Eine Therapie mit Ultraschall ist eine der Möglichkeiten bei einer Pseudarthrose (Falschgelenkbildung). Die Methode wird bezeichnet als LIPUS, das ist die Abkürzung für "low-intensity pulsed ultra-sound“. Die Behandlung mit niederenergetischem gepulsten Ultraschall kann für Pseudarthrose-Patienten eine Alternative zur extrakorporalen Stoßwellentherapie (ESWT) oder zur Operation darstellen.
Wenn Knochenbrüche nicht richtig heilen, kommt es häufig zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, die den Alltag des Patienten so belasten, dass eine erneute Operation droht. Doch auch wenn solche Revisions-OPs bei Pseudarthrosen eine bewährte und wirksame Therapie darstellen, garantieren sie keinen Erfolg. Viele Patienten möchten einen erneuten Krankenhausaufenthalt, die Belastungen einer Narkose und weitere Krankheitstage vermeiden und suchen nach einer Behandlungsalternative. Viele Ärzte setzen inzwischen auf eine Therapie mit energetischen Wellen – mit Stoßwellen oder Ultraschall. Die Behandlung mit Ultraschall kann auch dann noch eine Heilung ermöglichen, wenn eine Revisionsoperation ohne Erfolg geblieben ist.
Wie genau der Ultraschall auf den Körper wirkt, ist bis heute noch nicht hinreichend geklärt. Es gibt jedoch eine Reihe von Studien, die nachweisen konnten, dass die Stimulation mit niederenergetischem, gepulsten Ultraschall die Durchblutung und das Knochenwachstum anregt und so die Frakturheilung beschleunigt. Dabei zeigten sich gute Heilungsaussichten durch LIPUS. Allerdings werden die Resultate und die Zuverlässigkeit der Studien insgesamt unterschiedlich bewertet.
Auch bei einfachen Knochenbrüchen könnte die Heilungsdauer mit Ultraschall verkürzt werden. Da die Behandlung jedoch relativ kostenintensiv ist, wird sie bisher nur bei Pseudarthrose-Patienten angewendet.
Die Ultraschallbehandlung kann vom Patienten selbst in seinen eigenen vier Wänden durchgeführt werden. Die Handhabung des Gerätes ist für den Patienten leicht zu erlernen. In der Arztpraxis wird die Stelle, die mit Ultraschall behandelt werden soll, mithilfe eines Röntgengerätes genau lokalisiert. Die Haut wird an dieser Stelle markiert.
Das handliche LIPUS-Gerät besteht aus einer kleinen Zentraleinheit, die die Ultraschallwellen erzeugt und mit einem Kabel mit dem Behandlungskopf verbunden ist. Zuhause setzt der Patient den Schallkopf des Gerätes auf die markierte Hautstelle. Er fixiert ihn mit einer Manschette, sodass der Kopf während der Behandlung nicht verrutschen kann, und startet das Gerät. Die Therapie ist schmerzfrei und sollte täglich zwanzig Minuten mindestens 90 Tage lang angewendet werden.
Die Kosten der Behandlung mit niederenergetischem gepulstem Ultraschall werden von der Krankenkasse nur im Einzelfall übernommen. Der Patient kann entweder versuchen, selbst ein günstiges Gebrauchtgerät zu kaufen, oder sich eines von seinem Arzt verschreiben lassen. Auf Rezept erhält er dann ein Mietgerät, dessen Kosten vom Patienten getragen werden müssen.
Grundsätzlich kommt LIPUS für die Behandlung aller Frakturen in Frage, sofern sie stabilisiert sind. Bei nicht stabilen Frakturen, Tumorerkrankungen, ebenso bei Vorhandensein eines Herzschrittmachers oder während einer Schwangerschaft sollte die Ultraschallbehandlung nicht angewendet werden.
aktualisiert am 16.11.2023