Die Fruchtwasseruntersuchung, die auch mit dem Begriff Amniozentese bezeichnet wird, gehört heute zu den gängigsten vorgeburtlichen Untersuchungen in Deutschland. Dabei entnimmt der Arzt etwas Fruchtwasser aus der Gebärmutter der schwangeren Frau. Im Labor wird die Flüssigkeit auf verschiedene Erbkrankheiten beziehungsweise Gendefekte hin überprüft. Allerdings ist der Eingriff mit einem gewissen Risiko verbunden. Statistisch gesehen kommt es nach jeder 200. bis 500. Fruchtwasseruntersuchung aufgrund der Punktion (Einführen der Nadel) zu einer Fehlgeburt.
Die Fruchtwasseruntersuchung wird bereits seit über 100 Jahren durchgeführt und gilt heute als Standardeingriff in der Pränataldiagnostik (Untersuchung vor der Geburt). Der Arzt sticht bei der Amniozentese mit einer langen Nadel durch die Bauchhöhle in die Gebärmutter und entnimmt dabei etwas Fruchtwasser. In diesem befinden sich auch einige Hautzellen des Embryos, sodass sich verschiedene Krankheiten im Labor bereits vor der Geburt des Kindes feststellen lassen. Dazu gehören Erbkrankheiten wie eine veränderte Anzahl an Chromosomen (zum Beispiel Trisomie 21, Down-Syndrom) oder Fehlbildungen, die die späteren Organe betreffen. Damit der Fötus bei der Punktion nicht verletzt wird, stellt der Arzt vorher mittels einer Ultraschalluntersuchung fest, in welcher Lage sich das ungeborene Kind befindet. Gleichzeitig achtet der Arzt darauf, dass er sich beim Einstechen der Nadel weder in der Nähe des Fötus noch in der Nähe des Mutterkuchens befindet. Nach 15 Minuten ist die Untersuchung beendet und die schwangere Frau kann wieder nach Hause gehen. Allerdings sollte sie sich die nächsten zwei Tage schonen. Körperliche Anstrengungen, Geschlechtsverkehr und sportliche Betätigungen sollten deswegen gemieden werden.
Die Fruchtwasseruntersuchung geht mit einem Risiko für das ungeborene Kind einher. Selbst wenn einige Kliniken das Risiko für eine Fehlgeburt ausgelöst durch die Amniozentese bei nur noch 0,2 Prozent sehen, so betrifft das immerhin noch jede 500. Schwangerschaft. Der invasive Eingriff kann folgende Risiken mit sich bringen:
Eine Amniozentese, die vor der 16. Schwangerschaftswoche durchgeführt wird, hat ein erhöhtes Risiko einer Fehlgeburt. Der Grund ist, dass zu dieser Zeit erst eine geringe Menge Fruchtwasser in der Gebärmutter ist.
Wird zusätzlich zur Amniozentese ein Ultraschall durchgeführt, ist das Risiko für eine Fehlgeburt oder eine Frühgeburt deutlich niedriger. Die Gefahr für einen Abort (Fehlgeburt) fällt noch niedriger aus, wenn der Arzt eine große Erfahrung im Bereich der Fruchtwasseruntersuchungen mitbringt. Die Fruchtwasseruntersuchung ist nicht vorgeschrieben. Sie wird empfohlen, wenn ein Verdacht auf bestimmte Krankheiten vorliegt. Sie kann besonders dann sinnvoll sein, wenn vorherige Untersuchungen auffällig waren, wenn eine Vorbelastung in der Familie bezüglich bestimmter Erbkrankheiten vorliegt oder wenn die werdende Mutter über 35 ist. Dann ist das Risiko einer schweren Erbgutveränderung höher als das Risiko, bei der Fruchtwasseruntersuchung eine Fehlgeburt zu bekommen. Ansonsten liegt die Entscheidung für oder gegen die Untersuchung allein bei der Schwangeren. Sollte diese weitere Risikofaktoren, die eine Fehlgeburt begünstigen, mitbringen, wird man ihr gegebenenfalls von der Amniozentese abraten.
aktualisiert am 26.08.2022