Eine Achromatopsie oder Farbenblindheit ist eine Erkrankung, bei der eine oder alle Farben vom Betroffenen gar nicht gesehen werden können. Die Farbenblindheit im eigentlichen Sinne ist von der Farbsehschwäche (z. B. Rot-Grün-Schwäche) zu unterscheiden, bei der die Farben abgeschwächt sind und mehr oder weniger schwierig vom Betroffenen erkannt werden. Umgangssprachlich wird die Farbsehschwäche häufig als Farbenblindheit bezeichnet, obwohl dies nicht zutrifft.
Generell kann zwischen den folgenden Arten der Farbenblindheit unterschieden werden.
In der Netzhaut des normalen Auges befinden sich spezialisierte Zellen, die die Lichtreize aufnehmen. Diese heißen Zapfen und Stäbchen. Die Zapfen gibt es in drei verschiedenen Typen, die jeweils bei bestimmten Farben ihre maximale Empfindlichkeit haben. Die Stäbchen registrieren die Helligkeit, jedoch keine Farben, und sind für das Sehen in dunkler Umgebung zuständig.
Personen mit einer Farbenblindheit haben entweder keine Zäpfchen oder die vorhandenen Zäpfchen sind nicht funktionsfähig. Daher können die entsprechenden Farben nicht gesehen werden. Die betroffenen Menschen haben deswegen auch eine geringe Sehschärfe und sind verstärkt blendungsempfindlich. Dagegen funktionieren die Stäbchen regelrecht, das heißt wiederum, dass die Augen bei geringer Helligkeit verhältnismäßig gut sehen.
Eine Farbenblindheit wirkt sich unterschiedlich aus, je nachdem, um welche Form es sich handelt. Eine totale Farbenblindheit führt dazu, dass die Umgebung lediglich in vielen Graustufen von Schwarz bis Weiß wahrgenommen wird. Bei den Betroffenen besteht eine verminderte Sehschärfe, sie beträgt nur etwa 5 bis 15 Prozent der normalen Sehschärfe. Das räumliche Sehen ist beeinträchtigt oder nicht mehr möglich. Vollständig Farbenblinde sind sehr blendungsempfindlich und lichtscheu. In heller Umgebung haben sie starke Schwierigkeiten, etwas zu erkennen. Außerdem bewegen sich die Augen unwillkürlich ruckartig (Nystagmus).
Bei einer Rotblindheit, einer Grünblindheit (beide Formen werden als Varianten der Rot-Grün-Blindheit aufgefasst) oder einer Blaublindheit können die entsprechenden Farben schlecht von bestimmten anderen Farben abgegrenzt werden. Die Sehschärfe ist kaum oder gar nicht herabgesetzt.
Natürlich wirkt sich die beeinträchtige Farbempfindung auf das Lebensniveau der Betroffenen aus. Sie verringert die Orientierung, das Reaktionsvermögen und die Sicherheit im Alltag. Vor allem in der Kindheit stellt die Farbenblindheit einen großen Nachteil dar, da in diesem Alter die Farben beim Lernen und bei der Selbstbeurteilung eine große Rolle spielen.
Eine angeborene totale Farbenblindheit wird meist schon in den ersten Lebensmonaten bemerkt. Die Eltern registrieren, dass das Kind mit den Augen zittert (Nystagmus) und es eventuell bei hohem Lichteinfall die Augen zukneift. Das Kind fühlt sich später bei Helligkeit unsicher, bekannte Personen werden oft nicht erkannt, wenn sie weiter entfernt sind. Farben können nicht zugeordnet werden.
Die Diagnose der Farbenblindheit ist jedoch oft schwierig zu stellen und erfordert Spezialuntersuchungen. Ursprünglich ist eine geeignete Untersuchung das ERG (Elektroretinogramm). Bei der Untersuchung wird mit Elektroden die Aktivität der Zapfen und Stäbchen aufgezeichnet, wenn sie durch Licht und Farben gereizt werden. Eine modernere Untersuchungsmethode ist das so genannte OCT (Optical Coherence Tomography). Dazu schaut der Patient in das entsprechende Gerät, um bestimmte Aufnahmen vom Augenhintergrund zu machen.
Eine Heilung der Farbenblindheit ist nicht möglich. Führt die Farbenblindheit zu einer starken Blendungsempfindlichkeit, können abgedunkelte Brillen helfen. Bei einer nicht vollständigen Farbenblindheit ist oft eine gewisse Besserung des Farbensehens mit Korrekturbrillen möglich. Solche Brillen haben eine bestimmte Tönung, die den Betroffenen einige Farben besser erkennen und unterscheiden lassen. Den gleichen Effekt können Kontaktlinsen haben.
Zum Lesen kann bei Farbenblindheit eine Lupenbrille hilfreich sein, die auch eine Tönung enthalten kann. Für die Entfernung kann eine Art Fernglas (Monokular) das Sehen fördern. Außerdem gibt es Geräte, die Farben erkennen können und dem Betroffenen anzeigen können, um welche Farbe es sich bei einem Objekt handelt.
Möglicherweise kann in Zukunft eine Gentherapie durchgeführt werden. Es ist fraglich, ob dies erfolgversprechend sein wird.
aktualisiert am 10.11.2020