Im Krankheitsbild der Pseudarthrosen sind die angeborenen Pseudarthrosen eher selten anzutreffen. Ihre Behandlung hängt vom Ausmaß und vom Ort der Fehlbildung ab. Geringe Falschgelenkbildungen, die keine Beschwerden verursachen, können unbehandelt bleiben. Pseudarthrosen, die mit Schmerzen einhergehen und Beeinträchtigungen der Bewegung mit sich bringen, sollten möglichst frühzeitig im Kindesalter behandelt werden. Da manchmal mehrere Operationen notwendig sind, sollten die Eingriffe rechtzeitig geplant werden, um dem Kind einen unbeschwerten Schulstart zu ermöglichen. Zu den möglichen angeborenen (kongenitalen) Falschgelenken gehören diejenigen im Schlüsselbein, im Schienbein und im Ellenknochen.
Bei Fehlbildungen des Schlüsselbeins (Clavicula) hängt in schweren Fällen die Schulter nach vorne und drückt auf den Brustkorb. Die Bewegung ist eingeschränkt und es kann zu Schmerzen kommen. Diese Form der angeborenen Pseudarthrose ist konservativ nicht zu behandeln, sondern muss mithilfe einer Operation behoben werden. Dort wo dem Schlüsselbein Knochenmaterial fehlt, muss es implantiert werden (Spongiosaplastik). Um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden, wird dem Patienten eigener Knochen aus dem Beckenkamm entnommen. Meist kann damit eine normale Beweglichkeit und Belastbarkeit hergestellt werden. Die Operation sollte bis spätestens zum sechsten Lebensjahr erfolgt sein. Das Schlüsselbein kann sich dann ganz normal entwickeln.
Bei der Tibiapseudarthrose handelt es sich um eine Fehlbildung des Schienbeins, einem der beiden Unterschenkelknochen. In der Kinderorthopädie gehört die Tibiapseudarthrose zu den schwierigen Krankheitsbildern, weil nicht nur die Fehlgelenkbildung behandelt werden muss, sondern meist noch eine Achsendeformität und eine Beinlängendifferenz vorliegen. Auch ist der Unterschenkelknochen nicht nur unterbrochen, sondern im Vergleich zu den anderen Knochen häufig unterentwickelt. Die Tibiapseudarthrose muss operativ korrigiert werden. Um die Beinlängendifferenz auszugleichen, kann der sogenannte Ilizarov-Ringfixateur zum Einsatz kommen. In einer Operation wird der Unterschenkelknochen durchtrennt und anschließend in den Ringfixateur eingespannt. Die beiden Knochenhälften werden über mehrere Wochen lang sehr langsam auseinandergezogen. Währenddessen bildet sich in dem Knochenspalt im Lauf der Behandlung immer wieder neue Knochensubstanz. Um die Pseudarthrose selbst zu behandeln, wird die Spongiosaplastik angewandt. Das heißt, Knochenmaterial wird dem Körper entnommen und in den Unterschenkelknochen, dort wo es gebraucht wird, implantiert.
Bei dieser sehr seltenen Form der angeborenen Pseudarthrose ist der Unterarmknochen verformt oder verkürzt und meist nur eingeschränkt beweglich. Häufiger ist die Elle (Ulna) betroffen, es können aber auch die Speiche oder beide Knochen betroffen sein. Die angeborene Ulnapseudarthrose steht in der Hälfte aller Fälle im Zusammenhang mit Neurofibromatose, einer Erbkrankheit, die unter anderem Nerventumore verursacht. Eine Operation der Ulnapseudarthrose wird im Frühkindesalter empfohlen. So kann verhindert werden, dass sich der Knochen mit dem Wachstum weiter verformt.
aktualisiert am 12.01.2017