Die Proktitis (Enddarmentzündung) bezeichnet eine Entzündung des letzten Abschnittes unseres Darms. Diese untersten 15 Zentimeter werden auch Mastdarm oder Rektum genannt und sind zusammen mit dem Afterkanal ein Teil des Enddarms. Wird der Darm aufgrund unterschiedlicher Ursachen gereizt, reagiert das Gewebe mit einer Entzündung.
Die Symptome einer solchen Entzündung sind vielfältig und an der jeweiligen Grunderkrankung ausgerichtet. Als Leitmerkmale einer Proktitis gelten Schmerzen beim Stuhlgang, blutig-schleimige Stuhlauflagerungen sowie ein nicht kontrollierbarer Ausfluss aus dem Rektum.
Der Darm ist bekanntermaßen für die Verdauung unserer Nahrungsmittel zuständig. Genau genommen beginnt die Verdauung bereits in der Mundhöhle und endet mit der Ausscheidung nicht verwertbarer Nahrungsbestandteile aus dem Enddarm. In den fünf bis sechs Metern des Dünndarms und Dickdarms wird unsere Nahrung aufgespalten und die verwertbaren Nährstoffe dem Organismus zur Verfügung gestellt. Der Dickdarm als letzter Teil des Darms dient der Eindickung der verbliebenen Nahrungsbestandteile, indem noch enthaltenes Wasser entzogen wird.
Ein kräftiger Muskel, der Anus, und ein Geflecht von Blutgefäßen (Hämorrhoiden) halten den Stuhl zurück. Bei einer Füllung des Enddarms lösen sie durch Nervenimpulse den Stuhldrang aus.
Im Darm, vor allem dem Dickdarm, ist das sogenannte Mikrobiom beheimatet. Das sind viele Milliarden Bakterien, welche an der Verdauung beteiligt sind und gleichzeitig einen immens wichtigen Teil unseres Immunsystems darstellen.
Bei der Proktitis handelt es sich um ein entzündliches Geschehen im Bereich des Enddarmes. Eine Entzündung wird häufig mit einer Infektion durch Krankheitserreger gleichgesetzt. Man spricht jedoch immer dann von einer Entzündung, wenn Gewebe auf einen schädlichen Reiz mit einer Abwehrantwort (Symptom) reagiert. Dieser Reiz kann durch eine Infektion, aber auch durch andere Ursachen entstehen.
Die Ansteckung mit krankmachenden Erregern ist die häufigste Ursache eines entzündlichen Geschehens beim Enddarm. Im Vordergrund stehen hier die sexuell übertragbaren Krankheiten. Geschlechtskrankheiten sind in jüngerer Zeit wieder auf dem Vormarsch. Nicht nur die Globalisierung, sondern vor allem veränderte Sexualpraktiken leisten der infektiösen Proktitis Vorschub. Ungeschützter Analsex kann nicht nur eine Erkrankung mit dem HIV verursachen, auch die zeitweise fast in Vergessenheit geratene Lues (Syphilis) und Gonorrhoe (Tripper) werden in diesem Zusammenhang diagnostiziert. Zu den durch Sexualverkehr übertragbaren Infektionen mit der möglichen Folge einer Proktitis gehören ebenfalls solche durch Erreger wie
HIV wiederum begünstigt die Infektion des Enddarms mit verschiedenen anderen Erregern wie dem Humanen Papillomvirus oder Chlamydien. Besonders anfällig sind Patienten, bei denen es durch die HIV-Infektion bereits zum vollen Krankheitsbild AIDS gekommen ist. Eine allgemeine Abwehrschwäche begünstigt in jedem Fall ein Infektionsrisiko und damit eine Entzündung im Enddarm.
Neben den sexuell übertragbaren Keimen stellen beispielsweise den Darm befallende (darmpathogene) Keime wie Salmonellen, Campylobacter oder Shigellen eine Ursache dar.
Eine besondere, ernsthafte Erkrankung besteht in der durch die Einnahme von Antibiotika hervorgerufenen pseudomembranösen Colitis. Dabei zerstört das Bakterium Clostridium difficile die normale Darmflora, kann sich auf diesem Weg stark entfalten und ebenfalls zu einer Proktitis führen.
