Selbst wenn ein Spermium eine Eizelle befruchtet hat und die Eizelle sich anschließend in der Gebärmutter einnistet, ist damit eine erfolgreiche Schwangerschaft noch nicht gewährleistet. Denn in manchen Fällen wächst die Eizelle nicht, sodass kein Embryo entsteht. Nur die leere Fruchthülle und die Plazenta (Mutterkuchen) sind dann vorhanden. In diesem Fall spricht man von einem sogenannten Windei oder einem Abortivei. Weitere Ausdrücke sind Molenschwangerschaft oder Windmole. Meist stößt der Körper die Frucht nach einigen Wochen von alleine ab, sodass die Schwangerschaft in einem Abort (Fehlgeburt) endet. Extrem selten kann sich das Windei zu einer Blasenmole entwickeln, einer Wucherung von Gewebe, die im schlimmsten Fall ein bösartiges Chorionkarzinom nach sich zieht.
Das Risiko für eine Fehlgeburt liegt in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten bei über zehn Prozent. Die Rate liegt vermutlich noch höher, weil Frauen einen Abgang nicht immer bemerken. Manchmal wird eine befruchtete Eizelle bei der nächsten Periode ausgeschieden, sodass die Frau nichts von der Schwangerschaft mitbekommt. In dem Zusammenhang kann auch ein Windei unbemerkt entstehen und bei der nächsten Monatsblutung mit ausgestoßen werden. Von einem Windei spricht man immer dann, wenn zwar eine Eizelle befruchtet worden ist und sich in der Gebärmutter eingenistet hat, der Embryo aber nicht wächst. Die Häufigkeit liegt bei circa fünf Prozent der Schwangerschaften.
Besonders häufig werden Chromosomenaberrationen ursächlich für ein Windei gesehen. Die Anzahl der Chromosomen ist in diesem Fall verändert, sodass die Entwicklung des Embryos nicht richtig abläuft und die Schwangerschaft mit einem Abortivei endet. Weitere mögliche Gründe, die das Wachstum der befruchteten Eizelle stoppen, können eine Mangelversorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen, Infektionen oder eine Strahlenbelastung sein. In vielen Fällen sind die Ursachen für das Abortivei allerdings unbekannt.
Weil sich das Windei nicht entwickelt, wird es früher oder später in einer Fehlgeburt enden. Oftmals führt das Windei zu einem Abgang bis zur 12. Schwangerschaftswoche. Das Gewebe wird also ausgeschieden, sodass die Schwangerschaft beendet ist. Je nachdem, wie lange die befruchtete Eizelle in der Gebärmutter eingenistet war, hat die Frau eventuell nichts von ihrer Schwangerschaft gewusst. Allerdings ist bei einem Windei die Konzentration des Schwangerschaftshormons hCG zunächst erhöht, genauso wie bei einer normalen Schwangerschaft. Daher kann es bei einem Windei zu typischen Schwangerschaftsbeschwerden kommen. Morgendliche Übelkeit oder Spannen in der Brust sind auch bei einem Windei möglich. Im Verlauf kann es durch das Abortivei zu krampfartigen Beschwerden sowie zu Blutungen kommen.
Übrigens muss eine leere Gebärmutter bei einer Untersuchung nicht immer bedeuteten, dass die Eizelle nicht gewachsen ist. Unter Umständen lässt sich der Embryo nur momentan nicht entdecken, weil er zum Beispiel sehr klein ist oder durch seine Lage schwer aufzufinden ist. Sollte bei der nächsten Schwangerschafts-Ultraschalluntersuchung immer noch kein Embryo zu sehen sein und kann der Arzt keine Herztöne vernehmen, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Windei. Sollte ein Windei nicht natürlich abgestoßen werden, muss die Frucht im Rahmen einer Ausschabung entfernt werden (Saugkürettage).
Auf eine spätere weitere Schwangerschaft hat ein Windei normalerweise keine Auswirkungen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich erneut ein Windei bildet, ist gering und die meisten Patientinnen können in der Folge normal Kinder bekommen.
Wird das Windei nicht entfernt, besteht das Risiko, dass es zu Infektionen in der Gebärmutter kommt. Außerdem ist es möglich, dass sich das Windei zu einer Blasenmole fortentwickelt. Diese Gefahr ist zwar sehr gering, dennoch nicht zu unterschätzen. Bei einer Blasenmole handelt es sich um blasenartige Veränderungen der Plazenta. In seltenen Fällen kann die Blasenmole zu einer Form von bösartigen Wucherungen in der Gebärmutter führen. Das sogenannte Chorionkarzinom entsteht. Diese äußerst seltene Form von Krebs bildet in kurzer Zeit Metastasen und kann damit auf andere Organe übergehen.
aktualisiert am 06.06.2019