Die eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA) wird auch Churg-Strauss-Syndrom genannt. Bei der sehr seltenen Erkrankung kommt es zu einer Entzündung kleiner und mittlerer Blutgefäße. Sie zählt somit zu der Gruppe der Vaskulitiden (Gefäßentzündungen). Zu Beginn der Erkrankung sind besonders die Lunge und die Atemwege betroffen. Es kommt zu allergischen Symptomen und Asthma. Im weiteren Verlauf können auch verschiedenste andere Organe im Körper beteiligt sein.
Info: Das Churg-Strauss-Syndrom wird seit 2012 offiziell als eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis bezeichnet. Ursprünglich wurde es nach den beiden amerikanischen Pathologen Jakob Churg und Lotte Strauss benannt, die die Krankheit 1951 zum ersten Mal beschrieben. Die heutige Bezeichnung beschreibt die krankhaften Vorgänge im Körper von Betroffenen. Ein weiterer Fachbegriff für die Erkrankung lautet allergische Granulomatose mit Polyangiitis.
Die Ursache der eosinophilen Granulomatose mit Polyangiitis (Churg-Strauss-Syndrom) ist nicht geklärt. Das Risiko, daran zu erkranken, scheint durch bestimmte genetische Faktoren sowie bei Asthma erhöht zu sein.
Auslöser ist vermutlich eine unkontrollierte Überreaktion des eigenen Immunsystems, eine Autoimmunreaktion. Das bedeutet, das Abwehrsystem produziert Antikörper, die gegen körpereigene Strukturen gerichtet sind. Im Falle des Churg-Strauss-Syndroms handelt es sich um Antikörper, die als ANCA (anti-neutrophile cytoplasmatische Antikörper) bezeichnet werden. ANCA führen durch die Autoimmunreaktion zu Entzündungen von kleineren bis mittleren Blutgefäßen. Dies sind Arterien, Arteriolen (feine Arterien), Kapillaren, Venolen (feine Venen) und Venen.
Zu Anfang der Erkrankung kommt es zu allergischen Symptomen. Diese Phase kann mehrere Jahre andauern. Unter anderem kann es zu folgenden Krankheitsbildern kommen:
Im weiteren Verlauf der eosinophilen Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA) kommt es zu einem deutlichen Anstieg bestimmter Zellen, der eosinophilen Granulozyten, im Blut. Die eosinophilen Granulozyten sind weiße Blutkörperchen, die wichtig bei der Immunantwort des Körpers im Rahmen von allergischen Reaktionen, Asthma oder Infektionen mit Parasiten sind. Bei der EGPA steigt die Konzentration der eosinophilen Granulozyten unkontrolliert an. Folge ist eine starke Entzündungsreaktion, die sich zunächst in den Blutgefäßen abspielt. Außerdem können allgemeine Symptome auftreten, zum Beispiel:
Die Entzündungsreaktion der kleinen Blutgefäße tritt in zahlreichen Organen und Geweben auf und führt dort zu Funktionsstörungen. Oft sind die folgenden Organe betroffen:
Im Patientengespräch und anhand der Krankengeschichte versucht der Arzt näher einzugrenzen, welche Ursache für die Beschwerden vorliegen könnte. Fast immer gibt es Hinweise auf eine allergische Erkrankung. In der körperlichen Untersuchung können unter anderem Hautveränderungen erkannt und einer Gefäßentzündung zugeordnet werden.
In der Blutuntersuchung zeigen sich folgende Auffälligkeiten:
Eine mikroskopische Untersuchungeiner Gewebeprobe ist der sicherste Nachweis zur Diagnosestellung. Aus einem der erkrankten Organe (zum Beispiel aus der Lunge) wird eine Gewebeprobe entnommen (Biopsie). Im Labor wird diese auf das Vorliegen einer eosinophilen Vaskulitis (Gefäßentzündung) untersucht.
Um das Ausmaß der Erkrankung und weitere Organbeteiligungen festzustellen, folgen weitere diagnostische Verfahren. Zum Einsatz kommen beispielsweise Elektrokardiogramm (EKG), Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT) zur Untersuchung des Herzens. Röntgenaufnahmen des Brustkorbs und ein Lungenfunktionstest werden bei Mitbeteiligung der Lunge durchgeführt.
Folgende Erkrankungen können zu ähnlichen Erscheinungen wie das Churg-Strauss-Syndrom führen und sind als mögliche Diagnosen auszuschließen:
Das Churg-Strauss-Syndrom (EGPA) ist nicht heilbar. Ziel der Therapie ist es, die Symptome zu lindern, Blutwerte zu normalisieren und ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Zum Einsatz kommen Medikamente, die eine überschießende Immunreaktion unterbinden.
Wichtige Wirkstoffe sind:
Bei erfolgreicher Therapie verbessern sich die Symptome und normalisieren sich die Blutwerte meist nach drei bis sechs Monaten. Dann wird die Dosis der Medikamente schrittweise angepasst. Es folgen regelmäßige Kontrolluntersuchungen, um die Therapie auf den individuellen Verlauf einzustellen und eine möglichst niedrige Dosis zu erreichen. Außerdem haben die eingesetzten Medikamente teilweise selbst schwere Nebenwirkungen. Daher ist eine sorgfältige Überwachung wichtig.
Die Prognose hängt davon ab, ob die Erkrankung richtig therapiert wird. Ohne Behandlung sinken Lebenserwartung und Lebensqualität. Wird die eosinophile Granulomatose mit Polyangiiitis (Churg-Strauss-Syndrom) rechtzeitig erkannt und erfolgreich von entsprechenden Spezialisten behandelt, kann eine normale Lebenserwartung erreicht werden. In den meisten Fällen lassen sich die Symptome erfolgreich bessern. Die Prognose ist auch abhängig davon, wie weit die Erkrankung schon fortgeschritten ist. Trotz Behandlung können Schäden im Nervensystem zurückbleiben. Außerdem kann es zu Todesfällen kommen, meist durch die Herzbeteiligung. Weitere Ursachen für einen möglichen tödlichen Verlauf sind Schlaganfälle und Hirnblutungen.
Auch wenn die EGPA durch die Behandlung gut kontrolliert werden kann, besteht das Risiko von Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen oder Herzinfarkt. Auch die eingesetzten Medikamente können zu Folgeerkrankungen führen, beispielsweise Diabetes mellitus, Übergewicht, Osteoporose, Unfruchtbarkeit. Sie können auch die Infektanfälligkeit erhöhen. Daher sind regelmäßige Kontrollen mit körperlicher Untersuchung und Laboruntersuchungen wichtig, um Komplikationen vorzubeugen.
Eine Vorbeugung ist bei der EGPA nicht möglich, da nicht bekannt ist, wie die Erkrankung genau entsteht.
aktualisiert am 17.08.2023