Zu den Krankheitsbildern, bei denen es zu einer dauerhaften oder wiederkehrenden Entzündung kommt, zählen die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Die am weitesten verbreiteten Angehörigen dieser Gruppe sind der Morbus Crohn und die Colitis ulcerosa. Beide können mit einer Proktitis einhergehen, unterscheiden sich jedoch im Verhalten, wie ihr Entzündungsgeschehen fortschreitet.
Beim Morbus Crohn greift die Entzündung in alle Schichten des Darms über, während bei der Colitis ulcerosa nur die oberen, dem Darminneren zugewandten Schichten betroffen sind.
Hinsichtlich der längenmäßigen Ausbreitung sind die Unterschiede ebenfalls von diagnostischer Bedeutung. Der Morbus Crohn breitet sich segmental aus. Das heißt, folgt ein erneuter Krankheitsschub, kann ein bisher noch nicht an die Entzündung angrenzendes Darmsegment betroffen werden (beispielsweise im Dünndarm, Dickdarm, Enddarm). Dagegen breitet sich die Entzündung bei der Colitis ulcerosa vom Enddarm beginnend (Proktitis ulcerosa) allmählich aus, im Extremfall bis zur Mundschleimhaut.
Allergien sind entzündliche Reaktionen auf bestimmte Substanzen (Allergene). Sie können einerseits zu einer sofortigen Reaktion führen (Typ-I-Allergie wie zum Beispiel Heuschnupfen), aber auch mit einiger Verzögerung auftreten (Typ-IV-Allergie bis zu 72 Stunden später). Bei einer Proktitis kann der Kontakt direkt mit dem Enddarm ursächlich sein. Verschiedene in Zäpfchen enthaltene Substanzen können zu solchen allergischen Reaktionen führen, wenn sie in direkte Verbindung mit dem Enddarm kommen (cortisonhaltige Präparate, Abführmittel, Trägersubstanzen). Ähnliches gilt bei Gleitgelen, die bisweilen mit Duftstoffen und Konservierungsmitteln versetzt sind, auf die ein Mensch allergisch reagieren kann. Treten allergische Reaktionen nach oder während des Gebrauchs von Kondomen auf, handelt es sich am wahrscheinlichsten um eine Latexallergie.
Diskutiert wird ebenso das Auftreten einer Proktitis infolge einer durch Nahrungsmittel verursachten Allergie (gastrointestinal vermittelte Allergie). Eine Entzündung des Enddarmes als alleiniges Symptom eines allergischen Geschehens ist indes eher selten zu beobachten.
Bei den möglichen Ursachen muss auch an eine mechanische Beeinflussung gedacht werden. Organisch bedingt sind hier vor allem ein Rektumprolaps (der Enddarm stülpt sich aus dem Körperinneren heraus) oder ein verhärteter Stuhl (Stuhlimpaktion) zu nennen.
Der Einsatz äußerlicher Mittel wie Seifen oder Alkohole sowie das Spülen des Enddarmes mit heißem Wasser oder Kaffeesatz (dient im naturheilkundlichem Ansatz der Entgiftung) konnten als Auslöser einer Proktitis ausgemacht werden.
Bisweilen werden Einrisse der Darm- und Analschleimhaut durch das Einführen von Fremdkörpern wie Sexspielzeugen oder durch einen extrem praktizierten Analverkehr diagnostiziert. Durch diese Schäden kann es zu einer Proktitis kommen.
Eine nicht seltene Nebenwirkung einer Strahlentherapie findet sich in der Symptomatik einer Proktitis. Diese kommt insbesondere vor, wenn es sich um die Behandlung eines Mastdarmtumors oder Prostatatumors handelt.
Eine Proktitis kann gleichfalls in der Folge eines Migräneanfalles auftreten. Ursache ist hingegen nicht die Migräne selbst, sondern das Einführen des Wirkstoffes Ergotamin als Zäpfchen. Die Substanz, die aus Mutterkorn (einem giftigen Getreidepilz) stammt, führt zur Bildung von Geschwüren am Enddarm, was als anorektaler Ergotismus gangraenosus bezeichnet wird.
Darüber hinaus muss von der Möglichkeit ausgegangen werden, dass eingenommene Medikamente in ursächlichem Zusammenhang mit einer Proktitis stehen. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR, eine Gruppe bekannter Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure/ASS) werden oftmals bei Entzündungen des Magen-Darm-Traktes benannt. Ovulationshemmer (Mittel zur Empfängnisverhütung) und Abführmittel stehen ebenfalls im Verdacht, eine Proktitis auslösen zu können.
