Wenn eine Stimmlippenlähmung (Stimmbandlähmung) auf beiden Seiten auftritt, kommt es zu einer erheblichen Behniderung der Atmung, da sich die Stimmlippen nicht mehr genügend auseinanderbewegen können. Eine Operation kann notwendig sein, um eine ausreichende Atmung zu gewährleisten.
Die Stimmlippen (auch Stimmbänder genannt, wobei diese nur einen Teil der Stimmlippen ausmachen) befinden sich im Kehlkopf zwischen den Stellknorpeln und dem mittleren Anteil des Schildknorpels. Sind die Stimmlippen geöffnet, ist ein größerer Luftstrom zur Atmung möglich. Sind die Stimmlippen verschlossen, so kann keine Luft mehr hindurchströmen, was z. B. zum Druckaufbau beim Husten genutzt werden kann. Bei einer engen Öffnung der Stimmlippen ist die Erzeugung der Stimme möglich, da die Stimmlippen zum Vibrieren gebracht werden können.
Eine Lähmung der Stimmlippen wird in aller Regel durch eine Beschädigung des so genannten Nervus recurrens (Nervus laryngeus inferior) bedingt (Recurrensparese). Häufige Ursache für die Recurrensparese ist eine vorangegangene Operation, insbesondere an der Schilddrüse, bei der der Nerv verletzt oder durchtrennt wurde. Ebenfalls können Lungenkrebs (Bronchialkarzinom) oder andere bösartige Tumore im Hals- und Brustbereich einen Abschnitt des Nervs so zerstören, dass die Stimmbänder gelähmt sind. Auch kann eine Aussackung der Hauptschlagader (Aortenaneurysma) zu einer Schädigung des Nervs führen. Bisweilen bestehen auch entzündliche Ursachen für die Lähmung, oder es wird keine Ursache gefunden.
Bei einer einseitigen Stimmlippenlähmung besteht meist nur eine geringe Heiserkeit, erst bei körperlicher Anstrengung kommt es zu Atemproblemen. Bei beidseitiger Stimmlippenlähmung ist die Stimmritze geschlossen, und es kommt zur Atemnot auch ohne Belastung. Die Stimme ist dabei jedoch meist vorhanden. Beim Einatmen kann in der Regel ein charakteristisches Geräusch gehört werden. Belastung und Erkrankungen, z. B. Erkältungskrankheiten, können dazu führen, dass sich die Atemnot verstärkt.
Es erfolgt eine Befragung des Patienten (Anamnese). Daraufhin wird eine körperliche Untersuchung durch den Arzt vorgenommen. Ebenfalls erfolgt eine HNO-Untersuchung mit Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie). Eine Lungenfunktionsuntersuchung kann die Atemeinschränkung gemessen werden. Darüber hinaus ist eine Blutuntersuchung erforderlich. Mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschall, Röntgen und Computertomographie können z. B. Tumore oft dargestellt werden, die für die Stimmbandlähmung ursächlich sein können.
Eine Veränderung direkt an den Stimmlippen muss von der Lähmung abgegrenzt werden, z. B. eine Schädigung durch eine Intubation oder ein Tumorbefall.
Bei einseitiger Stimmbandlähmung kann in der Regel abgewartet werden. Nicht selten ergibt sich wieder eine Besserung, insbesondere bei einem speziellen Stimmbandtraining.
Auch bei beidseitiger Lähmung kann eine medikamentöse Therapie mit durchblutungsfördernden Mitteln und mit Cortison sinnvoll sein.
Damit die Stimmritze erweitert und die Atemfunktion wieder normalisiert wird, kann gegebenenfalls eine Stimmlippe nach außen gezogen (Laterofixation) oder entfernt werden (Chordektomie).
Die Operation erfolgt in Vollnarkose.
Bisweilen muss im Rahmen der Operation ein Luftröhrenschnitt durchgeführt werden mit der Anlage eines Atemrohres. Die Öffnung kann dann meist nach wenigen Wochen wieder verschlossen werden.
Unerwartete Befunde oder Komplikationen können es darüber hinaus manchmal erforderlich machen, eine Erweiterung oder Abänderung der Operationsmethode vorzunehmen.
Organe und Strukturen in der Nähe des Operationsgebietes können bei dem Eingriff beschädigt werden. Dies kann unter anderem Zähne, Mund-, Rachen- und Kehlkopfschleimhaut betreffen. Vielfach verschwindet eine Beeinträchtigung der Schleimhaut wieder von selbst. Bei einer Durchstoßung der Atemwege ist eine Luftansammlung im Halsgewebe möglich. Es kann zu Blutungen, Nachblutungen und Blutergüssen kommen. Durch Verletzung verschiedener Nerven im Bereich der Operation kann es zu Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen oder weiteren Ausfällen an verschiedenen Stellen kommen, was vorübergehend, aber manchmal auch dauerhaft bestehen kann. Es können sich Wundheilungsstörungen und Narben ausbilden, was zu schwerwiegenden Atem- oder Schluckproblemen führen kann. Es kann eine Infektion, Entzündung beziehungsweise ein Abszess (abgekapselte eitrige Entzündung) entstehen. Allergische Reaktionen können des Weiteren in verschiedener Ausprägung vorkommen. Durch eine liegende Atemkanüle kann es bei Druckeinwirkung zu Geschwüren kommen, und Sprechen ist während der Zeit nur mit besonderen Methoden möglich.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Ob die Operation erfolgreich verlaufen ist, kann endgültig erst nach Wochen festgestellt werden. Meist kann eine genügend weite Öffnung zwischen den Stimmlippen hergestellt werden. Je größer die Lücke ist, desto schlechter ist jedoch die Stimmfunktion, so dass es praktisch immer zu einer heiseren, schwächeren Stimme kommt. Bisweilen kann sich der Spalt wieder zusetzen und eine neuerliche Operation notwendig werden.
Je nach Ursache kann sich die Funktion des Rekurrens-Nervs langsam auch wieder erholen, so dass es manchmal ohne OP zu einer spontanen Besserung der Stimmlippenöffnung kommt.
Gegebenenfalls müssen Medikamente, die die Blutgerinnung herabsetzen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, abgesetzt werden. Dies wird mit dem behandelnden Arzt besprochen.
Der Patient sollte für einige Wochen keine starken körperlichen Belastungen vornehmen.
Eine eventuell längerfristig bestehende Luftröhrenöffnung am Hals bedeutet eine für den Patienten neue Situation, auf die besonders geachtet werden muss. Die Öffnung sollte freigehalten werden und beispielsweise mit einem dünnen Tuch vor dem Eindringen von Fremdkörpern bewahrt werden. Gebildeter Schleim muss immer wieder herausgesaugt werden. Zur Unterstützung sollte häufig inhaliert werden, und geeignete Mittel sollten auf die Schleimhaut aufgetragen werden. Während des Duschens oder Badens sollte unbedingt verhindert werden, dass Wasser in die Atemöffnung eindringt. Schwimmen kann der Patient lediglich mit besonderen unterstützenden Hilfsmitteln.
Zeigen sich Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hindeuten, so sollte umgehend der Arzt konsultiert werden.
Letzte Aktualisierung am 16.11.2023.