Man unterscheidet zwei verschiedene Formen der Pseudarthrose: Die hypertrophe (oder vitale) und die atrophe (oder avitale) Pseudarthrose.
Diese Form der Falschgelenkbildung macht den größeren Teil der Erkrankungsfälle aus. Etwa 60 bis 70 Prozent der Pseudarthrosen sind vital. Das heißt, die Knochen sind gut durchblutet und ein positiver Heilungsverlauf könnte erwartet werden.
Ursache für die Entstehung einer hypertrophen Pseudarthrose ist eine mangelnde Ruhigstellung. Das kann eine Schiene sein, die dem Knochen nicht den richtigen Halt gibt. Oder nach einer Operation kann eine Metallplatte brechen oder sich lockern und die Fixierung der Knochen ist nicht mehr gewährleistet. Oft aber setzt der Patient die Heilung selbst aufs Spiel, indem er den gebrochenen Knochen zu früh oder zu stark belastet.
Die Folge ist eine überschießende Kallusbildung. Das heißt, knochenbildende Zellen werden produziert und lagern sich an. Durch die fehlende Kompression der Knochen aber entstehen die Verknöcherungen unkontrolliert rund um die Bruchstelle. Man spricht aufgrund der starken Knochenneubildung auch von einer Pferdefuß- beziehungsweise Elefantenfuß-Pseudarthrose.
Bei der avitalen Pseudarthrose wird der Heilungsprozess von Durchblutungsstörungen im Bereich des Knochenbruchs behindert. Es werden keine oder zu wenig knochenbildende Zellen produziert, sodass die Bruchstelle instabil bleibt, weil der Knochen nicht zusammenwachsen kann.
Zur avitalen Falschgelenkbildung wird auch die Infektionspseudarthrose gezählt. Wie bereits der Name vermuten lässt, verhindert eine Infektion rund um die Frakturstelle die Heilung. Dies kann passieren, wenn sich noch abgestorbenes Knochenmaterial an der Bruchstelle befindet oder eine ausgeprägte Form von Knochenabbau (Osteolyse) vorliegt. Auch Osteosynthesematerial (Platten, Nägel oder Schrauben, die während einer OP eingebracht wurden), das sich lockert, kann zu einer Infektionspseudarthrose führen.
Ferner zählt man sogenannte Defektpseudarthrosen zu der atrophen Form der Fehlgelenkbildung. Dabei liegen die Bruchstücke zu weit auseinander, als dass sie von nachwachsendem Knochen überbrückt werden könnten. Dieser zu große Spalt zwischen Frakturteilen kann durch eine Infektion entstehen oder durch die oben erwähnte Osteolyse (Knochenabbau).
Häufig beruht die Entstehung einer Pseudarthrose nicht nur auf einer einzigen Ursache und die Einteilung ist nicht so klar zu treffen, wie oben beschrieben. Dann treffen Durchblutungsstörungen, die zum Beispiel durch Rauchen verursacht werden, auf eine Lockerung des Osteosynthesematerials. Oder eine Infektion kommt mit einer zu frühen Belastung der Frakturstelle zusammen.
Eine hypertrophe Pseudarthrose kann in manchen Fällen mit einer Schiene und einem Gips korrigiert werden. Häufig ist aber auch eine Operation nötig, um die Knochen so zu fixieren, dass sie zusammenwachsen können (Osteosynthese).
Bei atropher Pseudarthrose ist die Operation meist unumgänglich. Nicht nur müssen osteosynthetische Maßnahmen erfolgen, die Knochen also mit Platten oder Nägeln stabilisiert werden, es muss auch gesundes Knochengewebe in die Fraktur eingebracht werden. Aus dem Knochenmarkraum stammendes Knochengewebe heißt Spongiosa. Dem Patienten wird körpereigenes Knochengewebe entnommen, mit dem der Frakturspalt angefüllt wird. In der Fachsprache wird dies als Spongiosaplastik bezeichnet.
aktualisiert am 29.05.2020