Wie beschrieben sind die Darmbakterien (Mikrobiom) wesentlich für ein gut funktionierendes Immunsystem verantwortlich. Unser Mikrobiom ist für eine intakte Schleimhautbarriere wichtig. Schon geringe Verschiebungen der Zusammensetzung im Darm können eine schädliche Wirkung auf das Abwehrsystem nach sich ziehen. Falsche Ernährung, Antibiotika sowie Stress sind hier maßgebliche Faktoren und können Entzündungen fördern.
Trotz der vielen unterschiedlichen Ursachen, die eine Proktitis hervorrufen können, ähneln sich die Beschwerden oftmals. Neben allgemeinen Symptomen gibt es für die jeweilige Ursache jedoch spezifische Anzeichen.
Patienten, welche unter einer Proktitis leiden, werden häufig von Müdigkeit und einer allgemeinen Leistungsverminderung berichten. Fieber ist möglich, bei chronischen Entzündungen ist Fieber jedoch nicht verbreitet.
Eines der Hauptsymptome ist das Gefühl, der Darm wäre nicht entleert oder es würde sich ein Fremdkörper im Enddarmbereich befinden. Der ständige Drang, den Darm zu entleeren, wirkt sich auf den Alltag des Patienten äußerst belastend aus. Dieser starke Stuhldrang, der oft mit Schmerzen einhergeht, wird als Tenesmus bezeichnet. Der Stuhlgang findet sehr häufig statt oder ist unregelmäßig. Die Durchfälle können schleimig aussehen.
Milde Formen der Proktitis beginnen mit Juckreiz und einer leichten Schmerzempfindlichkeit, die auf eine Reizung des Analbereiches hinweist. Ein bisweilen heftiger Druckschmerz im Bereich des Anus äußert sich bei einer ausgeprägten Entzündung mit Problemen beim Sitzen sowie beim Laufen. Hier ist dann mit Blut oder Eiter auf dem Stuhl zu rechnen. Blässe am ganzen Körper, Konzentrationsstörungen und Leistungsabfall sind eventuell die Folge starker Blutungen.
Ist ein Stadium der Erkrankung erreicht, in dem es dem Patienten teils nicht mehr möglich ist, die Kontrolle über den Schließmuskel zu besitzen (Stuhlinkontinenz), muss dringend ein Arzt hinzugezogen werden.
Patienten mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung, bei denen es zu einer Fistelbildung gekommen ist, sollten mit einem Arztbesuch nicht warten. Unter Fisteln versteht man unnatürliche Verbindungen, welche vom Darm ausgehend zur Hautoberfläche oder zu anderen Organen leiten. Eine derartige Verbindung kann für den Patienten ein ernsthaftes Risiko darstellen. Sie können zu Schmerzen führen und wenn sie an der Haut münden, kann dort Eiter und Sekret abgehen.
Die Übergangszone von Darmschleimhaut und Analbereich (Linea dentata) ist durch Einbuchtungen und Erhebungen (Krypten und Papillen) gekennzeichnet. Eine Sonderform der Proktitis bilden die Entzündungen dieser Region. Diese werden als Kryptitis und Papillitis bezeichnet. Ist die Linea dentata bei einer Proktitis beteiligt, wird der Patient dies vor allem durch eine deutlich gesteigerte Schmerzempfindlichkeit im Bereich des Anus spüren.
Ist dieser Bereich durch eine Entzündung vorgeschädigt, folgen häufig Infektionen durch das Humane Papillomavirus (HPV). Äußerlich macht sich das HP-Virus durch die Ausbildung sogenannter Feigwarzen (Genitalwarzen) am Ausgang des Darms bemerkbar. Einrisse der Analschleimhaut (Analfissuren) treten nicht selten als Begleiterscheinung auf.
Infektionskrankheiten nehmen unter den Ursachen der Proktitis eine besondere Stellung ein, da sie sich vielfach nicht in einer eindeutigen Symptomatik äußern.
Ist die Proktitis die Folge einer Gonorrhoe (Tripper), muss dies nicht zwingend mit Schmerzen einhergehen. In anderen Fällen können die Schmerzen jedoch heftig sein. Weitere Symptome wie Durchfälle, Juckreiz oder blutig-eitriger Ausfluss sind kein Alleinstellungsmerkmal für die Infektion mit diesem sexuell übertragbaren Erreger. Entscheidend können hier vorausgegangene sexuelle Praktiken und mögliche typische Beschwerden beim Partner sein.
