Eine Erfrierung ist eine örtliche Schädigung von Gewebe, nachdem dort Kälte einwirken konnte. Die Kälte führt zu Beschwerden, die wieder weggehen können, aber in schweren Fällen kommt es zu einem dauerhaften Defekt des Gewebes. Bei einer Erfrierung können oberflächliche Hautschichten oder tiefe Gewebeschichten mit betroffen sein. Die Auswirkungen der Kälte lassen sich in drei Schweregrade einteilen. Beim Grad I kommt es nur zur Rötung und zu Schmerzen, beim Grad II auch zu Blasen auf der Haut und beim Grad III geht Gewebe zugrunde (Nekrose, Gangrän).
Einige Körperbereiche, die herausragen und nur schlecht gegen Kälte geschützt werden können, sind speziell anfällig für eine Erfrierung wie beispielsweise Ohren, Nase oder Wangen, Hände oder Füße. Wind und Nässe begünstigen eine Erfrierung zusätzlich zu einer niedrigen Temperatur. Eine Rolle spielt auch die körperliche Verfassung des Betroffenen.
Die Erfrierung entsteht aufgrund einer Einwirkung von Kälte auf den Körper. Ist es an Körperbereichen zu lange zu kalt, dann wird das Gewebe in Mitleidenschaft gezogen.
Eine Erfrierung kann bei sehr kaltem Wetter oder einer kalten Umgebung geschehen. Manchmal ist die Ursache eine Berührung mit einem stark unterkühlten Gegenstand oder einer Substanz wie Trockeneis oder Flüssiggas. Die Gefahr einer Erfrierung steigt, je niedriger die Temperatur ist und je länger die Kälte besteht. Erfolgt die Kälteschädigung plötzlich, so ist auch von einer Kälteverbrennung die Rede. Bei Erfrierungen kommt es auch darauf an, ob es an dem Körperteil nass war (Nässe an der Oberfläche entzieht dem Körper Wärme). Wind führt ebenfalls zu einer verstärkten Auskühlung.
Der Grund ist oft eine nicht ausreichende Bekleidung bei niedrigen Temperaturen, insbesondere wenn sie unter null Grad Celsius liegen. Aus dem Körper hervorstehende Körperteile wie die Gliedmaßen (Hände und Füße, speziell Finger und Zehen), Nase und Ohren sind besonders oft betroffen. Eine geringe Durchblutung bestimmter Organe wie etwa in den Ohren spielt ebenfalls eine Rolle, dass es zu den Folgen einer Erfrierung kommt. Zu eng getragene Bekleidung kann auf Blutgefäße drücken und die Versorgung eines Körperteils zusätzlich verschlechtern.
Personengruppen, die unter anderem gefährdet sind, sind Wintersportler, Bergsteiger sowie Obdachlose und Kriegsteilnehmer. Eine Rolle spielt auch der körperliche Zustand inklusive Müdigkeit und Erschöpfung. Alkohol begünstigt Erfrierungen ebenfalls, da sich die Gefäße unter der Haut erweitern und dadurch mehr Wärme abgegeben wird und zudem das Kälteempfinden herabgesetzt wird. Patienten mit Durchblutungsstörungen, übermüdete, entkräftete oder hungrige Personen sowie Kinder sind eher gefährdet, weil sie oft eine starke Kälte nicht so gut bemerken wie andere Menschen.
Durch eine zu lange Kälteeinwirkung kann sich sogar Eis in den Zellen bilden und diese zerstören. Blutzellen klumpen zusammen. Blutgefäße können verstopft werden, so dass das Gewebe unterversorgt wird und es zu einem Absterben (Nekrose) kommt. Ist der menschliche Körper insgesamt zu kühl, dann ziehen sich die Blutgefäße in den äußeren Bereichen zusammen, so dass die Versorgung der lebenswichtigen Organe bestehen bleibt. Das vermindert aber wiederum den Blutfluss in die äußeren Körperteile, so dass Erfrierungserscheinungen begünstigt werden.
Symptome und Folgen hängen davon ab, wie massiv das Gewebe durch die niedrige Temperatur beeinträchtigt wird. Typisch ist es, dass hervorstehende Teile des Körpers beeinträchtigt sind, wie Nase, Ohren, Finger, Zehen. Prinzipiell können Erfrierungserscheinungen aber überall am Körper vorkommen. Die Erfrierung wird in drei Schweregrade unterteilt.
Eine Erfrierung vom Grad I führt nur zu vorübergehenden Beschwerden und nicht zu dauerhaften Schäden. Im Wesentlichen ist die Oberhaut betroffen. Die Blutgefäße am betroffenen Körperteil verengen sich und es kommt zu blasser Haut. Die Haut in dem Bereich fühlt sich für den Betroffenen oft auch taub an. Der Betroffene verspürt Schmerzen. Wird der Körper wieder auf eine normale Temperatur gebracht, dann kommt es zu einer Rötung mit Juckreiz. Nach einiger Zeit bestehen keine Symptome mehr.
