Prof. Harrasser: Als plantarer Fersensporn wird üblicherweise eine knöcherne Ausziehung im Bereich der Ferse bezeichnet. Dieser Sporn sollte nicht mit dem hinteren Fersensporn verwechselt werden, da dieser im Ansatzbereich der Achillessehne andere Beschwerden verursacht. Es ist wichtig zu erwähnen, dass ein Fersensporn vor allem einen Röntgenbefund darstellt und in einem überwiegenden Anteil der Patienten keinerlei Beschwerden verursacht. Bestehen Schmerzen im Bereich der Ferse so ist dies häufig aufgrund der in diesem Bereich entzündeten Plantarfaszie verursacht, weshalb das Krankheitsbild des plantaren Fersensporns besser als Plantarfasziitis bezeichnet werden sollte.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass ein Fersensporn vor allem einen Röntgenbefund darstellt und in einem überwiegenden Anteil der Patienten keinerlei Beschwerden verursacht.
Prof. Harrasser: Patienten mit einer Plantarfasziitis beschreiben typischerweise einen Anlaufschmerz d. h. die ersten Schritte frühmorgens oder nach längerem Sitzen bereiten erhebliche Beschwerden. Nach einer gewissen Aufwärmphase werden die Schmerzen deutlich besser oder verschwinden sogar komplett. Im chronischen Stadium der Plantarfasziitis ist häufig auch ein Belastungsschmerz vorhanden ist, d.h. die Belastung verbessert die Schmerzen nicht mehr, sondern verschlimmert sie sogar. Sportliche Tätigkeiten oder andere Aktivitäten werden immer mehr zur Tortur.
Prof. Harrasser: Hierzu gibt es viele Theorien, welche schlussendlich als Erklärung oftmals nicht ausreichen. Die klinische Beobachtung, dass mehr Frauen als Männer betroffen sind, ist auch für die Therapieentscheidung wenig ausschlaggebend.
Prof. Harrasser: Übergewicht führt zu einer vermehrten Beanspruchung der Sehnen und Muskeln im Bereich des Fußes. Der im Röntgen sichtbare Fersensporn kann gewissermaßen als sogenannter Traktionsosteophyt bewertet werden, d. h. ein vermehrter Zug der Sehnen und Bänder führt zu einem knöchernen Ausziehen des Sehnen-/Bandansatzes. Möglicherweise spielen jedoch auch Faktoren wie Veränderungen der lokalen Durchblutung und chronische Entzündungsprozesse, Dinge die bei Übergewicht häufiger vorhanden sind, eine Rolle in der Entstehung des Fersensporns.
Prof. Harrasser: Einlagen sind in der Therapie des entzündeten Fersensporns ein essenzieller Bestandteil. Ob durch die prophylaktische Nutzung der Einlagen allerdings ein Fersensporn verhindert werden kann, ist nicht bekannt.
Einlagen sind in der Therapie des entzündeten Fersensporns ein essenzieller Bestandteil.
Prof. Harrasser: Durch die Tatsache, dass man die exakte Ursache des Fersensporns/der Plantarfasziitis nicht kennt, werden oftmals rein symptomatische Therapieformen angewendet. Diese beinhalten maßgefertigte Einlagen mit einer Weichbettung im Bereich der Ferse, lokal antientzündliche Therapiemaßnahmen wie Physiotherapie und physikalische Anwendungen (z.B. Elektrotherapie), Medikamente oder auch Infiltrationen. Wichtig erscheint auch das Erlernen von Dehnungsübungen im Rahmen der Physiotherapie. Hierbei sollte auch auf Muskelungleichgewichte im Bereich des gesamten Beines und auch des Rückens geachtet werden. Sollten diese Therapiemaßnahmen keinen wünschenswerten Erfolg erzielen, kann durch eine lokale Stoßwellentherapie oftmals eine sehr gute Wirkung erzielt werden. Bei frustraner Therapie über ein ganzes Jahr kann auch ein operatives Vorgehen erwogen werden. Hierbei wird der Fersensporn entfernt und die Plantarfaszie eingekerbt.
Prof. Harrasser: Kortison ist ein hervorragendes Mittel, um Entzündungsprozesse kurzfristig zu behandeln. Da die Ursache des Fersensporns unklar ist, ist es auch wenig überraschend, dass im Langzeitverlauf Kortison nicht entscheidende Wirkungen entfalten kann. Zudem kann eine lokale Infiltration von Kortison neben der Infektionsgefahr auch zu einem Schwund des Fersenfettgewebes führen. Auch ein Riss der Plantarfaszie kann durch Kortison begünstigt werden.
Prof. Harrasser: Botulinumtoxin ist ein Nervengift und führt zur Muskellähmung über circa 3 Monate. Durch die lokale Infiltration von Botulinumtoxin in die Muskulatur um den Fersensporn bzw. auch in die Wade kommt es zu einem verminderten Sehnenzug in diesem Bereich und somit auch zu einer Verminderung der lokalen Entzündungsaktivität.
Durch die lokale Infiltration...kommt es zu einem verminderten Sehnenzug in diesem Bereich und somit auch zu einer Verminderung der lokalen Entzündungsaktivität.
Prof. Harrasser: Mittlerweile wird die Stoßwellentherapie auch von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen - bei frustraner Therapie der Plantarfasziitis über 6 Monate. Die Wirksamkeit ist mittlerweile mehrfach sehr gut nachgewiesen. Durch die hoch energetischen Ultraschallwellen werden lokale antientzündliche Prozesse angestoßen und das Ödem im Bereich des Knochens, d.h. die Knochenentzündung, reduziert.
Prof. Harrasser: Durch die sehr gute Wirksamkeit der konservativen Therapie ist eine Operation nur selten nötig. Trotzdem sollte über ein operatives Vorgehen nachgedacht werden, wenn die konservative Therapie scheitert. Durch die schonenden minimal-invasiven Techniken der modernen Fußchirurgie können hierbei gute Ergebnisse in einem hohen Prozentsatz der Patienten erzielt werden.
Prof. Harrasser: Die konservativen Therapiemaßnahmen wurden erweitert durch die lokale Infiltrationstherapie mit Eigenblut oder auch Botulinumtoxin. Die minimal-invasiven operativen Techniken konnten auch die operativen Ergebnisse bei fehlgeschlagener konservativer Therapie deutlich verbessern.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 18.06.2024.