Bei einer Syphilis (Lues) kommen die Anzeichen denen bei einer Gonorrhoe nahe. Erst weitere Symptome können den Verdacht der Syphilis als Ursache der Proktitis erhärten. Im Falle der Syphilis treten in Verlauf des Primärstadiums schmerzhafte Geschwüre (harter Schanker) auf.
Infektionen mit Chlamydien verlaufen in vielen Fällen symptomlos. Zu einer Entzündung des Enddarmes kommt es vor allem aufgrund einer Infektion beim Analverkehr. Mit 20 Prozent aller infektiös bedingten Erkrankungen zählt die Chlamydien-Proktitis zu den häufigsten Ursachen. Sie sind eine Ausprägungsform des Krankheitsbildes Lymphogranuloma venereum (LGV), das durch Geschwüre an den Genitalien oder auch am Enddarm oder Mund gekennzeichnet ist. Nach einigen Wochen kommt es zu einer schmerzenden Lymphknotenschwellung. Vor allem bei homosexuellen Männern ist das Risiko, an einem Lymphogranuloma venereum zu erkranken, in Europa stark angestiegen. Verwachsungen des Darms sowie Geschwüre, einhergehend mit eitrigen Ausflüssen und Unterbauchschmerzen, sind typische Anzeichen des LGV bei einem Befall des Enddarms.
Erkrankungen am Enddarm durch das Herpes-simplex-Virus (Typ 2, selten auch Typ 1) zählen zu den Geschlechtskrankheiten. Sie können für den Betroffenen unbemerkt verlaufen, äußern sich jedoch vor allem bei entsprechend schlechter Immunlage durch kleine, schmerzhafte Bläschen, wie sie beim Lippenherpes bekannt sind. Im Verlauf entstehen dort kleine offene Stellen und Geschwüre. Eine Herpes-Proktitis kann stark schmerzhaft sein.
Während Entzündungen sich bei einer Infektion oder mechanischen Schädigungen meist auf den Enddarm beschränken, können bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) zusätzliche Abschnitte des Magen-Darm-Traktes betroffen sein. Schmerzen und Durchfall, teilweise mit Blut, sind charakteristisch für Schübe von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Bei einem umfangreichen Krankheitsgeschehen kann neben verstärkten allgemeinen Symptomen zusätzlich die Funktion des Darmes stark beeinträchtigt sein. Anzeichen einer Mangelversorgung des Organismus sind die Folge einer verminderten Aufnahme von Nährstoffen (Malabsorption) in den Blutkreislauf.
Insbesondere sexuelle Praktiken, bei denen Fremdkörper in den Darm eingeführt werden, führen immer wieder zu Einrissen und Blutungen in diesen Regionen. Bei wiederholtem Geschehen können diese Verletzungen zu Entzündungen mit den bekannten Anzeichen führen.
Die Krankheitszeichen alleine lassen noch keinen Rückschluss auf die mögliche Ursache zu. In einem ausführlichen Gespräch muss der Arzt möglichen Auslösern auf den Grund gehen. Die Frage nach bisher durchgemachten Krankheiten, der Einnahme von Medikamenten oder einer Strahlentherapie sind entscheidend für die Diagnosefindung. Einen wichtigen Hinweis kann die Frage nach den sexuellen Gewohnheiten bringen. Sowohl auf der Seite des Arztes als auch für den Patienten ist es wichtig, sich eindeutig und ohne Zurückhaltung dem Thema zu stellen.
Vielleicht mit Scham und möglicherweise mit Schmerzen verbunden muss der Arzt den Darmausgang mittels der sogenannten digital-rektalen-Untersuchung (Untersuchung des Enddarmes mit dem Finger) begutachten. Entzündliche Veränderungen sind auf diese Weise rasch zu entdecken. Darüber hinaus können starre Proktoskope (röhrenartige Instrumente) einen Einblick in das Krankheitsgeschehen des gesamten Enddarmes bieten. Ein Abführen (Reinigen) des Darmabschnittes ist meist ebenso wenig notwendig wie eine lokale Narkose oder Beruhigungsmittel.
