Die Fibromyalgie ist ein Krankheitsbild mit meist diffusen, langwierigen Schmerzen. Dabei kann weder eine Entzündung, noch Rheuma oder eine andere fassbare Erkrankung eindeutig als Schmerzauslöser nachgewiesen werden.
In etwa wird das Syndrom schon durch das Wort Fibromyalgie beschrieben: Es handelt sich um einen Schmerz (-algie, griechisch algos) der Fasern (Fibro-, lateinisch fibra) beziehungsweise Muskeln (-my-, griechisch myos). Häufig zeigen sich noch weitere Symptome. Alternative, überholte Benennungen der Erkrankung sind Weichteilrheuma und generalisierte Tendomyopathie. Nach grober Schätzung sind um die zwei Millionen Menschen in Deutschland von der Fibromyalgie betroffen, ganz überwiegend Frauen (fast 90 Prozent der Fälle). Typisch ist ein Auftreten mit Beginn vor dem 30. Lebensjahr und voller Ausprägung um das 35. Lebensjahr. Ebenfalls häufiger tritt das Syndrom während und nach den Wechseljahren auf, wohingegen Kinder kaum betroffen sind.
Wie die Fibromyalgie entsteht, das konnte trotz aller Forschung noch nicht geklärt werden. Manche Mediziner sind gar der Ansicht, dass es die Fibromyalgie als Krankheit gar nicht wirklich gibt. Doch vieles weist darauf hin, dass es sich um ein eigenständiges Leiden handelt. Die ursächlichen Einflüsse sind anscheinend vielschichtig. Die Verarbeitung der Schmerzreize im zentralen Nervensystem ist verändert, das Schmerzempfinden ist gesteigert. Es reichen geringere Reize aus, um Schmerzen auszulösen. Zu den möglichen Faktoren gehört beispielsweise ein Mangel an einem Botenstoff im Gehirn, dem Serotonin. Schmerzsituationen, die schon eine lange Zeit zurück liegen, können von Fibromyalgie-Patienten - auch unbewusst - erinnert werden. Besonders kann dies bei körperlichen oder seelischen Belastungssituationen beziehungsweise bei Stress der Fall sein. Darüber hinaus könnten Veränderungen im Hormonhaushalt bei der Entwicklung des Schmerzsyndroms eine Rolle spielen.
Auffällig ist aber auch der Zusammenhang mit psychischen Belastungen und Störungen. Von einer Fibromyalgie betroffene Personen haben auffallend oft Probleme wie Depressivität, Ängste oder durchlitten zuvor in ihrem Leben Misshandlungen oder sexuellen Missbrauch.
Die Fibromyalgie beginnt bei den Betroffenen meist erst allmählich, die Beschwerden werden anfangs oft nicht richtig ernst genommen. Es kommt zu allgemeinen Symptomen wie etwa Schlaffheit, Schlafproblemen oder Störungen im Magen-Darm-Trakt. Oftmals beginnen die Schmerzen erst später. Sie können an der Lendenwirbelsäule oder der Halswirbelsäule auftreten.
Nach einiger Zeit kommt es dann zu Schmerzen in den Gliedmaßen. Erst nach mehreren Jahren (im Mittel nach sieben oder acht Jahren) ist das Krankheitsbild voll ausgeprägt.
Die Fibromyalgie ist durch anfallsartige Schmerzen gekennzeichnet, zwischen denen die Schmerzhaftigkeit verschwindet. Die Zeiten, zu denen die Krankheitsschübe auftreten, sind unregelmäßig. Einige Faktoren können die Beschwerden provozieren, etwa Belastungssituationen, andere Erkrankungen (häufig Infektionen) oder Umwelteinflüsse wie Nässe und Kälte.
Bei der Fibromyalgie können Hauptsymptome und Nebensymptome bestehen. Die Hauptsymptome sind vor allem die Schmerzen, die sich in unterschiedlichen Körperabschnitten finden können. Typisch sind Schmerzen am Rücken, im Brustbereich und am Nacken sowie an Armen und Beinen. Meist sind die Schmerzen unscharf abzugrenzen, manchmal treten sie aber punktförmig auf. Gleichermaßen können Müdigkeit, Schwäche- und Erschöpfungsgefühl und auch Schlafprobleme zu den Hauptsymptomen gezählt werden. Definitionsgemäß haben Fibromyalgie-Betroffene diese Beschwerden schon mindestens drei Monate.
Bei dem Fibromyalgie-Syndrom können noch viele weitere Nebenbeschwerden die Hauptsymptome begleiten. Es gibt weit über hundert Symptome, die mit einer Fibromyalgie zusammenhängen können. Nicht immer sind es die Schmerzen, die Betroffene am meisten belasten. Einige Patienten klagen etwa über:
Schäden an Knochen, Gelenken oder Organen werden nicht primär durch eine Fibromyalgie verursacht. Doch kann die Beweglichkeit stark eingeschränkt sein.
