Das Exanthema subitum (synonym: Dreitagefieber, Roseola infantum, "Sixth Disease") ist eine weltweit vorkommende Virusinfektion des Säuglings- und Kleinkindesalter.
Verursacht wird das Krankheitsbild durch die zu den Herpesviridae gehörenden beiden humanen Herpes-Virus-Serotypen-6 (HHV-6) und -7 (HHV-7).
Bei dieser Infektion handelt es sich um eine sehr häufige Erkrankung, so dass man von einer Durchseuchung von über 95 Prozent bis zum vollendeten 2. Lebensjahr ausgehen kann. Aufgrund des häufigen Vorkommens bei Kleinkindern wird und wurde die Fieberreaktion oftmals als eine vermeintliche unerwünschte Reaktion auf eine Impfung interpretiert, wenn die Infektion in zeitlichem Zusammenhang mit einer Impfung erfolgt war.
Die Ansteckung erfolgt üblicherweise durch Tröpfcheninfektion. Selten sind hingegen Übertragungen durch Transfusion von Blutprodukten, Organtransplantation, Sexualverkehr und Muttermilch. Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit) beträgt 1 bis 2 Wochen. Die Erkrankung beginnt mit hohem Fieber, das bis 40° C betragen und über 3 bis 5 Tage andauern kann. Mit der Entfieberung tritt das makulöse und teilweise papulöse Exanthem (Hautausschlag) auf, das typischerweise den Körper-Stamm und Nacken betrifft. Auch das Gesicht und die Extremitäten können befallen sein. Als Begleitsymptomatik oder Komplikationen können eine Gastroenteritis (Magen-Darm-Grippe), Husten, Lidödeme, Nagayama´sche Flecken, Lymphadenopathie (Lymphknotenschwellungen) und insbesondere Fieberkrämpfe auftreten.
In etwa 20 Prozent der Fälle verläuft die Infektion offensichtlich asymptomatisch (ohne Symptome) oder unerkannt. Bei älteren Kindern kann die HHV-6-Infektion auch unter einem mononukleose-artigen klinischen Bild verlaufen. Hierbei kann es auch zu einer Begleit-Hepatitis (Leberentzündung) kommen.
Therapeutisch steht die Fiebersenkung durch Antipyretika (fiebersenkende Mittel) im Vordergrund. Unter Umständen kann auch eine antikonvulsive Therapie (Therapie gegen Schüttelkrämpfe) erforderlich sein.
Wie bei den anderen Herpesviren persistiert das Virus nach der Primärinfektion und kann gelegentlich reaktiviert werden. Bei diesen endogenen Reaktivierungen, die bei Immunkompetenten in aller Regel asymptomatisch (ohne Symptome) verlaufen, findet sich das Virus dann im Speichel und kann somit auf empfängliche Kinder übertragen werden und eine Infektion auslösen.
Nach einer durchgemachte Primärinfektion resultiert bei immunkompetenten Menschen (Menschen mit einer intakten Immunabwehr) eine lebenslange Immunität.
Bei bestehenden angeborenen oder erworbenen Immundefekterkrankungen kann die primäre oder reaktivierte HHV-6-Infektion zum Teil schwere Kompikationen, wie eine Pneumonie (Lungenentzündung), Hepatitis (Leberentzündung), Knochenmarkssuppression, Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder eine Retinitis (Entzündung der Netzhaut) auslösen.
Hier kann oftmals eine Therapie mit antiviralen Substanzen wie Ganciclovir oder Foscarnet indiziert sein. Eine Assoziation der HHV-6Infektion mit dem Chronischen Müdigkeitssyndrom, die in den letzten Jahren wiederholt postuliert wurde, ließ sich bisher weder eindeutig belegen noch sicher ausschließen.
Aufgrund der multifaktoriellen immunologischen Genese des Chronischen Müdigkeitssyndroms dürfte der monokausale Ansatz mit HHV-6 wohl nicht zu erklären sein.
Die Diagnostik der HHV-6-Infektion erfolgt einerseits serologisch durch den Nachweis spezifischer Antikörper der IgM- und IgG-Klasse sowie andererseits durch den Nachweis genomischer viraler DNA durch Nukleinsäureamplifikationstests. Alternativ dazu ist auch die Virusisolierung einfach durchzuführen. Aufgrund des ubiquitären Vorkommens von HHV-6 bedürfen erkrankte Kinder keiner Isolierung.
Eine Meldepflicht besteht für die HHV-6-Infektion nicht.
Letzte Aktualisierung am 03.02.2023.