Der Verlust eines Kindes aufgrund einer Fehlgeburt bedeutet für Eltern eine wochen- oder monatelange Bewältigungsarbeit. Noch schwieriger gestaltet sich die Situation, wenn der ersten Fehlgeburt eine weitere folgt oder es noch öfter zu einem Abort kommt. Ab der dritten Fehlgeburt spricht man vom sogenannten habituellen Abort, für den es ganz unterschiedliche Ursachen geben kann. Eine weitere Bezeichnung hierfür ist wiederholter Spontanabort (abgekürzt WSA). Neben genetischen Faktoren und hormonellen Störungen können weitere Gründe eine wiederholte Fehlgeburt nach sich ziehen.
Besonders wenn eine Schwangerschaft frühzeitig in einem Abgang endet, sind allgemein häufig verschiedene genetische Faktoren für den Abort verantwortlich. Die Chromosomenzahl des Embryos kann abweichen oder die Struktur der Chromosomen verändert sein. Das kann bedeuten, dass die Frucht nicht überlebensfähig ist und die Schwangerschaft in einer Fehlgeburt endet. Allerdings sollte man diese Erklärung nicht mehr hinnehmen, wenn die Frau zum zweiten Mal oder zum dritten Mal ein Kind verliert. Je mehr Fehlgeburten stattfanden, desto weniger wahrscheinlich hängt dies mit einer Abweichung der Chromosomen zusammen. Daher ist es sinnvoll, spätestens nach der dritten Fehlgeburt einen Arzt aufzusuchen, um gemeinsam nach den Ursachen der Aborte zu suchen.
Eine Fehlgeburt innerhalb der ersten zwölf Schwangerschaftswochen kommt verhältnismäßig häufig vor. Manchmal bemerkt eine schwangere Frau nicht einmal, dass sie eine Fehlgeburt erlitten hat, weil die Frucht unbemerkt im Rahmen einer Regelblutung ausgeschieden wird. Deswegen muss man bei einem frühen Abort nicht zwingend von einer bestimmten Ursache ausgehen und eine genauere Diagnostik erübrigt sich oft.
Sollte das Paar jedoch mehrfach einen Abort erleiden, ist es im Hinblick auf einen Kinderwunsch wichtig, nach den Ursachen zu suchen. Häufig wird einer der im Folgenden beschriebenen Gründe bei den Untersuchungen festgestellt.
Die Anzahl oder die Struktur der Chromosomen ist so verändert, dass der Embryo nicht überlebensfähig sein wird. Eine veränderte Anzahl oder Struktur des Erbguts ist prinzipiell ein zufälliges Ereignis, das jedes Paar treffen kann. Liegen jedoch bei der Mutter oder bei dem Vater Veränderungen der Gene vor, kann dies das gehäufte Auftreten von Fehlgeburten bedingen. Nicht immer müssen veränderte Chromosomen zu Beschwerden oder Auffälligkeiten führen. Wird verändertes Erbgut jedoch an das Kind weitergegeben, kann sich das in einem Gendefekt bemerkbar machen, der zu einer Fehlgeburt führt.
Das PCO-Syndrom (polyzystische Ovarien) oder eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) sind zwei vieler Erkrankungen, die unbehandelt zu einem veränderten Hormonhaushalt führen. Das PCO-Syndrom tritt häufig im Zusammenhang mit einer Fettleibigkeit auf und geht mit einem Hormon-Ungleichgewicht wie beispielsweise erhöhten Werten an männlichen Geschlechtshormonen einher. Leidet eine Frau an solchen Störungen, ist die Rate an Fehlgeburten erhöht.
Sollte die Frau unter bestimmten Infektionen wie einer bakteriellen Vaginose leiden, kann dies ebenso die Wahrscheinlichkeit für einen Abgang erhöhen.
Fehlbildungen wie vorhandene Trennwände (Septen) in der Gebärmutter können oftmals eine Fehlgeburt zur Folge haben. Ebenso beeinträchtigen kleine, meist gutartige Tumore wie Myome oder Polypen in der Gebärmutter eine optimale Entwicklung des Embryos, sodass das Risiko für eine Fehlgeburt erhöht ist. Sollten derartige Fehlbildungen oder Wucherungen diagnostiziert werden, sollten sie vor einer (erneuten) Schwangerschaft entfernt werden.
