Eine Falschgelenkbildung (Pseudarthrose) entsteht, wenn ein Knochenbruch (Fraktur) nicht richtig zusammenwächst. Ursache hierfür können zum Beispiel eine unzureichende Behandlung der Fraktur oder Durchblutungsstörungen sein.
Eine Pseudarthrose kann jeden Knochen betreffen. Oft sind es die langen Röhrenknochen (Unterschenkel, Oberschenkel, Oberarm und Elle mit Speiche), an denen sich ein Falschgelenk bildet. Im Folgenden aufgeführt sind einige besondere Knochen des Menschen, die von einer Pseudarthrose häufig betroffen sind.
Bei einem Bruch im Handgelenk ist meistens das Kahnbein, das zu den Handwurzelknochen gehört, mit betroffen. Wird ein Kahnbeinbruch nicht richtig behandelt oder gar übersehen, dann kann eine Pseudarthrose im Bereich der Handwurzel entstehen.
Betroffene sind sich ihres unzureichend verheilten Bruches häufig nicht bewusst, da Schmerzen, die meist auf der Daumenseite spürbar sind, nur unter Belastung auftreten. Selbst wenn die Beschwerden und Einschränkungen für den Patienten nur gering sind, wird bei einer Pseudarthrose im Handgelenk trotzdem zu einer Operation geraten, um Langzeitschäden wie einer Arthrose vorzubeugen.
Mithilfe eines sogenannten Rucksackverbands sollte ein gebrochenes Schlüsselbein (Clavicula) innerhalb von vier bis sechs Wochen wieder zusammenwachsen. In wenigen Fällen verläuft die Heilung nicht wie gewünscht und eine Pseudarthrose entwickelt sich. Dies ist vor allem bei komplizierten Frakturen der Fall oder wenn bereits eine erste Operation der Schlüsselbeinfraktur nicht erfolgreich verlaufen ist. Die Pseudarthrose kann sich durch Schmerzen und Funktionseinschränkungen in der Schulter bemerkbar machen. Sie kann auch unbemerkt bleiben, wenn sie keine Beschwerden verursacht. Anders als bei einer Kahnbeinpseudarthrose muss eine Falschgelenkbildung der Clavicula nicht zwingend operiert werden, sofern der Patient keine Beschwerden hat.
Am oberen Ende des Oberarmknochens befindet sich der Oberarmkopf. Eine Fraktur an dieser Stelle kann entstehen, indem man auf den ausgestreckten Arm oder direkt auf die Schulter stürzt. Rund fünf Prozent aller Knochenbrüche sind Oberarmkopfbrüche, sogenannte Humeruskopffrakturen. Um später Funktionseinschränkungen zu vermeiden, ist es im Bereich der Schulter besonders wichtig, dass die Knochen absolut korrekt miteinander verbunden werden. Die gebrochene Schulter wird mit Platten und Schrauben oder Nägeln und Drähten operativ fixiert. Der Arm sollte mithilfe von Krankengymnastik sobald wie möglich wieder in Bewegung gebracht werden, um eine Versteifung zu vermeiden. Entsteht eine Pseudarthrose im Schultergelenk, ist eine weitere Operation notwendig.
Eine Pseudarthrose im Fuß kann für den Betroffenen sehr unangenehm sein, da sie mit Schmerzen verbunden ist und sich eine Belastung des Fußgelenks im Alltag kaum vermeiden lässt. Häufig betroffen ist das Sprungbein (Talus), das Fuß und Bein miteinander verbindet. Ursache kann zum einen eine mangelnde Erstversorgung des gebrochenen Fußes sein, zum anderen ist die Pseudarthrose im Bereich des Fußes oft selbstverschuldet, weil der Patient die Ausheilung nicht abgewartet hat. Gerade bei Sportlern kommt es vor, dass sie zu früh zum Training zurückkehren und den verletzten Fuß zu schnell zu stark belasten. Eine Operation und eine Fixierung mit einer Schraube ist hier meist das Mittel der Wahl.
Besonders in der Wirbelsäule kann eine Pseudarthrose starke Schmerzen hervorrufen. Sie entsteht meist als Folge einer Operation in der Lendenwirbelsäule. Eine eingeschränkte Beweglichkeit oder Instabilität sind die Folge. Damit der Bruch verheilen kann, ist eine Operation die einzige Behandlungsmöglichkeit.
Gerade ältere Menschen sind gefährdet, sich den Oberschenkelhals zu brechen. Durch die abnehmende Knochendichte im Alter kann bereits ein kleiner Sturz eine Schenkelhalsfraktur auslösen. Der Oberschenkelhals ist der obere abgewinkelte Teil des Oberschenkelknochens, der mit dem Becken das Hüftgelenk bildet. Um das Bein zu stabilisieren und wieder belastbar zu machen, ist eine Operation unvermeidlich. Gerade bei älteren Patienten mit schlechter Knochensubstanz ist es möglich, dass die Verschraubung nicht hält und die in der OP verbundenen Knochen sich mit der Zeit wieder gegeneinander verschieben, sodass sich eine Pseudarthrose bilden kann. Häufig wird ein künstliches Hüftgelenk implantiert, das schon kurz nach der Operation wieder eine Vollbelastung des Beines erlaubt.
aktualisiert am 29.05.2020