Die Zahl der Diäten scheint nahezu unbegrenzt zu sein und es werden täglich mehr. Kein Wunder, hat doch laut Statistischen Bundesamt fast jeder Zweite in Deutschland Übergewicht. Welche Diät für wen sinnvoll ist, lässt sich über die Wirkung der Diät erschließen.
Die Kartoffel-Diät, bei der die Gewichtsreduzierung durch den fast ausschließlichen Verzehr von Kartoffelspeisen erzielt wird, gehört zur Gruppe der Kohlenhydrat-Diäten. Sie setzt dabei im Unterschied zur bekannten Atkins-Diät, auf einen hohen Anteil an Kohlenhydraten und einen niedrigen Fettanteil in der täglichen Ernährung. Die Kartoffel eignet sich zum einen durch ihren hohen Kohlenhydratanteil, zum anderen enthält sie viele wichtige Inhaltsstoffe wie Vitamine (B1, B2, C, A), Mineralstoffe und Spurenelemente. Für die Diätwirkung entscheidend ist allerdings die hohe Kaliumkonzentration.
Kalium erhöht die Tätigkeit der Nieren und fördert so die Entschlackung und Entwässerung. Zudem ist Kalium der natürliche Gegenspieler zu Natrium im Zellstoffwechsel des Körpers. Natrium bindet dabei Wasser in den Zellen. Eine erhöhte Kaliumkonzentration setzt an Natrium gebundenes Wasser wieder frei und es kann über die Nieren ausgeschieden werden.
Bei der Zubereitung der Kartoffelspeisen sollte möglichst auf die Verwendung von Kochsalz (NaCl) verzichtet werden, da der hohe Natriumanteil im Salz die Wirkung des Kaliums zum Teil aufhebt.
Kohlenhydrate sättigen sehr schnell und sind zudem sehr schmackhaft. Sind bei der gewählten Form der Kartoffel-Diät auch andere Kohlenhydratträger wie Salate, Obst und Vollkornprodukte erlaubt, ist die Diät auch längerfristig gesund und leicht umzusetzen. Ein Ernährungstagebuch ist ebenso wie das Zählen von Kalorien nicht erforderlich. Dem Körper wird kein überschüssiges Fett zugeführt. Die empfohlene Tagesmenge von etwa 600 Gramm Kartoffeln hat dabei ungefähr 420 Kalorien. Die einzelnen Mahlzeiten sind schnell und unkompliziert hergestellt. Das allgemeine Wohlbefinden wird in der Regel nicht vermindert und bewegungsintensive Tätigkeiten müssen nicht eingeschränkt werden.
Die strenge Kartoffel-Diät, bei der nur Kartoffeln als Kohlenhydratlieferanten erlaubt sind, wird schnell eintönig. Die Geschmacksvarianten der Kartoffelgerichte sind begrenzt und führen schnell zu einer Abnahme der Motivation. Darüber hinaus ist der Anteil an fettlöslichen Vitaminen und lebenswichtigen Fettsäuren für eine längerfristige Diät nicht ausreichend. Für körperlich aktive oder gestresste Diätwillige ist die restriktive Form der Kartoffeldiät nur unter ärztlicher Aufsicht zu empfehlen.
Der mit der Diät einhergehende Wasserverlust muss permanent ausgeglichen werden. Geschieht dies nicht, droht eine Dehydratation.
Für die restriktive Form der Kartoffel-Diät, bei der ausschließlich Kartoffeln erlaubt sind, kann keine Empfehlung ausgesprochen werden. Sie ist wie alle Monodiäten nicht für einen längeren Zeitraum geeignet, bietet sich allenfalls in Zusammenhang mit einer Mischdiät als Tagesdiät an. Wer seinen Alltag aktiv bestreitet und Sport treibt, der benötigt mehr als die Inhaltsstoffe, die die Kartoffel bietet.
Zusammen mit anderen Kohlenhydratträgern wie Vollkornprodukte, Nudeln, Reis und Obst, kann sie auch längerfristig durchgeführt werden.
Der Erfolg stellt sich meist schnell ein, denn der Wasserverlust führt schon kurzfristig zu einer messbaren Reduzierung des Gewichts. Die eigentliche Ursache des Übergewichts wird davon aber nicht berührt. Die Fettzellen, die sich aus überschüssigem Fett in der Nahrung gebildet haben, werden weder in ihrer Größe noch in ihrer Anzahl reduziert. Langfristige Effekte sind so nicht zu erwarten. In dem Moment, in der die Diät abgesetzt wird, normalisiert sich auch das Verhältnis von Natrium und Kalium im Körper und das Natrium kann wieder mehr Wasser speichern. Der bei der Diät erzielte Gewichtsverlust wird langsam wieder zurückgeführt. Es kommt zum Jojo-Effekt.
Langfristig ist der Erfolg der Diät auch durch eine fehlende Verhaltensänderung gefährdet. Die Ursachen für das Übergewicht, die ja den Grund für die Diät darstellen, werden nicht positiv beeinflusst. Wichtiger als eine kurz- oder mittelfristige Gewichtsreduzierung wäre eine überdauernde Verhaltensänderung in Richtung ausgewogener, fettarmer Ernährung in Zusammenhang mit ausreichender Bewegung.
Letzte Aktualisierung am 21.04.2023.