Werden Abweichungen vom Gesunden erkannt, wird der Arzt eine Rektoskopie (Spiegelung des Enddarms) beziehungsweise Koloskopie (Spiegelung des Dickdarmes) durchführen. Bei dieser Untersuchungsmethode wird ein flexibles Rohr (Endoskop) durch den Anus in den Darm eingeführt. Die Länge des Endoskops richtet sich nach dem Verdacht der entzündeten Darmabschnitte. Hierdurch können Rötungen, entzündliche Auflagerungen und Geschwüre sowie deren Ausdehnung im Darm festgestellt werden. Insbesondere ein Morbus Crohn oder eine Colitis ulcerosa sind auf diese Weise weitestgehend sicher zu diagnostizieren.
Kommen Krankheitserreger als Auslöser einer Proktitis in Betracht, können mit den klinischen (am Patienten stattfindenden) Methoden lediglich die Anzeichen der Entzündung festgestellt werden. Eine genaue Erhebung der Ursache kann in diesem Fall nur das Labor erreichen.
Als Anzeichen für eine Entzündung finden sich eine verlängerte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG), die Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) ist erhöht und es findet sich ein gestiegener Wert des C-reaktiven Proteins (CRP). Außer im Blut kann eine Entzündung durch Bestimmung des Calprotectins im Stuhl nachgewiesen werden.
Die Bestimmung von Eisen im Blut als Marker einer Eisenmangelanämie (Blutarmut, die durch Blutabgang bei einer Proktitis entstehen kann) spielt eine wichtige Rolle. Eine mögliche Unterversorgung mit Nährstoffen aufgrund der Darmentzündung kann durch die Bestimmung der Konzentration des Vitamins B12 belegt werden.
Der Nachweis einer Infektion mit bestimmten Erregern kann meist rasch mit serologischen Methoden (Nachweis über Antikörper-Reaktionen) oder einer PCR (Polymerase-Ketten-Reaktion) erbracht werden.
Aus einem Abstrich von After und Mastdarm gelingt es, im Labor durch eine Bakterienkultur entsprechende Keime nachzuweisen.
Die Zunahme von Allergien, gerade auch der gastrointestinal vermittelten Allergien (Nahrungsmittelallergien), muss eine ausführliche Allergiediagnostik zur Folge haben. Da ein Nachweis im Labor bisweilen nicht zu führen ist, kommt einer ausführlichen Erhebung der Ernährungsgewohnheiten und möglichen Unverträglichkeiten eine besondere Bedeutung zu.
Darüber hinaus ist eine Befragung hinsichtlich der Krankheitszeichen beim Sexualpartner angezeigt, da Infektionskrankheiten leicht übertragen werden.
Die vielfältigen Ursachen einer Proktitis erfordern ein genaues Hinsehen und aufmerksames Zuhören durch den behandelnden Arzt. Wird der Auslöser nicht entdeckt, führt das zu einer fehlgeleiteten Therapie und zu ständigen Rückfällen.
Je nach den Krankheitszeichen muss außerdem beispielsweise an eine Zöliakie (Sprue), an einen Befall mit Darmparasiten oder an Autoimmunerkrankungen (Krankheiten mit fehlgeleitetem Immunsystem gegen eigenes Gewebe) gedacht werden. Die Patienten selbst denken bei den ersten Symptomen zuerst oft an eine Erkrankung der Hämorrhoiden, was sich durch den Arzt allerdings schnell klären lässt.
Eine Behandlung der Proktitis wird sich an den Ursachen orientieren. Im Vordergrund steht, sofern machbar, die Vermeidung des auslösenden Faktors sowie eine medikamentöse Behandlung.
Zu den einfachen Maßnahmen, die möglicherweise die Symptome bessern können, gehören Darmeinläufe, bei denen Wasser in den Darm eingespült wird. Eine Stuhlregulation, bei der beispielsweise Flohsamen zum Einsatz kommen, zeigt sich ebenfalls als sinnvoll.
Medikamentös lindern entzündungshemmende Substanzen in unterschiedlichen Darreichungsformen in erster Linie die akuten Schmerzen.
Zur Behandlung ansteckender Geschlechtskrankheiten und anderer bakterieller Erreger stehen spezifisch wirkende Antibiotika zur Verfügung. Dazu gehören Mittel wie Doxycyclin, Ceftriaxon oder Ciprofloxacin.
Durch Viren verursachte Entzündungen können mit virenhemmenden Medikamenten (Virustatika) und entzündungshemmenden Mitteln therapiert werden. Erst der Verdacht einer zusätzlichen bakteriellen Besiedelung begründet die Gabe von antibiotisch wirkenden Medikamenten.