Die Erfrierung vom Grad II geht tiefer als diejenige ersten Grades, und zwar bis in die Lederhaut, die sich unter der Oberhaut befindet. An der Hautstelle können sich Blasen bilden. Mitunter kommt es anfangs noch nicht, aber noch einige Stunden nach dem Kälteereignis zu den Blasen. In den Erfrierungsblasen kann sich eine durchsichtige Flüssigkeit oder manchmal Blut befinden. Eine verletzte Haut kann entstehen. Zudem können Frostbeulen entstehen, das sind schmerzhafte Schwellungen von blassvioletter Farbe. Auch bei der zweitgradigen Erfrierung heilt der Befund komplett und es bilden sich keine Narben.
Eine Erfrierung vom Grad III betrifft auch sehr tiefe Schichten des Körperteils, auch können unwiederbringliche Schäden an den Gefäßen eintreten. Es kommt zu einem Absterben von Gewebe (Nekrose) in einer speziellen Weise, die als Gangrän bezeichnet wird. Die Gangrän zeigt sich als verhärtete, bläulich-schwarze Stellen, in denen der Patient kein Gefühl mehr hat. Über dem Befund liegt oft Schorf. Das Gewebe der betroffenen Bereiche erholt sich nicht wieder. Bei der drittgradigen Erfrierung ist eine Amputation oftmals unumgänglich. Äußerst gefährlich kann eine Infektion mit Streuung von Bakterien (Sepsis) aus dem abgestorbenen Gewebe (Gangrän) sein.
Manchmal wird eine Erfrierung vom Grad IV noch unterschieden, dabei handelt es sich um eine richtiggehende Vereisung des Gewebes, das dann komplett zugrunde geht.
Meist ist bekannt, dass es sich um eine Erfrierung handelt, weil der Körperteil beziehungsweise der Betroffene sich in großer Kälte befand. In einer Anamnese (Patientenbefragung) erfährt der Arzt mehr zum Hergang und zu den Beschwerden. Der Arzt beurteilt das Gewebe hauptsächlich durch den Anblick.
Bei einer Erfrierung dritten Grades ist eine abschließende Beurteilung der Schwere oft erst nach Wochen möglich.
Anfangs muss der betroffene Körperteil so bald wie möglich wieder aufgewärmt werden. Hierbei ist besondere Vorsicht geboten und die Erwärmung muss nach und nach und behutsam geschehen. Verwendetes Wasser darf nicht zu warm sein, sondern je nach bestehender Temperatur des Gewebes sollte es teilweise sogar kühl sein. Ansonsten sind leicht Verbrühungen möglich. Zu bedenken ist, dass schon mäßig warmes Wasser an einer erfrorenen Stelle im Vergleich so viel heißer ist wie kochendes Wasser zu normaler Körpertemperatur. Daher werden stark abgekühlte Bereiche mit Wasser oder Umschlägen behandelt, die einigermaßen kalt sind. Wunde Stellen sollten allerdings möglichst trocken gelassen werden. Erst im Laufe der Behandlung wird die Wassertemperatur sehr langsam erhöht. Es wird versucht, den Blutfluss wieder zu gewährleisten. Meist kommt es beim Aufwärmen zu Schmerzen, da das Blut langsam wieder in die betroffene Stelle hineinfließt.
Der Patient sollte allgemein aufgewärmt werden, etwa mittels warmer Getränke. Vor allem ist das bei einer Unterkühlung notwendig, da sonst die Temperatur an der erfrorenen Stelle nicht gut wieder erhöht werden kann. Des Weiteren muss der Patient mit genügend Flüssigkeit versorgt werden.
Infusionen und Medikamente (z. B. Gerinnungshemmer oder gefäßerweiternde Mittel) können zum Einsatz kommen, um den Blutfluss in Gang zu bringen. Zusätzlich können Schmerzmedikamente verabreicht werden, wenn der Patient über entsprechend starke Schmerzen klagt. Hochgradige Erfrierungen erfordern oft den Einsatz von Antibiotika, um Infektionen zu verhindern.
Unterlassen werden sollten Massagen. Diese können dazu führen, dass sich Blutverklumpungen (Thromben) lösen und an anderer Stelle einen Gefäßverschluss (Embolie) bedingen. Die Embolie kann eine lebensbedrohliche Komplikation sein. Das Reiben mit Schnee oder Textilien kann ebenfalls schädlich sein. Auch sollten Blasen nicht vom Laien eröffnet werden, da sich leicht Infektionen ergeben können. Der Arzt kann aber eine Blase steril anstechen und die Flüssigkeit herausziehen.
Erfrierungen, die mehr als zehn Prozent der Hautoberfläche beinhalten, sollten in jedem Fall in der Klinik behandelt werden. Hochgradige Erfrierungen (Grad III) erfordern oftmals ein chirurgisches Vorgehen. Die Operation kann oftmals erst nach Tagen bis Wochen erfolgen, damit sich unversehrtes und totes Gewebe gut voneinander unterscheiden lassen. Dann kann das tote Gewebe herausgeschnitten werden oder in ausgedehnten Fällen eine Amputation durchgeführt werden.
In vielen Fällen ist eine Erfrierung leicht- oder mittelgradig und hat damit eine günstige Prognose. Schmerzen deuten eher darauf hin, dass nur oberflächlich eine Erfrierung geschehen ist und nicht tief im Gewebe. Eine Erfrierung dritten Grades nach längerer oder sehr starker Kälteeinwirkung kann hingegen zu schweren bleibenden Schäden führen. Eine Amputation kann notwendig sein. Auch nach überstandener Erfrierung können die Bereiche eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Kälte aufweisen.
aktualisiert am 06.02.2023