Eine Fettleber (Steatosis hepatis) bedeutet, dass ausgeprägte Fetteinlagerungen in dem Organ bestehen. Mediziner sprechen von einer Fettleber, wenn die Fetteinlagerungen mehr als die Hälfte der Leberzellen betreffen oder wenn die Leber zu mehr als zehn Gewichtsprozent aus Fett besteht. Muss die Leber mehr Giftstoffe verarbeiten oder Fette aufnehmen, als sie abbauen oder speichern kann, lagert sie Fett ein.
Eine Leberverfettung hat häufig einen starken Alkoholkonsum oder ein schweres Übergewicht als Ursache, doch die weiteren möglichen Gründe sind vielfältig. Die Fettleber gehört zu den häufigen Erkrankungen und findet sich bei etwa 20 bis 40 Prozent der Bevölkerung in den wohlhabenderen Ländern (Industrienationen). Zudem nimmt die Häufigkeit der Fettleber und ihrer Folgeerkrankungen weiter zu, unter anderem weil Übergewicht sehr verbreitet ist. Die Fettleber kann aber auch bei Normalgewichtigen (Body-Mass-Index unter 25). Auch jedes dritte übergewichtige Kind hat bereits eine Fettleber.
Jährlich erkranken in Deutschland etwa 28-51 Personen pro 1000 Einwohner an einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung.
Die Fettleber kann durch Behandlung und konsequente Lebensführung meist wieder rückgängig gemacht werden.
Im ersten Stadium ist die Leber nur verfettet und zeigt keine Entzündungsreaktionen. Im zweiten Stadium, das bei jedem zweiten Betroffenen auftritt, beginnt die Leber entzündlich zu reagieren, man spricht von einer „Steatohepatitis“. Von dieser Fettleberhepatitis unterscheidet man die „nicht-alkoholische Fettleberhepatitis“ (NASH) und die durch Alkoholkonsum verursachte „alkoholische Fettleberhepatitis“ (ASH). Die Entzündung der Fettleber (Fettleber-Hepatitis / Steatohepatitis) kann zu einer Leberfibrose, zu Leberzirrhose und sogar zu Leberkrebs (hepatozelluläres Karzinom) führen.
Bei der Fettleber lagert sich Fett in das Lebergewebe ein. Im Körper ist mehr Fett vorhanden (durch eigene Bildung oder durch Zufuhr von außen) als aus der Leber entfernt oder abgebaut werden kann. Bei den eingelagerten Fetten handelt es sich um Triglyceride und Phospholipide, beide Sorten werden manchmal auch als Neutralfette bezeichnet. In den Leberzellen finden sich zuerst kleinere Fettzusammenballungen (Vakuolen). Bei fortgeschrittener Verfettung werden diese so groß, dass sie sogar den Zellkern an den Rand der Zelle drängen. Kommt es darüber hinaus zu entzündlichen Prozessen aufgrund der Fetteinlagerungen, dann entsteht eine Fettleber-Hepatitis. Meist kann auf die Ursache der Fettleber geschlossen werden, doch manchmal bleibt die Ursache auch im Dunkeln. Generell wird zunächst zwischen einer alkoholbedingten und einer nichtalkoholischen Fettleber unterschieden.
Ein häufiger Grund, aus welchem sich eine Fettleber entwickelt, ist nämlich Alkoholismus beziehungsweise häufiges Trinken von viel Alkohol. Circa die Hälfte der Alkoholiker leidet auch an einer Fettleber. Alkoholbedingte Schäden an Anteilen der Leberzellen führen zu einem veränderten Zellstoffwechsel, so dass die Zellen Fett nicht mehr so gut ausschleusen können wie die Leberzellen von Gesunden.
Neben Alkohol können diverse andere Giftstoffe und Schadstoffe eine Leberverfettung hervorrufen. Sie entsteht auf ähnliche Weise. Manchmal sind es Medikamente wie Methotrexat, Tetrazykline, Steroide, Amiodaron, ASS (Acetylsalicylsäure) oder Tamoxifen, die die Störung in der Leber hervorrufen. Auch Pilzgift, Phosphor, Chlorkohlenwasserstoffe oder andere Substanzen können die Ursache sein. Auch die Chemotherapie führt manchmal zur Fettleber. Bei einer Chemotherapie ist das Risiko erhöht, wenn zugleich Fettleibigkeit, Diabetes oder bestimmte andere Einflüsse bestehen. Vor allem kann es dann zur Fettleber-Hepatitis kommen.
Noch wesentlich häufiger als wegen Alkohol oder anderen Giften entwickelt sich heutzutage die Fettleber aufgrund von Übergewicht. Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas, Fettleibigkeit) haben zum großen Teil auch eine Fettleber. Die Fettleber kann damit zu den Volkskrankheiten gezählt werden und geht mit dem sogenannten Wohlstandssyndrom (metabolisches Syndrom) einher. Fettstoffwechselstörungen spielen dabei eine Rolle. Der Körper erhält zu viel Nahrung beziehungsweise Fette und Kohlenhydrate. Das Verhältnis des ankommenden Fettes zum Fettabbau ist nicht mehr ausgeglichen, so dass Fett in den Leberzellen angesammelt wird.
