Bei der Enzymtherapie wird durch Enzyme, also Eiweißstoffe, die Stoffwechselvorgänge beeinflussen, eine therapeutische und vorbeugende Wirkung auf verschiedene Krankheiten ausgeübt.
Bereits in frühen Indio-Kulturen in Mittel- und Südamerika wurden Enzyme zu therapeutischen Zwecken eingenommen, und zwar durch das Verzehren von Früchten, die bestimmte wirksame Enzyme enthalten. Um 1930 entdeckte man Enzymwirkungen auf Krebszellen. Vor allem seit den 1960er Jahren wurden verschiedene Formen der Enzymtherapie weiterentwickelt, nachdem bei der Therapie von Blutgerinnseln Erfolge mit dem Enzym Streptokinase erzielt wurden. Die Enzymtherapie kann als ein Teilbereich der orthomolekularen Medizin bezeichnet werden, bei der eine Verabreichung von lebensnotwendigen Substanzen erfolgt. In der Schulmedizin ist eine gängige Enzymtherapie die Gabe als Ersatz von bestimmten Enzymen, die im Magen-Darm-Trakt unzureichend vorhanden sind. Diese Enzymsubstitutionstherapie muss von der systemischen Enzymtherapie bei der Alternativmedizin unterschieden werden.
Als sogenannte Biokatalysatoren steuern Enzyme wichtige chemische Reaktionen im Organismus. Enzyme werden von Lebewesen gebildet und werden in sechs Substanzklassen eingeteilt, die sich in ihrem Wirkungsbereich unterscheiden. Die meisten Enzyme, die in der Enzymtherapie zum Einsatz kommen, sind dabei in die Gruppe der Hydrolasen eingeordnet. Bei diesen Hydrolasen nimmt man eine weitere Unterteilung vor, und zwar in Proteasen, Amylasen und Lipasen, die jeweils für die Verwertung von Eiweiß, Kohlenhydraten beziehungsweise Fetten wichtig sind.
Diese abbauende Wirkung vieler Enzyme macht man sich bei der Enzymtherapie zunutze, indem krank machende Substanzen verschiedener Art gespalten und somit zerstört werden können. Bei der systemischen Enzymtherapie werden in der Regel Enzympräparate eingenommen, die über den Darm in das Körperinnere aufgenommen werden. Es gibt aber auch Präparate zur Anwendung über die Haut, den After oder als Injektion in die Vene.
Zu den häufig verwendeten Enzymen gehören pflanzliche Enzyme wie Bromelain und Papain und tierische Enzyme, die meist aus der Bauchspeicheldrüse gewonnen werden, wie Trypsin, Chymotrypsin, Pankreatin oder die oben genannten Hydrolasen. Bei einer Enzymtherapie können je nach Einsatzbereich Einzelenzyme oder Kombinationspräparate gegeben werden.
Durch die Enzymtherapie sollen die Selbstheilungskräfte des Menschen aktiviert werden. Viele Enzyme, die bei der Enzymtherapie zum Einsatz kommen, wirken über eine Stimulierung und Unterstützung des Immunsystems. Andere Enzymtherapien bewirken bei Krebserkrankungen einen Rückgang oder Stillstand des Tumorwachstums und die Verminderung der Absiedlung von Tochtergeschwülsten. Daher wird die Enzymtherapie als unterstützende Maßnahme zur Chemotherapie, Bestrahlung und Chirurgie bei Tumorerkrankungen angewendet. Eine Enzymtherapie wird ebenso vorgenommen bei Krankheiten wie Entzündungen, Infektionen, Autoimmunerkrankungen (Krankheiten, die durch die Schädigung von Gewebe durch das körpereigene Abwehrsystem hervorgerufen werden) oder Blutgefäßkrankheiten. Als Nebenwirkungen einer Enzymtherapie können sich Probleme wie beispielsweise Magen-Darm-Beschwerden ergeben.
Schwere Blutgerinnungsstörungen sowie Leber- und Nierenschäden sprechen gegen die Anwendung einer Enzymtherapie. Auch bei Vorliegen einer Schwangerschaft wird von einer Enzymtherapie abgeraten.
Letzte Aktualisierung am 23.07.2008.