Wenn sechs Monate nach der Fraktur keine ausreichende Verknöcherung stattgefunden hat, kann eine Spongiosaplastik helfen.
Zwei Formen der Pseudarthrose werden unterschieden, nämlich die hypertrophe Pseudarthrose (hier kommt es zu einer starken Bildung von Knochengewebe) und die atrophe Pseudarthrose (hier wird zu wenig Knochenmaterial gebildet und ein Spalt am Bruchbereich verbleibt). Während bei einer hypertrophen Pseudarthrose in vielen Fällen eine Fixierung der Knochenfragmente reicht, um die Heilung anzustoßen, erfordert eine atrophe Pseudarthrose meist eine Operation zur Spongiosaplastik.
Die Ursache dafür, dass der Knochenbruch nicht heilen will, ist bei atropher Pseudarthrose häufig eine schlechte Durchblutung. Diese kann ihre Ursache in Diabetes und anderen Grunderkrankungen haben, ist aber vor allem bei Rauchern zu finden. Dadurch, dass das Gewebe rund um den Knochenbruch nicht ausreichend durchblutet wird, bilden sich keine knochenbildenden Zellen. Daher reicht eine den Knochen stabilisierende Operation nicht aus; das Knochenwachstum muss zusätzlich angeregt werden. Durch eine Spongiosaplastik kann das in vielen Fällen erreicht werden.
Der Name Spongiosaplastik leitet sich ab von dem Spenderknochenmaterial, das für die Operation verwendet wird: sogenannte "Spongiosa". Diese Schwammknochen sind Bestandteil der größeren menschlichen Knochen wie zum Beispiel des Beckenknochens, des Oberschenkelknochens und des Schienbeins. Der Schwammknochen ist der innere Bereich des Knochens, der wie ein schwammartiges System aufgebaut ist und aus kleinen Knochenbälkchen besteht.
Für eine Spongiosaplastik wird körpereigener Schwammknochen benötigt. Er wird dort entnommen, wo es für den Patienten am günstigsten erscheint. Für eine Spongiosaplastik werden keine Knochenstücke verwendet, sondern kleine Knochenspäne, die sich gut anpassen und Hohlräume füllen können.
Die Spongiosa, die aus einem Knochen entnommen wird, wird dort eingebracht, wo sie helfen soll, die Fraktur zu heilen. Werden nur kleine Mengen Spongiosa benötigt, wird diese möglichst aus einem Knochen entnommen, der nahe bei dem Ort der Implantation liegt. Wird das Knochenmaterial zum Beispiel für eine Pseudarthrose in der Hand gebraucht, wird es aus der Speiche entnommen. Entnahme und Transplantation werden während ein und derselben Operation durchgeführt. Man spricht auch von einer autogenen oder autologen Spongiosaplastik, weil dafür das eigene Knochenmaterial des Patienten verwendet wird.
Ziel der Spongiosaplastik ist, den Spalt, der die Frakturfragmente am Zusammenwachsen hindert, mit dem körpereigenen Knochenmaterial zu füllen. Dort soll es sich mit dem vorhandenen Knochengewebe verbinden und verwachsen, sodass wieder einer stabile Knochenstruktur entsteht. Die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt. Die Bruchstelle wird gegebenenfalls zusätzlich mit Schrauben oder einer Platte stabilisiert.
aktualisiert am 16.11.2023