Manchmal ist es aber auch eine Mangelernährung beziehungsweise ein Untergewicht oder eine Anorexie, die zur Fettleber führt. Die Fettleber kommt dabei durch einen Mangel an Eiweiß zustande, der zu einer verminderten Bildung von fettabbauenden Enzymen und Transportproteinen führt. Fachbezeichnungen für die Erkrankung bei fehlender Eiweißzufuhr sind Marasmus oder Kwashiorkor (vor allem in armen Regionen der Welt).
Ebenfalls sind Stoffwechselstörungen für die Fettleber verantwortlich, so beispielsweise in vielen Fällen eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus, meist beim Typ 2). Weitere endokrine Ursachen sind unter anderem eine Schilddrüsenunterfunktion oder Nebennierenrindentumore.
Eine schwangerschaftsbedingte Fettleber ist ebenfalls möglich, diese ist als sehr ernst anzusehen und sollte rasch ärztlich behandelt werden. Auch Infektionen (mit Viren) oder Erkrankungen mit Angriff des Immunsystems auf den eigenen Körper (Autoimmunkrankheiten) können eine Fettleber verursachen.
Medikamente (Acetylsalicylsäure, Tetrazykline, Didanosin, Stavudin, Valproinsäure) und Infektionen können zu einer Reaktion führen, die als Reye-Syndrom bezeichnet wird und zur Gehirnerkrankung und Fetteinlagerung in der Leber führt. Das Reye-Syndrom betrifft zum größten Teil Kinder und ist selten.
Auch genetische Erkrankungen können zu einer Fettleber führen. Dazu gehören die familiäre Hyperlipidämie, Morbus Wilson und Glykogenosen.
Eine einfache Fettleber führt zumeist gar nicht zu auffälligen Symptomen. Weil die Beschwerden nicht oder nur kaum verspürt werden, wissen die meisten Betroffenen überhaupt nicht, dass ihre Leber zu viel Fett eingelagert hat. Mitunter besteht noch ein geringes Druckgefühl im Bereich der Leber rechts oben im Bauch.
Bei einigen Betroffen kommt es jedoch zur Leberentzündung (Hepatitis), bei der die Beschwerden ausgeprägt sind und auch Gewebe zugrunde geht. Nach der Ursache wird diese Hepatitis bei Fettleber eingeteilt in eine Alkohol-Hepatitis und eine nicht-alkoholische Steato-Hepatitis (NASH). Die Symptome der Fettleber-Hepatitis sind Schmerzen an der Leber (im oberen Bauch auf der rechten Seite), Übelkeit und Erbrechen, verminderter Appetit und Gewichtsabnahme. Üblicherweise besteht Fieber oder auch eine Gelbsucht (Ikterus) mit gelblicher Haut und gelblichen Augen. Neben der Leber kann auch die Milz bei diesem Krankheitsbild vergrößert sein.
Kommt es darüber hinaus zu einer Leberzirrhose, dann finden sich oft typische Veränderungen wie die Leberhautzeichen, die wahrgenommen werden können.
Eine Abklärung sollte erfolgen, wenn Risikofaktoren für die Entwicklung einer Fettleber vorliegen. Dazu gehören Patienten mit Typ-2-Diabetes, einem metabolischem Syndrom, Übergewicht oder einem Bluthochdruck. Patienten mit erhöhten Leberwerten sollten auch auf eine Fettleber untersucht werden.
Die Untersuchungen beginnen mit der Befragung (Anamnese) des Patienten. Der Arzt erkundigt sich nicht nur nach den Beschwerden, sondern auch nach Vorerkrankungen und dem Lebensstil (z.B. dem Alkoholkonsum). Der Arzt schaut sich den Patienten genau an, achtet auf eine Gelbfärbung an Augen und Haut und ertastet die Leber unter dem Rippenbogen. Sie ist bei einer Fettleber üblicherweise vergrößert.
Blut wird abgenommen und untersucht. Die Leberwerte sind erhöht, bei einer Fettleber betrifft dies das Gamma-GT, bei einer Hepatitis auch die Werte für ALT (GPT) und AST (GOT). Sie können allerdings auch bei anderen Erkrankungen erhöht sein. Weiterhin wird eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt, um Auffälligkeiten der Leberstruktur erkennen zu können. Die Sonographie gehört zu den Hauptuntersuchungen. Eine Kernspintomographie (MRT, Magnetresonanztomographie) sowie das Verfahren der Elastographie (spezielle bildgebende Untersuchung mit Auswertung der Konsistenz der Leber) können aufschlussreich sein. Ein MRT wird aber nicht als Screeningmethode eingesetzt.