Für den Arzt ist die Fibromyalgie oft nur schwierig zu diagnostizieren, denn in den Untersuchungen lassen sich keine eindeutig beweisenden Zeichen der Erkrankung erkennen. Die Krankheit wird nicht selten erst nach vielen Jahren festgestellt.
Eine Fibromyalgie ist wahrscheinlich, wenn einige andere Erkrankungen ausgeschlossen werden können. Die Grundlage der Diagnose bildet immer die Anamnese, das heißt die Schilderung des Patienten bei der Befragung durch den Arzt. Die typischen Schmerzen mit Ermüdungserscheinungen und einigen Nebensymptomen deuten auf die Fibromyalgie hin. Bei der körperlichen Untersuchung sind eine Reihe von Körperpunkten wichtig, die so genannten tender points. Diese Stellen sind bei dem Krankheitsbild Fibromyalgie oft sehr empfindlich. Wenn mindestens elf dieser 18 Punkte auf Druck schmerzhaft sind, kann eine Verdachtsdiagnose auf Fibromyalgie gestellt werden. Eine Blutuntersuchung und ein Röntgen sowie weitere apparative Untersuchungen können interessant sein, gegebenenfalls andere Ursachen für die Beschwerden feststellen zu können.
Bei der Fibromyalgie als uneindeutiges Krankheitsbild ergeben sich relativ viele andere Erkrankungen, die mit vergleichbaren Symptomen einhergehen können. Beispiele sind:
Da die Grundursache dieser Erkrankung unklar ist, kann die Therapie nicht daran angreifen. Der Schwerpunkt der Fibromyalgie-Behandlung liegt daher auf der Schmerztherapie. Diese beinhaltet vielerlei Möglichkeiten, die Beschwerden zu reduzieren. Da die Erkrankung das ganze Leben wieder symptomatisch werden kann, empfehlen sich Methoden, die der Patient selbst durchführen kann. Die Zielsetzung ist, dass der Betroffene in seiner Lebensqualität möglichst wenig eingeschränkt ist und im alltäglichen Leben nicht beeinträchtigt ist.
Die medikamentöse Schmerztherapie kann mit Mitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen geschehen. Diese typischen Schmerzmittel werden allerdings eher sparsam eingesetzt. Häufiger werden bei der Fibromyalgie Antidepressiva gegeben. Medikamente aus dieser Gruppe, die eigentlich gegen Depressionen wirksam sind, können bei der Fibromyalgie die Schmerzempfindlichkeit vermindern. Weitere mögliche Medikamente gehören z. B. zu den Antiepileptika oder zu den Muskelrelaxantien (Mittel, die die Muskelanspannung vermindern). Auch gegen spezifische andere Symptome können Mittel verabreicht werden, beispielsweise gegen die Magen-Darm-Beschwerden. Bisweilen können bestimmte Infusionen zu einer Besserung führen.
Neben der eigentlichen Schmerztherapie mit Medikamenten können weitere Maßnahmen wichtig sein. Hilfreich ist eine Sporttherapie, bei der die Belastung allmählich gesteigert werden kann, sowie Krankengymnastik oder Methoden aus der physikalischen Therapie, Patienten können sich schulen lassen, wie sie besser mit dem Krankheitsbild umgehen können. Vielen Betroffenen hilft auch der Austausch mit Leidensgenossen in einer Selbsthilfegruppe. Auf psychischer Ebene sind Entspannungsmethoden (autogenes Training) sinnvoll sowie Strategien zur Stressbewältigung oder gegebenenfalls auch eine Verhaltenstherapie.
Eine ganze Reihe weiterer Therapien kann ebenfalls in Frage kommen, auch alternativmedizinische Maßnahmen wie Akupunktur. So vielschichtig wie die möglichen Beschwerden des Fibromyalgie-Syndroms sind auch die therapeutischen Optionen, die zusätzlich versucht werden können.
Die meisten Patienten haben eine Odysee hinter sich bis zur Diagnose. DAs kann Jahre dauern. Aufgrund der rheumaähnlichen Beschwerden landen Sie häufig beim Rheumatologen oder Orthopäden. Spezialist ist der Arzt, der sich damit auskennt. Zu empfehlen sind Fachärzte mit einer zusätzlichen Qualifikation als Schmerztherapeuten.
Die Fibromyalgie ist eine chronische Krankheit, deren Symptome immer wiederkehren können. Die Symptome können mit den vielen zur Verfügung stehenden Behandlungsmaßnahmen meist gebessert werden. Bei einem Teil der Patienten werden die Beschwerden im Laufe der Jahre geringer. Geheilt werden kann die Erkrankung jedoch nicht. Die Fibromyalgie selbst führt nur zu den Beschwerden und verursacht keine Schäden des Gewebes. Auch die Lebenserwartung wird nicht vermindert.
aktualisiert am 21.03.2024