Falls das Immunsystem der schwangeren Frau bestimmte Reaktionen hervorruft, ist das Risiko für einen Abgang erhöht. Ein häufiges Beispiel ist das sogenannte Antiphospholipid-Syndrom (APS), bei dem eine erhöhte Gefahr der Entwicklung von Blutgerinnseln besteht. Bei dem Syndrom kann es nach der 10. Schwangerschaftswoche zu einem Infarkt der Plazenta (Mutterkuchen) kommen, sodass der Fötus abgestoßen wird. Um dies zu verhindern, wird der Arzt der schwangeren Frau den Wirkstoff Heparin verabreichen.
Leidet die schwangere Frau unter Gerinnungsstörungen (Thrombophilie), wird ihr der Arzt ebenfalls Heparin verabreichen, um eine Fehlgeburt zu vermeiden.
Verändert die Frau trotz der Schwangerschaft nicht ihre gewohnten negativen Lebensumstände, kann sich das fatal für den Embryo auswirken. Tabak, Alkohol und Drogen schädigen den Fötus so stark, dass das Risiko für eine (mehrfache) Fehlgeburt hoch ist.
Bei der Häufung von Fehlgeburten wird in einigen Fällen ein Zusammenhang mit psychischen Faktoren vermutet. Dies ist jedoch wissenschaftlich nicht bestätigt. Für die Psyche ist jeder Abort zudem eine extrem traumatische Belastung. Dies kann sich mitunter auf weitere Schwangerschaften auswirken.
Nicht immer muss es nur einen Grund für den habituellen Abort geben. Manchmal spielen mehrere Faktoren zusammen, sodass sich nicht eine Ursache alleine bestimmten lässt. In vielen Fällen lässt sich bei den betroffenen Frauen zudem keine Ursache feststellen (idiopathischer wiederholter Spontanabort).
Zwar sind nur etwa 0,5 Prozent aller schwangeren Frauen von einer wiederholten Fehlgeburt betroffen, dennoch erhöht sich mit jedem Abort das Risiko, eine weitere Fehlgeburt zu erleiden. Nach dem zweiten Abort liegt das Risiko für einen weiteren Abgang statistisch gesehen bei über 30 Prozent. Deswegen sollte man gemeinsam mit dem Arzt versuchen, die möglichen Gründe aufzudecken und dementsprechende Therapien zu entwickeln.
Stellt der Arzt die Diagnose „habitueller Abort“, übernehmen Krankenkassen im Normalfall eine Reihe von Diagnostikverfahren.
Nicht immer besteht die Möglichkeit, den Embryo zu untersuchen. Ein Abgang erfolgt manchmal so früh, dass die Frau zwar starke Blutungen und Krämpfe hat, allerdings ist die Frucht so klein, dass sie unbemerkt mit ausgeschieden wird. Ansonsten kann das Gewebe anschließend im Labor analysiert werden. Das gilt auch für den Fall, wenn der abgestorbene Fötus im Rahmen einer Ausschabung entfernt wurde.
Ein sogenanntes Karyogramm ermöglicht die Analyse der eigenen Chromosomen. Es wird empfohlen, wenn es zu drei oder mehr Fehlgeburten, zu Fehl- und Totgeburten oder zu entsprechenden Fehlentwicklungen bei Kindern der Eltern gekommen ist. Das Karyogramm macht auch dann Sinn, wenn die Eltern schon einmal oder dauerhaft hoher Strahlenbelastung ausgesetzt waren. Womöglich haben die Strahlen das Erbgut verändert.
Anhand der Blutwerte lassen sich hormonelle Störungen erkennen. Schon eine leichte Schilddrüsenunterfunktion oder -überfunktion kann den Hormonhaushalt so stark beeinflussen, dass ein habitueller Abort die Folge ist. Zusätzlich sollte die Frau ihren Zyklus beobachten: Sehr lange oder besonders kurze Zyklen weisen ebenfalls auf hormonelle Dysbalancen hin. Darüber hinaus ist es gerade bei übergewichtigen Frauen sinnvoll, Diabetes auszuschließen. Ist der Zuckerhaushalt nicht richtig eingestellt, weil beispielsweise ein latenter (verborgener) Diabetes vorliegt, kann sich das negativ auf eine Schwangerschaft und den Fötus auswirken.
Leidet die betroffene Frau unter gutartigen Tumoren in der Gebärmutter (Myome), können auch diese für einen wiederholten Abort verantwortlich sein. Daher sollte die Gebärmutter mittels Ultraschall und einer Gebärmutterspiegelung eingehend untersucht werden. Zudem sollte man die Scheide auf Infektionen und Pilze untersuchen. Der pH-Wert kann ein erstes Indiz für Infektionen sein, die im schlimmsten Fall zu einer Fehlgeburt führen.
aktualisiert am 22.01.2019