Einer Knochenentzündung geht häufig eine offene Fraktur voraus. Das heißt, der gebrochene Knochen ist an einer oder mehreren Stellen durch die Haut getreten. In so einem Fall besteht immer die Gefahr, dass krankmachende Keime von außen in das Knochengewebe gelangen.
Ein offener Knochenbruch wird versorgt, indem die Knochenteile mit Platten und Schrauben fixiert werden (Osteosynthese). Das Einbringen von Fremdmaterial in den Körper sorgt zusätzlich dafür, dass eventuell eingedrungene Keime ein leichtes Spiel haben. Die Immunabwehr ist doppelt belastet, weil sie mit dem Osteosynthesematerial zurechtkommen und sich gleichzeitig gegen die Ansiedlung von Bakterien wehren muss. Menschen mit einer bereits bestehenden Grunderkrankung wie Diabetes oder Krebs sind besonders gefährdet.
In der Folge der offenen Verletzung und der Operation kann es zu einer Knochenentzündung (Osteitis) oder einer Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis) kommen. Beide Begriffe werden heute oft synonym gebraucht. Knochenentzündungen können ein sehr unterschiedliches Krankheitsbild zeigen. Wenn sie akut verlaufen, ist Eile geboten, da ein Übergreifen der Entzündung auf andere Organe für den Patienten lebensgefährlich werden kann.
Viele Knochenentzündungen jedoch verlaufen chronisch und der Patient fühlt nur leichte Beschwerden wie Wärme oder eine Rötung im Frakturbereich. Nichtsdestotrotz muss die chronische Knochenentzündung, sobald sie erkannt ist, behandelt werden. Entzündungswerte im Blut können ein Hinweis sein, ein Röntgenbild und ein CT (oder MRT), gegebenenfalls ein Knochenszintigramm zeigen, wie stark der Knochen angegriffen ist.
Unbehandelt schädigt die Entzündung den Knochen und die Fraktur kann nicht zusammenwachsen. Man spricht dann von einer Infektpseudarthrose. In so einem Fall muss der Patient sich einer erneuten Operation unterziehen. Die Wunde wird erneut geöffnet, das Osteosynthesematerial (Nägel, Schrauben, Platten) muss komplett entfernt werden. Die Wunde wird gespült und antibiotisch versorgt, befallenes Knochengewebe entfernt. Häufig ist durch die Entzündung Knochensubstanz verloren gegangen, sodass eine Knochentransplantation erfolgen muss. Bei dieser sogenannten Spongiosaplastik wird dem Patienten gesundes Knochenmaterial (meist aus dem Beckenkamm) entnommen, und dort implantiert, wo es gebraucht wird.
aktualisiert am 16.04.2019