Viele Paare, die sich bereits seit geraumer Zeit ein gemeinsames Kind wünschen, entscheiden sich für eine künstliche Befruchtung. Trotz der Erfolgsaussichten besteht das Risiko einer Enttäuschung, weil auch diese Schwangerschaft in einer Fehlgeburt (Abort) enden kann. Bereits bei einer „herkömmlichen“ Schwangerschaft ist laut Statistik das Risiko für einen frühen Abort nicht zu vernachlässigen. Jedoch ist es nach einer künstlichen Befruchtung noch höher. Dabei sollte man jedoch beachten, dass das tatsächliche Risiko von vielen verschiedenen Faktoren abhängt und nicht nur vom Eingriff zur künstlichen Befruchtung.
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass vor allem das fortschreitende Alter der Mutter eine große Rolle für die Wahrscheinlichkeit eines Aborts spielt. Sobald die Frau über 35 Jahre alt ist, wird die Schwangerschaft unabhängig von anderen Faktoren als Risiko-Schwangerschaft bezeichnet. Je älter die werdende Mutter ist, desto häufiger werden Chromosomenaberrationen festgestellt. Das bedeutet, dass der Embryo eine veränderte Anzahl an Chromosomen aufweist. Die Folge davon sind schwere körperliche Beeinträchtigungen und Behinderungen, die bis zum Tod des Embryos oder Fötus führen beziehungsweise diesen nicht lebensfähig machen können. Gleichzeitig können gesundheitliche Beschwerden der Mutter eine Mangelversorgung mit Nährstoffen bewirken und die Gefahr für eine Fehlgeburt erhöhen. Ebenso nimmt das Alter des Vaters Einfluss auf die Entwicklung des Embryos.
Vor allem ältere Paare entscheiden sich für eine künstliche Befruchtung, sodass die Eltern selbst einen entscheidenden Faktor mitbringen, der das Risiko für eine Fehlgeburt erhöht.
Ein anderer Faktor, der bei vielen Frauen besteht, sind frühere Fehlgeburten. Frauen, die eine künstliche Befruchtung durchführen lassen, haben lange erfolglos versucht, Kinder zu bekommen und oft eine oder mehrere Fehlgeburten hinter sich. Mit jedem vorangegangenen Abort steigt allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass sich erneut eine Fehlgeburt ereignet.
Anhand verschiedener Statistiken, die sich den Themen Schwangerschaft und Fehlgeburt gewidmet haben, wird das Risiko für eine Fehlgeburt allgemein auf 10 bis 15 Prozent geschätzt. Wurde die Frau künstlich befruchtet, ist die Wahrscheinlichkeit leicht erhöht. Jedoch ist für das tatsächliche Risiko die Art der künstlichen Befruchtung von Bedeutung.
Bei der sogenannten In-vitro-Fertilisation (IVF) werden Eizellen und Spermien zusammen in ein Reagenzglas gegeben und vermengt, anschließend werden sie in die Gebärmutter der Frau eingesetzt. Dabei kann es sowohl bei der Entnahme der Eizelle als auch bei der Vermischung mit den Spermien oder bei der Injektion zu Verletzung der beteiligten Zellen kommen, sodass Fehlbildungen oder eine Fehlgeburt nicht ausgeschlossen werden können.
Eine Alternative zur IVF stellt die intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) dar. Dabei wird das Material eines Spermiums direkt in die Eizelle eingesetzt, um den eigentlichen Befruchtungsvorgang zu umgehen. Allerdings besteht auch hier die Gefahr, dass die Zellen im Verlauf der Behandlung geschädigt werden.
Die intrauterine Insemination (IUI) ist eine weitere Methode der künstlichen Befruchtung, bei der die Spermien nicht direkt in die Eizelle eingespritzt werden. Stattdessen werden sie zeitlich um den Eisprung herum in die Gebärmutter eingespritzt, sodass die Befruchtung im Uterus erfolgen kann. Weil dieses Verfahren häufig mit einer Hormonstimulation kombiniert wird, besteht die Gefahr eines hormonellen Ungleichgewichts. Dadurch erhöht sich das Risiko für eine Fehlgeburt. Zusätzlich können die Spermien beim Einleiten in die Gebärmutter Schaden nehmen.
Sobald eine Eizelle durch ein Spermium befruchtet worden ist, beginnt sie mit der Zellteilung und durchläuft verschiedene Stadien, die vom Vierzeller über die sogenannte Morula bis hin zur Blastozyste reichen. Früher war man der Meinung, dass das Einsetzen einer Blastozyste in die Gebärmutter mit größerer Wahrscheinlichkeit zu einer erfolgreichen Schwangerschaft führe. Allerdings nisten sich nur wenige Blastozysten in eine Gebärmutter nach der Injektion ein. Zudem sorgt der Aufbau der Blastozyste dafür, dass die Entwicklung eines Embryos unwahrscheinlich ist. Das Risiko für eine Fehlgeburt ist hier deutlich erhöht.
Zusätzlich hat man die Möglichkeit, Eizellen oder Spermien einfrieren zu lassen. Studien haben gezeigt, dass das Risiko für eine Fehlgeburt insgesamt niedriger ausfällt, wenn man für eine künstliche Befruchtung solche eingefrorenen Zellen verwendet, als wenn man herkömmliche Zellen verwendet. Was der Grund dafür ist, ist noch nicht eindeutig geklärt. Allerdings gehen Forscher davon aus, dass die Zellen, die die Lagerung bei Minusgraden überlebt haben, besonders robust und damit überlebensfähig sind.
Der Erfolg einer künstlichen Befruchtung liegt also einerseits an den Voraussetzungen, die die Eltern mitbringen, und andererseits an der Methode der Befruchtung. Die beteiligten Zellen können während der Behandlung verletzt werden. Hinzu kommt die Entwicklung in einem Kulturmedium, in dem eventuell keine optimalen Entwicklungsbedingungen herrschen. Dadurch lässt sich erklären, wieso das Risiko für eine Fehlgeburt leicht höher ausfällt, als wenn die Eizelle natürlich befruchtet worden ist.
aktualisiert am 08.05.2018