Das Risiko einer Fehlgeburt ist altersabhängig und abhängig von der Anzahl der stattgehabten Fehlgeburten. Mit steigendem Alter der Frau und mit steigender Anzahl an Fehlgeburten, die die Frau erleiden musste, nimmt das Risiko einer Fehlgeburt zu. In der AWMF-Leitlinie 015/050 für wiederholte Fehlgeburten kann man folgende Tabelle entnehmen.
Vorausgegangene Fehlgeburten | 25-29 Jahre | 30-34 Jahre | 35-39 Jahre | 40-44 Jahre |
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1 Fehlgeburt | ca. 85 % | ca. 80 % | ca. 70 % | ca. 52 % |
2 Fehlgeburten | ca. 80 % | ca. 78 % | ca. 62 % | ca. 45 % |
3 Fehlgeburten | ca. 75 % | ca. 70 % | ca. 55 % | ca. 32 % |
4 Fehlgeburten | < 65 % | < 60 % | < 45 % | > 25% |
Die meisten Fehlgeburten finden im 1. Trimenon statt, d.h., in den ersten 12 Schwangerschaftswochen.
Anzeichen sind nicht notwendigerweise vorhanden. Eine Fehlgeburt kann auch ohne Symptome verlaufen. Blutungen und/oder Schmerzen können auf eine Fehlgeburt hindeuten. Jedoch bedeutet nicht jede Blutung oder jeder Schmerz im Unterbauch, dass eine Fehlgeburt im Gange ist bzw. sich anbahnt.
Genetische Veränderungen der Schwangerschaftsanlage werden als die häufigsten Ursachen für Fehlgeburten angegeben. Abweichungen in Anzahl oder Form der Chromosomen (mütterlicherseits oder väterlicherseits) führen zu Fehlanlagen beim Embryo. Insbesondere mit steigendem mütterlichen Alter nimmt die Anzahl an genetischen Veränderungen in den Eizellen zu und damit die genetischen Veränderungen beim Fötus.
Eine Schwangerschaft, die für eine Fehlgeburt bestimmt ist, z.B. aufgrund von genetischen Auffälligkeiten, lässt sich leider nicht aufhalten. Bei einer „drohenden“ Fehlgeburt, z.B. aufgrund von Kontraktionen der Gebärmutter, kann möglicherweise durch Ruhe der Schwangeren und die Gabe von Magnesium entgegengewirkt werden.
Ab dem Zeitpunkt, an dem ein Zyklus mit Eisprung einsetzt, kann auch eine erneute Schwangerschaft eintreten. Daten, wie lange und ob überhaupt gewartet werden soll, gibt es nicht. Früher war die Empfehlung, 3 Monate zu warten, jedoch gibt es dazu keine Daten. Mittlerweile gibt es Studien, die eine erfolgreiche Schwangerschaft unmittelbar im ersten Zyklus nach einer Fehlgeburt beschreiben und befürworten.
Bei einer unkomplizierten Fehlgeburt ist, meiner Erfahrung nach, hauptsächlich eine psychische Belastung des Paares im Sinne eines traumatischen Ereignisses im Vordergrund. Körperliche Folgen können bei einer Fehlgeburt mit Komplikationen auftreten, z.B. wenn es zu einer Entzündung des Gewebes gekommen ist und die Gebärmutter (Gebärmutterschleimhaut), ggf. auch weitere benachbarte Strukturen, mitinfiziert wurden. Hier besteht das Risiko, dass sich im Verlauf Verwachsungen bilden.
Eine Fehlgeburt ist für das betroffene Paar ein traumatisches Ereignis. Das Paar ist psychisch sehr belastet und die Angst vor einer erneuten Schwangerschaft, die möglicherweise wieder in einer Fehlgeburt enden könnte, ist groß. Den Paaren sollte psychologische Unterstützung angeboten werden bzw. Gespräche, um die Situation aufzuarbeiten. Häufig fühlen sich die betroffenen Paare alleingelassen, da in der ärztlichen Routine wenig Zeit zur Aufarbeitung bleibt.
Primär wird beobachtet, dass die Schwangerschaft komplett abgeht, sich nicht entzündet und vollständig abblutet.
Sollte es im Rahmen der Fehlgeburt zu einer Infektion im kleinen Becken, der Gebärmutter oder der Gebärmutterschleimhaut gekommen sein, können Verwachsungen die Folge sein. Die Verwachsungen können auf die Gebärmutter beschränkt sein oder auch die Eileiter betreffen. Folge kann dann sein, dass der Eintritt einer Schwangerschaft erschwert oder gar verhindert ist. Jedoch ist dieses Szenario ein Ausnahmefall.
Wichtig ist, die Frauen zu motivieren, ihnen die Angst zu nehmen und gemeinsam positiv nach vorne zu schauen. Die Paare brauchen das Gefühl, nicht alleine zu sein.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 12.06.2024.