Unter der Verabreichung von Antibiotika kann es zur Ausbildung einer Enterokolitis (Schleimhautentzündung von Dünn- und Dickdarm) kommen. Diese antibiotikaassoziierte Enterokolitis und deren schwerste Form, die pseudomembranöse Kolitis, wird in der Regel durch Clostridium (C.) difficile verursacht. In seltenen Fällen wurde auch C. perfringens als Verursacher nachgewiesen.
C. difficile ist ein grampositives, sporenbildendes anaerobes Stäbchenbakterium. Der Erreger findet sich bei gesunden Kindern sowie Erwachsenen regelmäßig im Stuhl. So lässt sich C. difficile bei etwa 30 bis 60 Prozent der Säuglinge im Stuhl nachweisen, während bei älteren Kindern nur etwa 1 bis 10 Prozent mit dem Keim kolonisiert sind.
Als Ansteckungswege kommen zum einen die endogene Infektion, d. h. die vom Patienten ausgehende Infektion, vor und zum anderen die exogene Infektion, bei der der Erreger durch eine Schmierinfektion übertragen wird.
Das Risiko an einer C. difficile-assoziierten Kolitis unter einer Antibiotikatherapie zu erkranken, ist bei Patienten mit gastrointestinalen Grunderkrankungen (Grunderkrankungen des Magen-Darm-Trakts) generell höher.
Zu den Antibiotika, bei denen Fälle mit pseudomembranöser Kolitis beobachtet wurden, gehören Clindamycin, Penicilline, Cephalosporine, Aminoglykoside und Chinolone. Auch findet sich diese Komplikation gehäuft auch bei Patienten unter einer Zytostatikatherapie (Substanzen, die das Zellwachstum oder die Zellteilung hemmen), insbesondere dann, wenn die Darmmukosa durch die Substanz geschädigt wurde, wie dies bei Methotrexat, Anthrazyklinen und Cytosin-Arabinosid der Fall ist.
Die abdominellen Beschwerden (Beschwerden den Magen-Darm-Trakts) treten meist 2 bis 10 Tage nach der Antibiotikatherapie auf. Das klinische Spektrum reicht dabei von einer leichter Diarrhoe (Durchfall), einer Kolitis (Darmentzündung) mit unterschiedlich stark ausgeprägter Entzündungsaktivität bis hin zur pseudomembranösen Kolitis.
Die Durchfälle sind breiig bis wässrig, teils auch blutig, und begleitet mit abdominellen Krämpfen (Bauchkrämpfe). Als Komplikationen können ein toxisches Megakolon, eine Darmperforation (Durchbruch des Darms) bis hin zur Sepsis (Blutvergiftung) auftreten. Auch mit einer Elektrolytentgleisung oder Hypoproteinämie muss gerechnet werden.
Ohne Behandlung können die Beschwerden über mehrere Tage bis Wochen andauern. Die Diagnose einer antibiotikaassoziierten Enterokolitis wird zunächst durch die Antibiotikaanamnese gestellt. Im Stuhl des Patienten lässt sich C. difficile Toxin nachweisen. Hierfür stehen Schnelltests zur Verfügung, die innerhalb weniger Minuten eine verlässliche Diagnose erlauben. Eine Anzüchtung von C. difficile aus dem Stuhl ist möglich, spielt aber in der Regel für die Diagnose keine wesentliche Rolle.
Die Therapie basiert zunächst auf der Ab- bzw. Umsetzung des Antibiotikums. Bei schwereren Verläufen, die symptomatisch durch Korrekturen des Wasser- und Elektrolythaushalts nicht beherrschbar sind, bedarf es der oralen Verabreichung von Vancomycin oder Metronidazol über etwa 14 Tage. Rezidive (Rückfälle) sind allerdings trotz zunächst erfolgreicher Therapie mit Metronidazol oder Vancomycin möglich. Bei infizierten Patienten muss auf die Einhaltung von enterischen Hygienemaßnahmen geachtet werden, um eine Übertragung auf andere Patienten durch Schmierinfektion zu vermeiden.
Wenn Antibiotika nicht wirken, dann kann inzwischen eine Stuhltransplanation mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer Heilung führen.
Eine Meldepflicht besteht für die pseudomembranöse Kolitis nach den Infektionsschutzgesetz nicht.
Letzte Aktualisierung am 06.11.2020.