustand ein, in dem die Patienten ein über Jahre andauerndes symptomfreies Intervall haben. Bestimmte äußere Umstände (wie Stress, ein Unfall) können aber auch nach Jahren dazu führen, dass wieder Symptome auftreten. Bei einigen Betroffenen kommt es zu einem Endstadium der Erkrankung, bei dem viele Alltagstätigkeiten und Bewegungen aufgrund der Beschwerden nicht mehr möglich sind. Hier kann es auch zu erheblichen psychischen Auswirkungen kommen.
Ein Hauptfaktor, der den Verlauf der Erkrankung entscheidend beeinflusst, ist das Finden hilfreicher Therapiemaßnahmen für sich selbst. Die Behandlung der Fibromyalgie stützt sich auf verschiedene Säulen. Hierzu zählen:
Viele Betroffene finden in diesem multimodalen (vielfältige Verfahren einbeziehenden) Ansatz wertvolle Maßnahmen, um ihre Symptome zu lindern und gut mit ihnen leben zu können. Bewegungstherapie sorgt für eine bessere Ausdauer und Belastungsfähigkeit der Muskulatur. Dadurch können Muskelschmerzen oft reduziert werden. Eine Umstellung der Ernährung und der Schlafgewohnheiten hat oft eine positive Auswirkung auf die Symptomatik. Das regelmäßige Praktizieren von Entspannungsverfahren wie Tai Chi, Qi Gong, Atemübungen oder Meditation hilft, besser mit Stresssituationen umzugehen zu lernen und körperliche und geistige Spannungszustände zu senken. Eine Psychotherapie kann sinnvoll sein, wenn besondere Lebensumstände oder Erlebnisse aus der Vergangenheit mit zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Symptomatik beitragen.
Menschen mit Fibromyalgie können im Alter möglicherweise nicht mehr so gut ein regelmäßiges Bewegungstraining durchführen. Dies kann negative Auswirkungen auf ihre Schmerzsymptomatik haben.
In manchen Fällen wird eine Fibromyalgie erst im höheren Alter diagnostiziert. Sie ist oft die Folge anderer Erkrankungen und Symptome und wird dann als sekundäre Fibromyalgie bezeichnet. Viele ältere Menschen leiden an Gelenkverschleiß (Arthrose) oder sind seit Jahren Rheumatiker. Dies bringt automatisch eine Schmerzsymptomatik und Muskelprobleme mit sich. Außerdem klagen viele Ältere über Schlafprobleme. Durch die im Alter zunehmenden körperlichen Beschwerden entwickeln sich oft psychische Probleme wie depressive Verstimmungen. All dies sind Symptome, die auch bei einer Fibromyalgie auftreten. Es muss aber von ärztlicher Seite besonders sorgfältig untersucht werden, was die Ursache der Beschwerden ist, bevor die Diagnose Fibromyalgie gestellt wird.
Die Symptome und der Verlauf einer Fibromyalgie sind individuell sehr unterschiedlich. Deshalb ist eine Aussage darüber, wie sich die Erkrankung bei jedem Einzelnen über die Jahre entwickeln wird, nicht möglich. Die Betroffenen haben aber gute Möglichkeiten, selbst positiv auf die Symptomatik einzuwirken. Durch ein gezieltes Übungsprogramm aus Bewegungs-, Kräftigungs- und Entspannungsübungen und durch eine Anpassung mancher Lebensgewohnheiten können die Beschwerden oft gelindert und die Lebensqualität gesteigert werden.
Medical Tribune, Dr. Angelika Bischoff – Fibromyalgie: Symptome ändern sich im Alter: https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/fibromyalgie-symptome-aendern-sich-im-alter/ (online, letzter Abruf: 06.01.2022)
Krankenhaus.de – Fibromyalgie: Über Weichteilrheuma: https://www.krankenhaus.de/erkrankungen/fibromyalgie-ueber-weichteilrheuma/#cid3642 (online, letzter Abruf: 06.01.2022)
Universitätsklinikum Heidelberg – Patienteninformation über Fibromyalgie: http://www.fibro-heidelberg.de/Web-Info-C.html (online, letzter Abruf: 06.01.2022)
Rheuma-Liga Baden-Württemberg, Prof. Dr. H-Chr. Benöhr: https://www.rheuma-liga-bw.de/fileadmin/pdf/Fibromyalgie-benoehr.pdf (online, letzter Abruf: 06.01.2022)
Everyday Health, Quinn Phillips – Fibromyalgia at Different Ages, Same Condition, Different Challenges: https://www.everydayhealth.com/fibromyalgia/fibromyalgia-different-ages-same-condition-different-challenges/ (online, letzter Abruf: 06.01.2022)
Verywell Health, Adrienne Delwo – Does Fibromyalgia Get Worse?: https://www.verywellhealth.com/does-fibromyalgia-get-worse-716149 (online, letzter Abruf: 06.01.2022)
ZHAW digitalcollection, Sara Milar, Ariane Gsell – Psychosoziale Auswirkungen von Fibromyalgie - Dominierende Schmerzen am ganzen Körper verstehen: https://digitalcollection.zhaw.ch/bitstream/11475/21066/1/Gsell_Ariane_Miglar_Sara_PF17_BA.pdf (online, letzter Abruf: 06.01.2022)
aktualisiert am 06.01.2022