Verliert ein Paar sein ungeborenes Baby, sitzt die Trauer meist tief. Während einige Frauen am liebsten direkt wieder schwanger werden möchten, müssen andere die Fehlgeburt erst verarbeiten und wollen mit einer weiteren Schwangerschaft vorerst warten. Noch vor einigen Jahren hat die Weltgesundheitsorganisation eine Wartezeit von drei bis sechs Monaten empfohlen. Allerdings gilt dieser Rat als veraltet. Rein biologisch gesehen ist es möglich, direkt mit dem ersten Eisprung nach der Fehlgeburt schwanger zu werden. Allerdings sollten sich betroffene Frauen auch psychisch erholen, damit die erneute Schwangerschaft angenehm, erfolgreich und ohne Komplikationen verläuft.
Schaut man sich die Biologie des weiblichen Körpers an, so ist eine Schwangerschaft immer dann möglich, wenn es zum Eisprung kommt. Wann der nächste Eisprung nach der Fehlgeburt ist, ist individuell von Frau zu Frau unterschiedlich. Erfolgte nach der Fehlgeburt eine Ausschabung, um Reste des Embryos aus der Gebärmutter zu entfernen und Blutungen vorzubeugen, dauert es bei einigen Frauen noch ein wenig, bis der nächste Eisprung einsetzt.
Ebenso ist es möglich, dass die Frauen ihre Periode wie gewohnt haben und damit bereits wenige Tage oder Wochen nach dem Abort, der Fehlgeburt, wieder schwanger werden können. Jedoch sollte das nur in Betracht gezogen werden, wenn der Arzt nichts Gegenteiliges erklärt hat. Sollte die Fehlgeburt durch einen verkürzten Zeitraum zwischen Eisprung und Periode verursacht worden sein, handelt es sich dabei um ein gesundheitliches Problem. In diesem Fall sollte man unbedingt mit einem Arzt reden, um über mögliche Risiken informiert zu werden.
Folgende gesundheitliche Gründe können beispielsweise der Grund dafür sein, dass der Arzt eine bestimmte Wartefrist empfiehlt:
Mindestens genauso wichtig wie die körperlichen Voraussetzungen ist die Psyche. Denn nur wenn die Eltern sich ausreichend Zeit gegeben haben und die Fehlgeburt verarbeitet haben, ist eine erneute Schwangerschaft sinnvoll. Dieser Zeitraum ist ebenfalls von Person zu Person unterschiedlich. Männer können den Abort meist schneller akzeptieren als betroffene Frauen. Bei ihnen spielen weitere Faktoren eine Rolle. Die Angst vor einer erneuten Fehlgeburt kann die betroffene Frau so stark unter Druck setzen, dass ihr Körper vermehrt Stresshormone ausschüttet. Das sollte jedoch vermieden werden, denn Stress gilt als ein Faktor, der eine erneute Fehlgeburt begünstigen kann.
In einigen Fällen kann eine Fehlgeburt zu Depressionen führen und die Lebensqualität betroffener Frauen stark einschränken. In diesem Fall sollte man sich professionelle Hilfe suchen. Die Angst vor einem weiteren Abort wird wahrscheinlich jede betroffene Frau weiterhin begleiten, allerdings kann sie lernen, damit umzugehen. Wer sich nicht mehr ständig den Kopf zerbricht, wie es zu der Fehlgeburt kommen konnte, und keinen Zusammenhang zwischen der alten und neuen Schwangerschaft herstellt, der wird die kommende Zeit entspannter erleben. Dadurch wird das Risiko für Komplikationen und eine weitere Fehlgeburt gesenkt.
Die Wartezeit nach einer Fehlgeburt ist demnach immer von individuellen Voraussetzungen abhängig und lässt sich nicht pauschal bestimmen. Verschiedene Studien zeigen, dass die ersten sechs Monate nach einer Fehlgeburt ein guter Zeitraum für eine neue Schwangerschaft sind. Allerdings ist die jeweilige Wartefrist an verschiedene Punkte wie die körperliche Gesundheit und die Gründe für die Fehlgeburt gekoppelt. Wichtig ist es für Frauen und Paare, sich für eine weitere Schwangerschaft bereit zu fühlen.
Um bei der nächsten Schwangerschaft nicht dauerhaft von Ängsten begleitet zu werden, sollten sich die Frauen auf sich und ihre Gesundheit konzentrieren. Der Austausch mit Ärzten oder anderen betroffenen Frauen kann bei der Verarbeitung des Erlebnisses helfen. Zudem sollte man trotz der Enttäuschung versuchen, bei der folgenden Schwangerschaft eine Bindung zu dem neuen Baby aufzubauen.
aktualisiert am 21.04.2023