Die Therapie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen ist selbst für erfahrene Mediziner eine Herausforderung. Zur Anwendung kommen cortisonhaltige Präparate und Immunsuppressiva (diese unterdrücken das Immunsystem). Mesalazin ist ein Medikament, das üblicherweise gegeben wird. Bei der Behandlung von Morbus Crohn werden mit sogenannten TNF-alpha-Blockern und Azathioprin Fortschritte erzielt. Allen diesen Medikamenten gleich ist die Gefahr teils erheblicher Nebenwirkungen, da sie vielfach über Jahre verabreicht werden müssen.
Kontaktallergien lassen sich am ehesten durch das Weglassen des Auslösers beseitigen. Die Behandlung von Nahrungsmittelallergien kann durch eine entsprechende Unterlassungsdiät (Eliminationsdiät) stattfinden. In schweren Fällen müssen jedoch auch hier Medikamente zum Einsatz kommen.
Alternative Behandlungsmethoden sowie die sorgsame Auswahl der Nahrungsmittel sind bei allen Erkrankungen des Magens und Darmes von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Probiotische Lebensmittel wie Sauerkraut oder Naturjoghurt unterstützen unser Mikrobiom und können auf diesem Weg entzündungshemmend wirken. Das Harz des Pistazienbaumes (Mastixharz) wirkt sich positiv auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen aus. Speziell bei einer Proktitis bei Colitis ulcerosa zeigt die Einnahme von Weizengrassaft aufgrund seines hohen Anteils an Antioxidantien eine nachweisbare Wirkung.
Die in der Traditionellen Chinesischen Medizin verbreitete Methode der Akupunktur hat einen Effekt bei der Erhaltungstherapie von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn.
Bei der Proktitis handelt es sich in erster Linie um eine Entzündungsreaktion im Enddarm. Die verschiedenen Ursachen können indes zu weiterreichenden Beschwerdebildern führen. Gerade langanhaltende Verläufe führen zu schmerzhaften Einrissen und Abszessen (abgegrenzten Eiterhöhlen).
Treten Komplikationen auf, werden diese vor allem durch die Ersterkrankung verursacht. Nicht selten kommen erst in einem späteren Krankheitsverlauf zusätzliche Beschwerden hinzu. So steigt das Risiko eines Darmkrebses mit zunehmender Dauer und Schwere der Proktitis.
Entscheidend für den Heilungsprozess ist das Einhalten der ärztlichen Vorgaben. Analer Geschlechtsverkehr sowie andere Reizungen des Enddarmes müssen unbedingt vermieden werden. Nahrungsmittel, die der Betroffene nicht gut verträgt, sollten ausgelassen werden.
Der Arzt wird im Verlauf der Behandlung die Entzündung und mögliche Infektionen durch Untersuchungen wie einen Abstrich kontrollieren. Erst wenn die Proktitis gesichert abgeheilt ist, kann auf die Medikation und eventuelle Vorsichtsmaßnahmen verzichtet werden.
Bei der Vorbeugung einer Proktitis ist Safer Sex ein wichtiges Schlagwort. Viele Jahre nach der Entdeckung des HIV muss gerade durch den großzügigeren und freien Umgang mit Sex an die Risiken einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Erkrankungen gedacht werden. Ungeschützter Geschlechtsverkehr bei wechselnden Partnern sollte in beider Interesse vermieden werden. Viele Hersteller bieten mittlerweile latexfreie Kondome an, sodass einer selbstverständlichen Verwendung auch bei Allergikern nichts im Wege steht.
Auch bei einer durch Strahlen oder Verletzungen bedingten Proktitis ist die Vermeidung an erster Stelle zu sehen.
Durch den Verzicht auf Nikotin lässt sich das Risiko mancher Darmerkrankungen deutlich senken.
Zur Vorbeugung gehört gleichfalls, die Einnahme der verordneten Medikamente, vor allem von Antibiotika, gewissenhaft zu Ende zu führen, um Rückfälle zu vermeiden.
Netdoktor: https://www.netdoktor.de/krankheiten/proktitis/ (online, letzter Abruf: 19.09.2019)
MSD Manual: https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/gastrointestinale-erkrankungen/anorektalkrankheiten/proktitis (online, letzter Abruf: 19.09.2019)
Vetter, C. CME (2017) 14: 40. https://doi.org/10.1007/s11298-017-6330-5
aktualisiert am 20.09.2019