Der Nachweis der Fettleber beziehungsweise Leberstörung ist durch eine Gewebeuntersuchung möglich. Das Gewebe wird mittels einer Biopsie gewonnen: An der Leber erfolgt es mittels einer Punktion (Einführung einer speziellen Hohlnadel zur Probengewinnung). Unter dem Mikroskop fallen dem Betrachter leer wirkende Zellen auf: Das eingelagerte Fett in den Zellen ist durch die Präparierung nicht mehr vorhanden. Nicht immer ist eine Leberbiopsie notwenig.
Gegebenenfalls führt der Arzt weitere Untersuchungen durch, um die Ursache zu finden.
Zuerst einmal ist es schwierig, eine Fettleber anhand der kaum vorhandenen Symptome überhaupt zu erkennen beziehungsweise vom gesunden Zustand zu unterscheiden. Eine Hepatitis (Leberentzündung), die die Folge der Fettleber sein kann, wird oft durch Viren verursacht (Hepatitis-Virus A, B, C und weitere). Sie kann auch durch Vorgänge des Immunsystems (Autoimmunprozesse) verursacht werden.
Die Therapie hängt im Wesentlichen von der Ursache ab. Der jeweilige Einfluss muss beseitigt werden. Patienten sollten daher keinen Alkohol trinken. Sind Medikamente verantwortlich für eine Fettleber, dann muss der Arzt abwägen, ob sie in der Dosis reduziert oder weggelassen werden dürfen.
Es gibt keine speziellen Medikamente, mit denen die Verfettung der Leber behandelt werden kann.
Ist das Übergewicht für die Fettleber verantwortlich, dann hilft es, Gewicht abzubauen. Es wird empfohlen, das Gewicht um mindestens 5% zu reduzieren. Beim Vorliegen einer Leberfibrose wird sogar eine Gewichtsabnahme von 10 % empfohlen. In einem gewissen Ausmaß kann sich die Leberverfettung dann sogar verbessern. Empfehlenswert ist ein langsamer Gewichtsabbau im Gegensatz zu sehr strengen Diäten oder Fasten. Durch etwaiges Hungern wird die Leber nur noch mehr beansprucht und es besteht die Gefahr, dass das Gewicht nach der Diät in kurzer Zeit wieder drauf ist (sogenannter Jo-Jo-Effekt). Eine Anpassung der Ernährung zusammen mit gemäßigter Bewegung erweisen sich als viel günstiger, um dauerhaft Gewicht zu verlieren und den Zustand der Leber zu bessern.
Liegt der Body-Mass-Index über 35, kann auch eine Operation wie Schlauchmagen oder Magenballon in Betracht gezogen werden, wenn andere Maßnahmen nicht erfolgreich sind.
Diabetes mellitus als Ursache einer Fettleber muss gut eingestellt werden. Günstige Effekte zeigt der Einsatz von GLP-1-Analoga wie Semaglutid. Semaglutid ist auch der Wirkstoff, der in der Abnehmspritze Wegovy® eingesetzt wird. Auch bei einer Fettstoffwechselstörung ist eine geeignete Behandlung erforderlich.
Grundsätzlich wird eine mediterrane Ernährung mit viel Obst und Gemüse empfohlen. Ebenfalls wird empfohlen, Kaffee zu trinken. Studien haben gezeigt, dass Kaffee eine schützende Wirkung hat.
Gesättigte Fettsäuren in Butter, Sahne, Wurst, Käse, fettem Fleisch, Kokosöl und Kokosfett sollten vermieden werden. Gute Fettquellen sind Nüsse, Avocado, Olivenöl, Rapsöl und Leinöl.
Bei normalgewichtigen Patienten ist das Ziel der körperlichen Aktivität in erster Linie der Muskelaufbau und nicht die Gewichtsabnahme.
Sollte bereits eine Leberzirrhose eingetreten sein, dann müssen gegebenenfalls die entstehenden Komplikationen behandelt werden. Massive Zerstörungen der Leber, die zu einer ungenügenden Funktion des Organs führen, lassen sich nur noch durch eine Lebertransplantation behandeln.
Die Prognose ist insofern günstig, dass sich der Fetteinlagerung leicht entgegensteuern lässt und eine bloße Fettleber noch keine größeren Probleme bereitet. Übergewichtige Betroffene können durch einen Gewichtsabbau verhindern, dass die Fettleber sich verschlimmert. Auch kann die Leberverfettung mit solchen Maßnahmen wieder gebessert werden, manchmal kann die Verfettung sogar beseitigt werden. Gleiches gilt für die alkoholbedingte Fettleber, wenn Betroffene auf Alkohol verzichten.
Eine über längere Zeit fortbestehende Fettleber kann allerdings in einigen Fällen zu weiteren Schäden führen. Eine Fettleber mit Entzündung (Hepatitis) kann zu einer Leberzirrhose führen. Diese kann im fortgeschrittenen Stadium eine starke Einschränkung der Organfunktion bedingen.
Patienten sollten eine regelmäßige Kontrolle durch den Arzt auf sich nehmen. Unter anderem können hier auch mögliche Komplikationen wie ein Leberkarzinom rechtzeitig festgestellt und behandelt werden.
aktualisiert am 25.09.2023